EZB-Rat waren Finanzierungsbedingungen zu fragil für PEPP-Reduzierung

Im Hinblick auf die Inflationsaussichten gab es durchaus Warnungen davor, dass höhere Erzeugerpreise im aktuellen Umfeld rascher als sonst üblich auf die Verbraucherpreise durchschlagen könnten, wie aus dem Protokoll der Beratungen hervor geht.

"Eine spürbare Verlangsamung des Tempos der Käufe im nächsten Quartal wurde zum gegenwärtigen Zeitpunkt als unangemessen angesehen. Es wurde die Sorge geäußert, dass jede Änderung der Nettokäufe, die nicht auf einer deutlichen Verbesserung der mittelfristigen Inflationsaussichten beruht, zu einer ungerechtfertigten Verschärfung der Finanzierungs- und Finanzbedingungen führen und Zweifel an der Entschlossenheit des EZB-Rats aufkommen lassen würde, die Inflation wieder auf ihr Ziel zurückzuführen", heißt es in dem Dokument.

Die meisten Mitglieder hätten daher ihre Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, sich einem breiten Konsens hinter dem Vorschlag von Chefvolkswirt Philip Lane anzuschließen, das Kauftempo unverändert zu lassen.

Der Rat hatte beschlossen, dass das monatliche PEPP-Kaufvolumen im dritten Quartal erneut deutlich höher als in den ersten Monaten des Jahres sein sollte. Allerdings gab er dem Direktorium die Möglichkeit, die Käufe während der Ferienzeit zu reduzieren.

"Die allgemeinen Parameter für die PEPP-Käufe werden weiterhin vom EZB-Rat auf der Grundlage einer vierteljährlichen gemeinsamen Bewertung der Finanzierungsbedingungen und der Inflationsaussichten beschlossen", heißt es. Sie würden dann vom Direktorium entsprechend den Marktbedingungen, einschließlich der Saisonalität, flexibel umgesetzt.

In der Diskussion wurde einerseits darauf hingewiesen, dass der Preisdruck in der "Pipeline", der auf der Vorleistungsstufe entstehe, typischerweise nur begrenzt und langsam auf die Erzeugerpreise für Endverbraucherprodukte und von dort auf die Einzelhandelspreise durchschlage. Gleichzeitig wurde aber gewarnt, dass die Entwicklung dieses Mal anders verlaufen könnte.

Die Unternehmen hätten nach einer langen Phase schwacher Gewinne weniger Spielraum als sonst, um den Preisdruck über ihre Margen zu absorbieren, während die deutliche Nachfragebelebung eine Gelegenheit zur Preisanpassung bieten könnte.

"Auch könnte es zu einer größeren Weitergabe höherer Preise auf die Endverbraucherstufen kommen, wenn die Haushalte bereit wären, wegen der unfreiwillig hohen Ersparnisse höhere Preise zu zahlen", heißt es weiter. Vor diesem Hintergrund wurde demnach argumentiert, dass nicht nur auf kürzere Sicht, sondern auch mittelfristig Aufwärtsrisiken bestehen könnten.

Bei der nächsten Ratssitzung am 22. Juni folgt die EZB bereits ihrer neuen geldpolitischen Strategie, die von Analysten allgemein als etwas "dovisher" als zuvor empfunden wird. Das könnte Erwartungen stützen, dass die EZB ihre sehr lockere Geldpolitik länger als bisher gedacht fortführt. Eine Entscheidung über das Pandemiekaufprogramm PEPP wird allgemein für September erwartet.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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