FRANKFURT (dpa-AFX) - Zinssignale von Vertretern der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die Kurse deutscher Bundesanleihen am Donnerstag merklich belastet. Bis zum Nachmittag fiel der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,39 Prozent auf 139,65 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg auf 2,05 Prozent.
Mit dem niederländischen Notenbankchef Klass Knot hat sich erneut ein EZB-Vertreter für deutliche Zinserhöhungen ausgesprochen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe zur Bekämpfung der hohen Inflation bereits mehrere Anhebungen um je 0,5 Prozentpunkte angekündigt, sagte Knot in Davos. Anleger, die auf eine lockerere Linie setzten, unterschätzten die Entschlossenheit der EZB.
Steigende Zinsen belasten tendenziell die Anleihekurse. Die Renditen wurden im Gegenzug gestützt. In fast allen Ländern der Eurozone legten sie zu. Besonders deutlich stiegen die Renditen in Italien.
Bereits am Vortag hatte sich der französische Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau ähnlich wie Knot geäußert.
Notenbankchefin Christine Lagarde äußerte sich hingegen in Davos nicht konkret zum Ausmaß künftiger Zinsschritte. Die Inflation sei aber "viel zu hoch", sagte sie. Die EZB sei entschlossen, die Inflation rasch auf zwei Prozent zu reduzieren. Auf eine Frage, warum an den Finanzmärkten der Kurs der Notenbank womöglich unterschätzt werde, sagte sie: "Ich würde diesen nahelegen, ihre Position zu überdenken."
In den vergangenen Tagen ist die Ungewissheit über den künftigen Kurs der Notenbank gestiegen. Die Ansage zahlreicher EZB-Zentralbanker, dass der Inflationskampf mit weiteren deutlichen Zinsanhebungen fortgesetzt wird, wurde durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg in Zweifel gezogen./jsl/mis