13.12.2018 16:10:43
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MÄRKTE EUROPA/Draghi kann Aktien und Anleihen stützen
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ziehen die Kurse am Donnerstagnachmittag etwas an. Der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,6 Prozent auf 3.126 Punkte, und der DAX zieht um 0,4 Prozent auf 10.973 an. Gestützt wird die Stimmung von der Europäischen Zentralbank. EZB-Chef Mario Draghi beendet zwar wie erwartet die Anleihenkäufe, hat aber auch die Wachstums- und Inflationsprognosen nach unten genommen.
"Draghi hat sich ziemlich taubenhaft gegeben", sagt Ulrich Leuchtmann, Devisenanalyst der Commerzbank. "Er hat den Schwerpunkt auf die Risiken gelegt und damit klar gemacht, dass die EZB Gewehr bei Fuß steht, um bei einer weiteren Abschwächung einzugreifen", so Leuchtmann. Der Euro ist leicht zurückgefallen auf 1,1340 Dollar nach 1,1380 Dollar vor der Rede. Leuchtmann erwartet, dass der Euro die Spanne von 1,13 bis 1,14 Dollar erst einmal nicht nachhaltig verlässt.
Nach unten geht es mit den Anleihenrenditen in Deutschland. Der Bund-Future zieht etwas an und testet die Marke von 163 Prozent. Die EZB will die Anleihenbestände über die Re-Investitionen dem Kapitalschlüssel annähern. "Das ist für Bundesanleihen bullisch", sagt ein Beobachter. Für italienische Anleihen ist es ungünstig, ihre Renditen ziehen von den Tagestiefs an.
Auf der Aktienseite wird die Draghi-Rede ebenfalls positiv beurteilt. "Der Draghi-Put bleibt im Spiel", so ein Händler. Er bezieht sich damit auf die Erwartungshaltung, die EZB werde bei größeren Marktturbulenzen stabilisierend eingreifen. Dass DAX und Euro-Stoxx-50 nicht stärker steigen, wird mit einer Atempause nach der jüngsten 400-Punkte-Rally begründet.
Versorger vorne - Weihnachtsgeschenk für Vorzugsaktionäre von RWE
Gefragt sind vor allem die als konjunkturresistent geltenden Versorgerwerte. Ihr Index zieht um 1,3 Prozent an. Enel steigen um 2 Prozent. Die Stammaktien von RWE ziehen um 1,9 Prozent an auf 19,59 Euro. RWE will die Vorzugsaktien nun in Stämme tauschen, die Vorzüge schießen deshalb um gut 18 Prozent auf 19,18 Euro in die Höhe.
Auto-Aktien weiter auf Erholungskurs - China treibt BMW
Auf der Gewinnerseite stehen auch die Automobiltitel, deren Index um 0,7 Prozent steigt. Die Autotitel würden besonders stark von einer Einigung im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit profitieren. BMW legen 2,2 Prozent zu. Bei BMW überrascht der China-Absatz bereits wieder positiv. "Gerade von China hatte man das angesichts der nachrichtlichen Dominanz des Handelsstreits nicht erwartet", sagt ein Händler. Der Absatz von BMW zog dort um 10,3 Prozent zum Vorjahr an. Renault-Aktien steigen noch stärker um 2,7 Prozent.
Auf der Verliererseite stehen dagegen die Ölaktien mit einem Minus von 0,3 Prozent in ihrem Stoxx-Branchen-Index. Die Internationale Energie-Agentur spricht ihn ihrem neuen Monatsreport von global steigenden Öllagerbeständen. Sie lägen nun erstmals seit März wieder über dem Fünfjahresdurchschnitt.
Metro stark unter Druck
Nicht gut kommen die Geschäftszahlen von Metro an. Das Russland-Geschäft sei schwächer als befürchtet ausgefallen, operativ sei es insgesamt nicht rund gelaufen. Der Kurs bricht um 8,9 Prozent ein. Berichte, wonach das Bieterinteresse an der zum Verkauf stehenden Tochter Real hoch sein soll, stützen damit offensichtlich nicht. Händler hatten vorbörslich noch darauf gehofft. "Das lässt auf einen guten Preis hoffen", sagt ein Händler mit Blick auf einen Handelsblatt-Artikel. Metro selbst zeigt sich "zufrieden" mit dem Interesse an Real.
Als "in Ordnung" werden die Geschäftszahlen von Tui im Handel bewertet. Der Dividendenanstieg sei gut, auch der Anstieg des Nettogewinns. Das Geschäft mit den Winterbuchungen hätte etwas besser ausfallen können: "Aber auf jeden Fall sieht es besser aus als bei Thomas Cook", sagt ein Händler. Der Kurs steigt um 5,1 Prozent.
Nächster Kurseinbruch bei Tom Tailor - Bonmarche minus 43 Prozent
Tom Tailor knicken um 10 Prozent ein nach neuen Hiobsbotschaften. Der Modekonzern muss eine massive Abschreibung auf die Marke Bonita vornehmen und wird seine bereits gesenkte Margenprognose für dieses Jahr nicht erreichen. Überhaupt ist der Tag kein guter für die Modebranche an der Börse. Nach zwei Gewinnwarnungen von US-Branchenunternehmen verschreckt der britische Damenmode-Einzelhändler Bonmarche mit CEO-Aussagen, wonach das aktuelle Marktumfeld "deutlich schwächer ist als während der Rezession 2008/09." Die Aktie bricht um 43 Prozent ein.
Der Kurseinbruch beim schweizerischen Vermögensverwalter GAM Holding AG nimmt wieder Fahrt auf. Die Ankündigung eines "umfassenden Restrukturierungsprogramms" mit entsprechenden Entlassungen klinge sehr negativ, der erwartete Jahresverlust sei drastisch und auch der Dividendenausfall für 2018 belaste, sagen Händler. Der Titel rauscht um 23 Prozent gen Süden.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.126,05 0,58 18,08 -10,79
Stoxx-50 2.875,19 0,29 8,17 -9,52
DAX 10.972,59 0,39 43,16 -15,06
MDAX 22.572,69 -0,22 -49,46 -13,85
TecDAX 2.563,18 -0,03 -0,78 1,35
SDAX 9.994,88 -0,26 -25,73 -15,92
FTSE 6.900,11 0,29 19,92 -10,50
CAC 4.916,80 0,15 7,36 -7,45
Bund-Future 162,95 0,19 3,65
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7:50 Uhr Mi, 18:03 % YTD
EUR/USD 1,1352 -0,17% 1,1374 1,1362 -5,5%
EUR/JPY 128,93 +0,09% 129,00 128,69 -4,7%
EUR/CHF 1,1281 -0,13% 1,1298 1,1273 -3,7%
EUR/GBP 0,8982 -0,21% 0,9009 0,8974 +1,0%
USD/JPY 113,58 +0,26% 113,44 113,26 +0,8%
GBP/USD 1,2638 +0,04% 1,2622 1,2660 -6,5%
Bitcoin
BTC/USD 3.382,00 -0,98% 3.360,51 3.445,14 -76,5%
ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut
Deutschland 2 J. -0,59 -0,57 0,02
Deutschland 10 J. 0,27 0,28 -0,16
USA 2 Jahre 2,77 2,77 0,88
USA 10 Jahre 2,91 2,91 0,50
Japan 2 Jahre -0,15 -0,14 -0,01
Japan 10 Jahre 0,05 0,05 0,00
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 51,35 51,15 +0,4% 0,20 -11,1%
Brent/ICE 59,96 60,15 -0,3% -0,19 -4,8%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.243,22 1.245,63 -0,2% -2,42 -4,6%
Silber (Spot) 14,76 14,76 +0,0% +0,00 -12,9%
Platin (Spot) 793,45 803,50 -1,3% -10,05 -14,6%
Kupfer-Future 2,78 2,77 +0,3% +0,01 -17,1%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/hru/raz
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December 13, 2018 10:11 ET (15:11 GMT)