FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutsche Bundesanleihen sind am Freitag nach einem robusten US-Arbeitsmarktbericht deutlich unter Druck geraten. Bis zum späten Nachmittag fiel der Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,87 Prozent auf 137,75 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf 2,19 Prozent.

Belastet wurden die Anleihen durch einen insgesamt starken US-Arbeitsmarktbericht. Der Beschäftigungsaufbau fiel im September mit 263 000 höher als von Volkswirten erwartet aus - auch wenn er sich zum Vormonat abschwächte. Die Arbeitslosenquote fiel von 3,7 auf 3,5 Prozent. Volkswirte hatten mit einer unveränderten Quote gerechnet Das Lohnwachstum blieb stabil.

"In den USA ist die Arbeitsmarktsituation weiterhin als solide einzustufen, zumal die Konsensschätzungen teilweise übertroffen wurden", kommentierte Ralf Umlauf, Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Mithin besteht nach den Zahlen kein Grund daran zu zweifeln, dass die US-Notenbank Fed demnächst nochmals kräftig an der Zinsschraube drehen wird und dieses auch im weiteren Verlauf 2022 und zu Beginn des Jahres 2023 tun wird."

Der starke Arbeitsmarkt ist ein wichtiges Argument für die Fed, um mit deutlichen Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation vorzugehen. Notenbank-Vertreter hatten zuletzt trotz einer schwächelnden Konjunktur eine Fortsetzung des hohen Zinserhöhungstempos signalisiert.

Der Handel am Anleihemarkt bleibt schwankungsanfällig: In den vergangenen Tagen sind die Renditen wieder spürbar gestiegen, nachdem sie zuvor erheblich gefallen waren. Zinsauftrieb kommt laut Experten auch vom britischen Anleihemarkt. Pensionskassen veräußerten derzeit lang laufende Staatsanleihen, was auf die Renditen im Euroraum ausstrahle, heißt es in einem Marktkommentar der Dekabank.

Hintergrund sind die Fiskal- und Wirtschaftspläne der britischen Regierung, die trotz der mittlerweile kassierten Senkung des Spitzensteuersatzes größtenteils Bestand haben. Weil die Pläne Sorgen über steigende Staatsschulden und eine hohe Inflation hervorgerufen haben, muss die britische Notenbank mit Notkäufen von Staatsanleihen eingreifen, um eine Krise am Anleihemarkt zu verhindern. Vor allem Pensionskassen waren aufgrund der erheblichen Kursverluste am Rentenmarkt unter Druck geraten./jsl/he