06.10.2017 17:55:40
|
Börse Frankfurt-News: Spanische Staatsanleihen unter Druck (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 6. Oktober 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die unsichere Zukunft Kataloniens sorgt für Abgaben spanischer Bonds, gleichzeitig greift Madrid für neue Schulden tiefer in die Tasche. Bundesanleihen sind stärker gefragt.
Diskussionen um die Steuersenkungspläne in den Vereinigten Staaten sowie der Streit über das Unabhängigkeits-Bestreben Kataloniens prägen laut Händlern das Geschehen am Rentenmarkt. Die Kurse spanischer Staatsanleihen gaben weiter nach, wie Arthur Brunner von der ICF Bank beobachtet. "Zudem ist Madrid bei drei Neuemissionen deutlich stärker zur Kasse gebeten worden." Für eine zehnjährige, 4,5 Milliarden Euro schwere spanische Anleihe seien 1,867 Prozent fällig, nach 1,36 Prozent bei der letzten Auktion. Ein fünfjähriger Bond im Volumen von 3,2 Milliarden Euro komme nach 0,21 Prozent nun auf 0,53 Prozent. Die Bundesregierung zahle dem gegenüber für zehnjährige unter einem halben Prozent.
Als Beispiel für unter Druck geratene spanische Bonds nennt Klaus Stopp einen bis auf 97,10 Prozent gefallenen zehnjährigen Wert (WKN A19KVL). "Die dabei erzielte Rendite von 1,76 Prozent war die höchste seit über drei Monaten", bemerkt der Händler der Baader Bank. Der Kurs eines fünfjährigen Titels (WKN A19B40) sei auf pari zurückgefallen. "Nur vereinzelt nutzen Investoren die doch teilweise recht attraktiven Spreads zu Neuengagements."
Für Stopp sorgte nicht zuletzt das ungeschickte Verhalten von Spaniens Ministerpräsident Rajoy für die festgefahrene Situation, weshalb eine Lösung mit dem jetzigen Amtshalter nur noch schwer vorstellbar sei.
Ratingagenturen geben Warnschuss
Derweil melden sich große Ratingagenturen zu Wort und stellen Katalonien unter besondere Beobachtung, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Standard & Poor's habe die Region auf "credit watch negative" gesetzt und eine Entscheidung über die Kreditbewertung in den nächsten drei Monaten in Aussicht gestellt. Fitch vergebe den Status "Watch Negative" und werde am 22. Dezember über die Bonität befinden. Beide Unternehmen sehen im Falle einer Abspaltung ein erhöhtes Risiko für Barcelona, die Schulden nicht mehr bedienen zu können.
Mehr Zinsen, mehr Risiko
Auch hiesige Banken sind nach Ansicht von Felix Hufeld vor Zahlungsunfähigkeit
nicht gefeit. Der Chef der Finanzaufsicht Bafin hatte im Rahmen einer Fachtagung erwähnt, dass deutsche Privatkunden in erheblichem Umfang Anlagen besäßen, die im Falle einer Schieflage eines Instituts ganz oder teilweise abgeschrieben werden müssten. Bei diesem in der Regel ungesicherten, so genannten Bail-in-Kapital in der Hand von Privatanlegern liege die Bundesrepublik nach Italien immerhin auf Platz zwei. Den mit unbesicherten Investments wie etwa nachrangigen Anleihen meist einhergehenden höheren Zinsen stünden üblicherweise größere Risiken gegenüber.
"Zuletzt hatten bei der Abwicklung der italienischen Institute BP Vicenza und Veneto Banca sowohl Aktionäre als auch Anleihegläubiger und Inhaber von Zertifikaten durch einen Bail-in ihre Investitionen verloren", erinnert Stopp. Dasselbe sei bei der durch Santander übernommenen spanischen Banca Popolare geschehen passiert.
Gegensätzliche Signale
Vor dem Hintergrund der Zuspitzung in Spanien bei gleichzeitiger Erwartung höherer Zinsen in den USA und guter Konjunkturzahlen legte der Euro-Bund-Future auf Wochensicht zu. Aktuell notiert das hiesige Zinsbarometer bei 160,95 Prozent. Für Stopp wird der Gradmesser für die künftige Zinsentwicklung derzeit unter anderem durch unterschiedliche geopolitische Themen gestützt.
Aus charttechnischer Perspektive erhöhe sich bei einem Abprall an der Marke von 162 Prozent die Gefahr eines kräftigen Rücksetzers bis in den Bereich um 160 Prozent. Aktuell profitiere der Euro-Bund-Future indes weiterhin von der laxen Geldpolitik in der Währungsgemeinschaft. "Aus diesem Grund werden wir uns wohl noch etwas gedulden müssen, bis wir wissen, ob es sich aktuell nur um ein Zwischenhoch oder doch um eine Trendwende handelt."
BayWa-Angebot überzeichnet
Im Handel Bond-Handel verbucht Daniel rege Geschäft in einer mit 1,171 Prozent verzinsten IKB-Anleihe (WKN 859275), nachdem die Düsseldorfer Bank in einer Ad-hoc-Meldung über eine gewünschte Neufassung der Treuhandvereinbarung des IKB Funding Trust I informierte. "Nach der Veröffentlichung machte der Kurs einen Sprung von 61,25 auf zwischenzeitlich rund 70 Prozent." Die derzeitige Bewertung liege mit 69,25 Prozent etwas darunter.
Brunner spricht von nach wie vor überdurchschnittlichen Umsätzen in einer Nachrang-Anleihe der IKB Deutsche Industriebank (WKN A2E4Q8) mit einem Kupon von 4,0 Prozent. "Die Wert führt bei uns die Umsatzstatistik an."
Derweil registriert Rainer Petz von der Oddo Seydler Bank generell zunehmendes Anlegerinteresse an Unternehmensanleihen, nachdem für ihn das Sommerloch gefühlt sehr lang war. Eine neue BayWa Hybridanleihe mit einem Volumen von 300 Millionen Euro und einem Kupon von 4,25 Prozent, sei von Investoren ausgesprochen positiv aufgenommen worden. Die Handelsaufnahme (WKN A2GSM1) sei für Montag geplant. "Vorbörslich stieg der Wert auf 103 Prozent."
Von: Iris Merker
6. Oktober 2017, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)