17.04.2014 21:13:59
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Westfalen-Blatt: zu Bangladesch
Bielefeld (ots) - Ein ökologisch denkender und sozial handelnder
Osterhase hat es leicht. Jedes Ei, das er bemalt, enthält neben dem
Legedatum Angaben zum Herkunftsland, der Haltungsform des Huhns und
dem Betrieb. Natur-Eierfarben und Schokolade mit Fair-Trade-Logo sind
ganz selbstverständlich im Angebot. Die Probleme beginnen, wenn der
Osterhase zusätzlich eine Bluse, ein Hemd oder ein T-Shirt ins Nest
legt. Statt eines Siegels, das zweifelsfrei garantiert, dass die
Näherinnen fair behandelt und bezahlt werden, gibt es einen Wirrwarr
von Zeichen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen. Ein
einheitliches Siegel ist bislang nicht nur am Widerwillen
maßgeblicher Modeverkäufer gescheitert. Es gibt auch objektive
Hindernisse. Dazu zählt die internationale Arbeitsteilung. Stoffe,
Knöpfe und Accessoires wie Ketten, Leder- und Kunststoffgürtel werden
an ganz unterschiedlichen Orten auf der ganzen Welt produziert. Alle
Schritte zu überwachen ist aufwendig. Der wichtigste Arbeitsschritt
ist sicher das Nähen. Da sollte es eigentlich nicht schwer sein,
äußere Bedingungen wie Gebäudesicherheit, Brandschutz, Sicherheit am
Arbeitsplatz und Luftreinheit von Kontrolleuren prüfen zu lassen, die
gegen Korruption immun sind. Doch schon was den Lohn betrifft, so
gibt es etwa in Bangladesch, dem weltweit zweitgrößten
Textilproduzenten, staatlich festgelegte Mindestlöhne. Sie wurden
zwar erst verdoppelt. Doch selbst 5300 Taka - umgerechnet knapp 50
Euro - reichen im Monat kaum zum Leben. Bei so vielen Unwägbarkeiten
ist die Versuchung groß, wie ein Strauß den Kopf in den Sand zu
stecken und einfach nichts zu tun. Nach der Methode gingen in der
Vergangenheit auch die Einkäufer der Billig-Textilanbieter vor: »Ich
verhandle den Preis, für den Rest sind andere verantwortlich.« Auf
die Art ändert sich nie etwas. Doch es gibt Indizien für fair
produzierte Bekleidung. Da ist vor allem der Preis. Bei drei Euro für
ein T-Shirt ist schwerlich anzunehmen, dass auch die Frau oder der
Mann, die es zugeschnitten und genäht haben, fair bezahlt worden
sind. Umgekehrt ist ein hoher Preis zwar ein Hinweis, aber keine
Garantie, dass alle Sozial- und Sicherheitsstandards eingehalten
wurden. Zusätzlichen Schutz bietet der Markenname. Markenhersteller
geben viel Geld unter anderem für das Marketing aus. Alles wäre
verloren, wenn ihr Name in Verbindung mit Berichten über miserable
Arbeitsbedingungen gebracht würde. Noch besser wären natürlich
Zertifizierung und Siegel. Doch bis dahin hilft es, sich beim Händler
nach den Produktionsbedingungen zu erkundigen. Natürlich wird die
Verkäuferin bei der ersten Nachfrage stutzen. Doch je mehr sich
interessieren, desto schneller beginnt in den dafür eventuell noch
unsensiblen Unternehmen das Nachdenken. Und desto schneller werden
sich die Beteiligten auf ein Siegel einigen. Es wäre doch gelacht,
wenn die Produktionsbedingungen für ein Kleidungsstück nicht
irgendwann genauso viel Beachtung finden wie die für ein Osterei.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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