• Co-CIO Greg Jensen: Geld leihen könnte bald teuer werden
• Bridgewater wettet gegen US- und EU-Unternehmensanleihen
Steigende Inflation und straffere Geldpolitik
p> "Wir befinden uns in einer radikal anderen Welt", erklärte Jensen gegenüber der Financial Times und warnte davor, dass die Inflation sehr viel hartnäckiger sein würde, als Ökonomen und der Markt derzeit erwarteten. Das könne seiner Meinung nach die US-Notenbank unter Druck setzen, die Zinssätze noch stärker anzuheben, was sich wiederum negativ auf die Wirtschaft auswirken dürfte. "Wir nähern uns einer Verlangsamung", zitiert die FT Jensen. Würden die politischen Entscheidungsträger der Fed die Inflation auf das Ziel von zwei Prozent senken wollen, müssten sie eine starke Straffung vornehmen. Das würde dann wahrscheinlich die Wirtschaft und insbesondere die schwächeren Unternehmen treffen, so Jensen. Laut dem Bridgewater Co-CIO dürfte die US-Wirtschaft wahrscheinlich nicht zu ihrer relativ robusten Wachstumsrate der letzten fünf Jahre zurückkehren. "Wir glauben, dass das nominale Wachstum anhalten wird. Die Realwirtschaft wird schwach sein, aber keine sich selbst verstärkende Schwäche.", gibt die FT ihn wieder.Die Fed signalisierte jedenfalls bereits, bei ihrem Versuch die Inflation einzudämmen, in Kauf zu nehmen, dass sich die wirtschaftliche Expansion verlangsamt. Und so hat die US-Notenbank die Zinssätze von historischen Tiefstständen bereits angehoben und will ihre aufgeblähte Bilanzsumme von fast neun Billionen US-Dollar reduzieren.
Laut Jensen entziehe diese straffere Geldpolitik der Fed, zusammen mit einer Reihe weiterer Zentralbanken auf der ganzen Welt, dem Finanzsystem Liquidität, weshalb er erwarte, dass die Preise vieler Vermögenswerte, die im letzten Jahr gestiegen seien, unter Druck geraten würden. "Sie wollen auf der anderen Seite dieses Liquiditätslochs sein, weg von Vermögenswerten, die Liquidität benötigen, und Vermögenswerten, die dies nicht tun", zitiert ihn die Financial Times.
Geld leihen könnte bald teuer werden
Aufgrund höherer Zinssätze sind die Hypothekenzinsen für Verbraucher als auch die Kreditkosten für Unternehmen, die sich neue Schulden sichern wollen, gestiegen und so könnten Unternehmen, die keine neue Finanzierung erhalten, in finanzielle Schwierigkeiten geraten oder bankrott gehen. Bridgewater sei laut Jensen überzeugt, dass "es anfangen wird, viel teurer zu werden, Geld zu leihen" und die rückläufige Position bei Unternehmensanleihen spiegele seiner Meinung nach diese Überzeugung wieder.
Bridgewater wettet gegen US- und EU-Unternehmensanleihen
Wie die Financial Times unter Berufung auf mit dem Handel vertraute Personen berichtet, habe Bridgewater im April Körbe von Kreditderivaten in Europa und den USA eingesetzt, um gegen die Märkte für Unternehmensanleihen zu wetten. Jensen habe sich nicht dazu äußern wollen, wie Bridgewater die Short-Wette strukturiert hatte oder wie groß die Position war.
Bevor Bridgewater Wetten gegen US-amerikanische und europäische Unternehmensanleihen eröffnet hat, hatte sich der Hedgefonds laut der FT bereits für einen anhaltenden Ausverkauf auf dem 23-Billionen-Dollar-Markt für US-Staatsanleihen positioniert und in ähnlicher Weise auf fallende Aktienkurse an der Wall Street gesetzt, selbst nachdem diese 2022 insgesamt bereits neun Billionen Dollar an Wert verloren haben. Laut den Indizes von ICE Data Services seien hochwertige US-Unternehmensanleihen 2022 auf Basis der Gesamtrendite um etwa 12 Prozent gefallen, Unternehmensanleihen in Europa in lokaler Währung um zehn Prozent.
Jensen glaube aber trotz der derzeit restriktiven Rhetorik der US-Notenbank, dass diese eine Inflation oberhalb ihres Ziels von zwei Prozent akzeptieren dürfte, da sie die Folgen, die eine Zinsanhebung, die hoch genug sei, um dieses Ziel zu erreichen, mit sich bringen würde, nicht tolerieren würde. Sollte die Fed dagegen wirklich unerbittlich versuchen die Inflation zu bekämpfen und an ihrem Ziel festhalten, so befürchtet Jensen laut der FT, dass die Aktienkurse um weitere 25 Prozent vom aktuellen Niveau "abstürzen" könnten.
Redaktion finanzen.at
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