von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Katzarski, das Jahr verläuft bisher turbulent für Nachranganleihen von Banken, die Kurse sind kräftig gesunken. Grund zu Sorge oder gute Gelegenheit?
Svilen Katzarski: Nachranganleihen und Aktien von Banken sind insgesamt sehr günstig geworden. Das liegt an der höheren Risikoscheu der Anleger. Und es gab Unklarheiten, wann die Bankaufsicht verlangt, dass die Zinszahlung bei den neuen Coco-Bonds ausfällt. Für mich waren die letzten Monate aber eindeutig eine gute Gelegenheit, um Cocos günstig zu kaufen.
Die Deutsche Bank sah sich nach ihrem Rekordverlust im Februar sogar gezwungen, klarzustellen, dass sie den Zins auf ihren Coco-Bond zahlen kann.
Danach hat sich der Kurs etwas erholt, bei 80 Prozent des Nennwerts sind aber noch immer einige Kuponausfälle eingepreist. Nehmen Sie aber einmal an, die Deutsche Bank könnte bis zum ersten Kündigungstermin ihres Coco-Bonds im April 2022 tatsächlich für fünf Jahre keinen Zins zahlen. Wenn Sie die Anleihe jetzt kaufen, hätten Sie bei Tilgung zu 100 Prozent im Jahr 2022 trotzdem eine Rendite von rund sieben Prozent per annum. Und wenn alle Zinsen gezahlt werden, liegt die Rendite bei elf Prozent. Bei den Coco-Bonds anderer Banken wie Unicredit und Société Générale ist es ähnlich.
Viele meiden Papiere von Banken generell, weil ihr Geschäft unter dem Nullzins leidet. Sind die Risiken nicht doch zu groß?
Der Bankensektor ist der am stärksten überwachte Sektor überhaupt. Die Bilanzen der europäischen Häuser haben sich unter dem Regulierungsdruck stark verbessert. Die Verschuldung ist historisch niedrig. Faule Kredite werden schneller bereinigt. Kosten wurden gesenkt. Das Eigenkapital wurde ums Dreifache erhöht, die Anforderungen an die Qualität des Kapitals sind gestiegen. Das Risiko ist keinesfalls zu groß.
Die Risikoaufschläge bei Nachrangbonds sind dennoch hoch.
Genau davon kann man als Investor profitieren. Im Niedrigzinsumfeld ist die Risikoprämie, die es fürs Investment gemessen an der sicheren Bundesanleihe gibt, wichtiger Teil der Gesamtrendite. Dieser Risikoaufschlag beträgt bei nachrangigen Bankanleihen im Schnitt sieben Prozentpunkte per annum. Und bei Coco-Bonds ist die Risikoprämie noch mal deutlich höher als bei anderen nachrangigen Bonds.
Was passiert, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt, leiden die meist unendlich laufenden Coco-Bonds dann besonders?
Steigt das Zinsniveau, sinkt der Kurs lang laufender Anleihen stärker. Wegen der Call-Option ist das bei Nachranganleihen anders. Nutzt die Bank den ersten Termin nicht, wird der Kupon in der Regel alle fünf Jahre neu an das Zinsniveau angepasst. Auf Zinsänderungen reagieren die Cocos nicht empfindlich. Im Gegenteil: Steigt der Zins, profitieren davon die Banken und damit die Kurse ihrer Papiere.
zur Person:
Svilen Katzarski
Seit 2008 arbeitet der Volkswirt bei der Degussa Bank als Portfoliomanager. Von ihm gelenkte Fonds wie der Banken Fokus Basel III (s. "Fonds im Fokus" unten) wurden mehrfach ausgezeichnet, auch mit den €uro-FundAwards, die der Finanzen Verlag vergibt.
Glossar:
Coco-Bonds Banken können alte Nachranganleihen nach den Basel-III-Regeln nicht mehr wie früher zum Eigenkapital zählen. Alte Tier-1-Anleihen (Rang auf Englisch: "tier") werden deshalb nach und nach getilgt. Dafür geben Banken neue Pflichtwandelanleihen aus, Contingent Convertibles (Coco). Wird eine bestimmte Eigenkapitalschwelle unterschritten, werden sie zu Aktien oder ihr Nennwert sinkt; schon zuvor kann der Kupon ausfallen.
Der Fonds investiert in Nachranganleihen europäischer Banken. Bei Auflage wurden vor allem Tier-1-Anleihen (siehe Glossar) erworben, die wegen ihrer Ausgestaltung zum ersten möglichen Termin getilgt werden. Fondsmanager Svilen Katzarski (siehe Interview) investiert das frei werdende Geld insbesondere in die neuen Coco-Bonds. Aktuell haben Banken aus Italien, Spanien und Frankreich ein hohes Gewicht im Fonds. In den letzten drei Jahren gab es eine Rendite von sieben Prozent per annum, 2016 ist der Fonds bisher im Minus. Coco-Bonds haben eine hohe Stückelung von 100.000 Euro, ihre Konstruktion ist komplex, Privatanleger sollten hier auf einen Fonds setzen - der Banken Fokus Basel III der Degussa Bank ist eine gute Wahl dafür.
Fazit: Bewährter Rentenfonds, um breit in nachrangige Bankanleihen anzulegen.
€uro am Sonntag: Herr Katzarski, das Jahr verläuft bisher turbulent für Nachranganleihen von Banken, die Kurse sind kräftig gesunken. Grund zu Sorge oder gute Gelegenheit?
Svilen Katzarski: Nachranganleihen und Aktien von Banken sind insgesamt sehr günstig geworden. Das liegt an der höheren Risikoscheu der Anleger. Und es gab Unklarheiten, wann die Bankaufsicht verlangt, dass die Zinszahlung bei den neuen Coco-Bonds ausfällt. Für mich waren die letzten Monate aber eindeutig eine gute Gelegenheit, um Cocos günstig zu kaufen.
Die Deutsche Bank sah sich nach ihrem Rekordverlust im Februar sogar gezwungen, klarzustellen, dass sie den Zins auf ihren Coco-Bond zahlen kann.
Danach hat sich der Kurs etwas erholt, bei 80 Prozent des Nennwerts sind aber noch immer einige Kuponausfälle eingepreist. Nehmen Sie aber einmal an, die Deutsche Bank könnte bis zum ersten Kündigungstermin ihres Coco-Bonds im April 2022 tatsächlich für fünf Jahre keinen Zins zahlen. Wenn Sie die Anleihe jetzt kaufen, hätten Sie bei Tilgung zu 100 Prozent im Jahr 2022 trotzdem eine Rendite von rund sieben Prozent per annum. Und wenn alle Zinsen gezahlt werden, liegt die Rendite bei elf Prozent. Bei den Coco-Bonds anderer Banken wie Unicredit und Société Générale ist es ähnlich.
Viele meiden Papiere von Banken generell, weil ihr Geschäft unter dem Nullzins leidet. Sind die Risiken nicht doch zu groß?
Der Bankensektor ist der am stärksten überwachte Sektor überhaupt. Die Bilanzen der europäischen Häuser haben sich unter dem Regulierungsdruck stark verbessert. Die Verschuldung ist historisch niedrig. Faule Kredite werden schneller bereinigt. Kosten wurden gesenkt. Das Eigenkapital wurde ums Dreifache erhöht, die Anforderungen an die Qualität des Kapitals sind gestiegen. Das Risiko ist keinesfalls zu groß.
Die Risikoaufschläge bei Nachrangbonds sind dennoch hoch.
Genau davon kann man als Investor profitieren. Im Niedrigzinsumfeld ist die Risikoprämie, die es fürs Investment gemessen an der sicheren Bundesanleihe gibt, wichtiger Teil der Gesamtrendite. Dieser Risikoaufschlag beträgt bei nachrangigen Bankanleihen im Schnitt sieben Prozentpunkte per annum. Und bei Coco-Bonds ist die Risikoprämie noch mal deutlich höher als bei anderen nachrangigen Bonds.
Was passiert, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt, leiden die meist unendlich laufenden Coco-Bonds dann besonders?
Steigt das Zinsniveau, sinkt der Kurs lang laufender Anleihen stärker. Wegen der Call-Option ist das bei Nachranganleihen anders. Nutzt die Bank den ersten Termin nicht, wird der Kupon in der Regel alle fünf Jahre neu an das Zinsniveau angepasst. Auf Zinsänderungen reagieren die Cocos nicht empfindlich. Im Gegenteil: Steigt der Zins, profitieren davon die Banken und damit die Kurse ihrer Papiere.
zur Person:
Svilen Katzarski
Seit 2008 arbeitet der Volkswirt bei der Degussa Bank als Portfoliomanager. Von ihm gelenkte Fonds wie der Banken Fokus Basel III (s. "Fonds im Fokus" unten) wurden mehrfach ausgezeichnet, auch mit den €uro-FundAwards, die der Finanzen Verlag vergibt.
Glossar:
Coco-Bonds Banken können alte Nachranganleihen nach den Basel-III-Regeln nicht mehr wie früher zum Eigenkapital zählen. Alte Tier-1-Anleihen (Rang auf Englisch: "tier") werden deshalb nach und nach getilgt. Dafür geben Banken neue Pflichtwandelanleihen aus, Contingent Convertibles (Coco). Wird eine bestimmte Eigenkapitalschwelle unterschritten, werden sie zu Aktien oder ihr Nennwert sinkt; schon zuvor kann der Kupon ausfallen.
Fonds im Fokus
Banken Fokus Basel IIIDer Fonds investiert in Nachranganleihen europäischer Banken. Bei Auflage wurden vor allem Tier-1-Anleihen (siehe Glossar) erworben, die wegen ihrer Ausgestaltung zum ersten möglichen Termin getilgt werden. Fondsmanager Svilen Katzarski (siehe Interview) investiert das frei werdende Geld insbesondere in die neuen Coco-Bonds. Aktuell haben Banken aus Italien, Spanien und Frankreich ein hohes Gewicht im Fonds. In den letzten drei Jahren gab es eine Rendite von sieben Prozent per annum, 2016 ist der Fonds bisher im Minus. Coco-Bonds haben eine hohe Stückelung von 100.000 Euro, ihre Konstruktion ist komplex, Privatanleger sollten hier auf einen Fonds setzen - der Banken Fokus Basel III der Degussa Bank ist eine gute Wahl dafür.
Fazit: Bewährter Rentenfonds, um breit in nachrangige Bankanleihen anzulegen.
Weitere Links: