NEW YORK (Dow Jones)--Für das Griechenland-Referendum hatten die Anleger an der Wall Street am Montag kaum mehr als ein Achselzucken übrig. Die Griechen hatten am Sonntag mit großer Mehrheit "Nein" zu den Vorschlägen der internationalen Gläubiger gesagt. Doch die Wall Street zeigte sich davon noch weniger belastet als bereits die europäischen Märkte, die zwar deutlicher nachgaben, aber von Panik weit entfernt waren. Dagegen reagierten die US-Anleihen mit einer Rally auf die Nachrichten.
Die Verluste blieben gering; vorübergehend hatten die Indizes sogar leicht ins Plus gedreht. Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 17.684 Punkte, der S&P-500 gab 0,4 Prozent nach und der Nasdaq-Composite 0,3 Prozent. Umgesetzt wurden 937 (Donnerstag: 725) Millionen Aktien. Den 1.190 (1.589) Kursgewinnern standen an der NYSE 1.997 (1.567) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 77 (103) Titel. Am Freitag fand in den USA kein Handel statt.
"Am Markt dürfte weiter die Hoffnung bestehen, dass es doch noch zu einer Einigung kommt", so Analyst Neil Mellor von BNY Mellon. Eine deutlichere Reaktion nach oben oder unten dürfte es erst dann geben, wenn mehr Klarheit über die weitere Zukunft Griechenlands besteht, ergänzte der Teilnehmer. Während die beteiligten Parteien am Montag prinzipielle Gesprächsbereitschaft signalisierten, sehen Beobachter eine gestiegene Wahrscheinlichkeit für ein griechisches Euro-Aus. Einstweilen hat sich auch das Weiße Haus eingeschaltet und alle beteiligten Parteien zu einer raschen Lösung gedrängt.
Chef-Investmentstratege Russ Koesterich von Blackrock sagte indes, das Thema Griechenland dürfte keine länger anhaltende Belastung für die globale Wirtschaft oder die Finanzmärkte darstellen. "Wohl wichtiger für die US-Anleger wird die Berichtssaison zum zweiten Quartal sein", so seine Meinung. Erstes größeres Berichtsunternehmen wird wie immer Alcoa am Mittwoch sein. Diesmal dürfte es den Unternehmen leichter fallen, die Prognosen zu schlagen. Denn die Schätzungen seien "aggressiv" nach unten genommen worden, die US-Wirtschaft habe sich erholt und die Dollarstärke habe sich etwas abgemildert, sagt Blackrock.
Auf der Konjunkturagenda stand zu Wochenbeginn lediglich der ISM-Index für das Nicht-verarbeitende Gewerbe, der leicht schwächer als prognostiziert ausfiel. Er konnte indes keinen Impuls setzen, zumal die die Blicke bereits auf das Protokoll der Fed-Sitzung aus dem Juni gerichtet ist, das am Mittwoch ansteht.
Der Schreck beim Euro über den Ausgang des Griechenland-Referendums hielt sich ebenfalls in Grenzen. Kurzzeitig rutschte die Gemeinschaftswährung unter die Marke von 1,10 Dollar, konnte sich aber recht schnell wieder über diesem Niveau stabilisieren und notierte schließlich bei 1,1054 Dollar. Allerdings hatte der Euro zum Wochenausklang noch knapp über der Marke von 1,11 Dollar gelegen. Doch am vergangenen Montag, nach der Ankündigung des Referendums, fielen die Verluste des Euro deutlicher aus. Der Devisenmarkt gewöhne sich an Griechenland-"Schocks", hieß es von der Commerzbank.
Der Goldpreis konnte von seinem Ruf als sicherer Hafen nicht profitieren. Die Feinunze zeigte sich mit 1.169 Dollar kaum verändert. Im Zaum gehalten werde der Goldpreis übergeordnet von der Erwartung steigender Zinsen in den USA, womit das Edelmetall an Attraktivität verliere, so Beobachter.
Dagegen ging es mit den US-Staatsanleihen nach dem mehrheitlichen "Nein" der Griechen kräftig aufwärts. Schon im Vorfeld des Referendums hatten Anleger verstärkt auf US-Anleihen gesetzt. Die Griechenland-Krise ist zudem noch lange nicht vorbei, merkte ein Beobachter an. Die Rendite zehnjähriger Titel reduzierte sich um elf Basispunkte auf 2,28 Prozent.
Massiv nach unten liefen die Ölpreise. Die Blicke waren weiterhin auf die Atom-Verhandlungen mit dem Iran gerichtet. Sollten die Sanktionen wegfallen, will Iran seine Ölexporte verdoppeln und damit die Ölflut weiter steigen lassen. Im übrigen hätten das enttäuschende Wachstum in China und sogar die Griechenlandkrise die Sorge nach einer sich weiter abschwächenden Nachfrage geweckt, hieß es aus Händlerkreisen. Ein Barrel der Sorte WTI kostete 52,53 Dollar, ein Minus von 7,7 Prozent zum Freitag. Der Preis für Brentöl verlor 6,5 Prozent auf 56,45 Dollar.
Auf Unternehmensseite steht eine milliardenschwere Transaktion im Blickpunkt. Der Versicherungskonzern Aetna übernimmt den Wettbewerber Humana und blättert dafür 37 Milliarden US-Dollar oder 230 Dollar je Aktie auf den Tisch. Zwar wurde die Transaktion bereits am Freitag bekannt gegeben, doch wegen des handelsfreien Tages gab es erst zu Wochenbeginn eine Reaktion. Für die Aktie von Humana ging es 3,3 Prozent auf 193,63 Dollar nach oben, Aetna fielen dagegen um 4,1 Prozent zurück.
Nach der bereits am Donnerstag bekannt gewordenen Übernahme von Health Net durch den Krankenversicherer Centene für 6,8 Milliarden Dollar fiel die Aktie von Centene um weitere 1,6 Prozent. Am Donnerstag waren die Titel schon um 8 Prozent eingebrochen. Als "einen strategischen Geniestreich", der die Umsatzentwicklung sehr begünstigen dürfte, bezeichnen die Analysten von Sterne Agee die geplante Übernahme.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.683,58 -0,26 -46,53 S&P-500 2.068,76 -0,39 -8,02 Nasdaq-Comp. 4.991,94 -0,34 -17,27 Nasdaq-100 4.418,66 -0,33 -14,73Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2-jähr. 100 2/32 +3/32 0,589% -4,4 Bp 1% 3-jähr. 100 18/32 +6/32 0,931% -6,4 Bp 1 5/8% 5-jähr. 100 11/32 +14/32 1,551% -9,2 Bp 2 1/8% 7-jähr. 100 27/32 +22/32 1,992% -10,5 Bp 2 1/8% 10-jähr. 98 20/32 +31/32 2,280% -11,1 Bp 2 1/2% 30-jähr. 98 18/32 +2-8/32 3,074% -11,8 Bp
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.16 Uhr Fr, 17.31 Uhr EUR/USD 1,1054 0,00% 1,1054 1,1100 EUR/JPY 135,40 -0,03% 135,44 136,21 EUR/CHF 1,0420 -0,04% 1,0424 1,0448 USD/JPY 122,53 -0,01% 122,54 122,71 GBP/USD 1,5604 0,12% 1,5585 1,5573 === Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com
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July 06, 2015 16:13 ET (20:13 GMT)
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