FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Freitag deutlich nachgegeben. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum späten Nachmittag um 1,08 Prozent auf 140,48 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf 1,97 Prozent.
Für Belastung sorgten zum einen besser als befürchtet aufgefallene Konjunkturdaten aus Deutschland: Im dritten Quartal hatte sich die größte Volkswirtschaft der Eurozone besser entwickelt als bisher bekannt. In den Monaten Juli bis September legte die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit korrigierte die Behörde eine vorangegangene Schätzung leicht um 0,1 Prozentpunkte nach oben.
So zeigt sich Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung zuversichtlicher als zuletzt: "Die konjunkturellen Rahmenbedingungen haben sich deutlich entspannt." Er erwarte im ersten Halbjahr 2023 zwar eine Rezession, aber keinen Kollaps der Wirtschaft. Im weiteren Jahresverlauf sollte sich die Konjunktur dann erholen. Er verweist auf die umfassenden Unterstützungsmaßnahmen der Regierungen und gut gefüllte Erdgasspeicher.
Zudem belasten die gestiegenen EZB-Zinserwartungen. Für die kommende Ratssitzung Mitte Dezember wird aktuell mit etwa gleich hoher Wahrscheinlichkeit eine Zinsanhebung um 0,75 oder 0,50 Prozentpunkte erwartet. Am Donnerstag hatte Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel dafür plädiert, im Kampf gegen die hohe Inflation das Straffungstempo hochzuhalten./jsl/nas