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06.08.2018 09:56:43

Zweifel an Linde-Praxair-Fusion verunsichert Investoren

Von Markus Klausen

FRANKFURT (Dow Jones)--Linde und Praxair stehen bei ihrer Milliardenfusion zum weltgrößten Gaseanbieter vor unerwarteten Kartellauflagen aus den USA. Womöglich sind die Forderungen sogar so hoch, dass der Zusammenschluss im Wert von insgesamt mehr als 65 Milliarden Euro auf der Schlussetappe noch scheitert. Um die Fusion zu retten, müssen der Münchener DAX-Konzern und Praxair noch mehr Geschäfte verkaufen als bisher in Aussicht gestellt - viel Zeit bleibt ihnen dabei aber nicht. Investoren reagieren verunsichert: Zum Handelsstart bricht die Linde-Aktie um 8 Prozent ein.

Linde warnte in der Nacht zum Sonntag vor erhöhten Forderungen für eine Freigabe des Deals durch die Wettbewerbshüter. Die US-Kartellbehörde FTC habe "Erwartungen auf zusätzliche Veräußerungszusagen und die betreffenden Erwerber geäußert", teilte der Gasekonzern mit. Im Klartext heißt das: Linde und Praxair müssen mehr verkaufen als bisher angekündigt. Und: Die Behörde hat Zweifel, ob die bisher genannten Käufer die richtigen sind. Die Ankündigung aus Washington erreicht die beiden Fusionspartner spät. Bereits vor einem Jahr wurde der Deal bei der Behörde angemeldet, seither wird verhandelt. Linde und Praxair bleibt nun nicht mehr viel Zeit. In etwa elf Wochen, am 24. Oktober, muss Deal in trockenen Tüchern sein, damit er nicht platzt.

Synergien außer Reichweite?

An der Börse wird die Ankündigung negativ aufgenommen. Es werde nun zeitlich eng, sagte ein Analyst. Seit Ankündigung der Fusion hat die Linde-Aktie deutlich an Wert zugelegt. Angesichts der neuen Zweifel trennen sich viele Anleger nun von ihren Linde-Aktien.

Kommt es zu weiteren Verkäufen von Konzernteilen, könnte überdies die vertraglich vereinbarte Obergrenze überschritten werden. Beide Seiten hatten sich ein Rücktrittsrecht von dem Fusionsvertrag eingeräumt, sollten mehr als 3,75 Milliarden Euro Umsatz und 1,1 Milliarden Euro operatives Ergebnis verkauft werden müssen, um das Vorhaben bei den Wettbewerbshütern durchzubringen. Linde erklärte, es sei nun wahrscheinlicher geworden, dass diese Grenze überschritten wird. Je mehr Assets der neue Branchenprimus verkaufen müsste, desto geringer würde das Synergiepotenzial ausfallen. Um noch ein "akzeptables Ergebnis" für beide Seiten zu erreichen, so Linde am Wochenende, werden nun die Verhandlungen mit der FTC fortgesetzt.

Dass der Weg bis zur finalen Freigabe der Fusion steinig wird, war sowohl Linde als auch Praxair klar. Branchenkenner hatten bereits vor einem Jahr erklärt, dass sich die beiden Unternehmen in den USA wohl von Bereichen in Milliardenhöhe trennen müssen. Zuletzt sah es aber relativ gut aus, dass dies gelingen würde: Praxair und Linde haben bereits den Verkauf von Geschäften mit einem Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro vereinbart. Es gäbe also noch spürbar Spielraum, weitere Geschäftsteile zu verkaufen.

Deutliches Signal an FTC

Zahlreiche Behörden müssen den Deal noch freigeben. In Europa scheinen Linde und Praxair aber auf einem guten Weg zu sein. Praxair hatte Anfang Juni den Verkauf seines europäischen Geschäfts mit einem Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Euro an die japanische Taiyo Nippon Sanso angekündigt.

Um die Bedenken etwa der FTC in den USA zu zerstreuen, will sich Linde von einem Großteil des nordamerikanischen Gasegeschäfts und einzelner Geschäftsaktivitäten in Südamerika trennen. Die Bereiche kamen 2017 auf einen Umsatz von 1,7 Milliarden Dollar. Käufer sollten die deutsche Messer Group und die CVC Capital sein.

Besonders der Segen aus den USA und Europa zur Schaffung des weltgrößten Branchenunternehmens mit rund 27 Milliarden Euro Umsatz und weltweit 80.000 Mitarbeitern galt von Anfang an als kritisch. Auch wenn Linde und Praxair bereits die Genehmigung von vielen Kartellwächtern haben, das 'Go' aus Washington und auch Brüssel steht noch aus. Vor allem in den USA wird der Deal kritisch unter die Lupe genommen. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump lehnt den Wegzug amerikanischer Unternehmen ab.

Zwar soll der neue Großkonzern weitgehend aus den USA geleitet werden, der handelsrechtliche Sitz der fusionierten Linde und Praxair soll aber in Dublin sein, steuerrechtlich soll die neue Holding in der südenglischen Stadt Guildford angesiedelt sein. Ein Großteil der Steuern würde also nicht in den USA gezahlt.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/kla/rio

(END) Dow Jones Newswires

August 06, 2018 03:57 ET (07:57 GMT)

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