12.06.2016 23:02:40
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielelefed) zu den Ausschreitungen bei der EM
Eigentlich war man davon ausgegangen, dass man sich während der Europameisterschaft in Frankreich eher Sorgen wegen islamistischen Terrors machen muss. Ein riesiges Polizei- und Militäraufgebot ist angetreten, um eine friedliche und unblutige Euro zu gewährleisten. Und jetzt das.
Dabei ist gerade das Gewaltpotenzial der russischen Hooligans bekannt. Gepaart mit dem aktuellen Drang der russischen Politik, wieder Weltmacht zu spielen, ergibt sich eine brandgefährliche Mischung. Doch im Land des Präsidenten Wladimir Putin werden dererlei Auswüchse nicht erst seit dem Tag bagatellisiert, als die Weltmeisterschaft 2018 nach Russland vergeben wurde.
Blanker Rassismus, öffentlich pöbelnd, grölend vorgetragen, und Chauvinismus sind in der russischen Liga an der Spieltagesordnung. Der russische Sportminister Witali Mutko aber, ein Meister der Verdrängung, der schon die Dopingfakten marginalisiert hat, sagt bloß: »Das gibt es nicht, fertig.«
Die Gefahr ist groß, dass die Leichtigkeit, die Freude am Fußball, an den Spielen und den Gästen weiter leidet. Denn mit gut gelaunten Gastgebern gewinnt jedes Turnier, das hat man auch bei der Weltmeisterschaft 2006 gesehen. Dass DFB-Präsident Reinhard Grindel seinen Verband auf mögliche Ausschreitungen durch deutsche Hooligans gut vorbereitet sieht, verwundert kaum. Doch dass es auch im deutschen Fußball ein Gewaltproblem gibt, kann selbst der ehemalige ZDF-Redakteur nicht bestreiten - spätestens seit gestern nicht mehr. Es wird während der EM noch einige Duelle geben, die politische Brisanz haben. Und dass es auch dann wieder Idioten geben wird, die eine Art Ersatzkrieg im Stadion führen wollen, kann keiner bezweifeln. Gefordert sind jetzt auch die Spieler auf dem Platz. Mit einem respektvollen Umgang können sie dazu beitragen, dass weitere Eskalationen vielleicht verhindert werden können.
Ach ja: Die Grünen-Jugend Rheinland-Pfalz findet, Schwarz-Rot-Gold und Fußball, das sei Nationalismus. Nein, das ist es ganz sicher nicht. Zumindest nicht zwingend. Zugegeben - der Übergang von Patriotismus zu Nationalismus oder Chauvinismus ist fließend. Doch mit dem Schwenken der deutschen Fahne allein befindet man sich definitiv nicht auf geschichtlich vermintem Gebiet. Schade, wenn Begeisterung für das eigene Land so unter Generalverdacht gerät.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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