05.06.2014 21:13:58
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Leitzinssenkung
Bielefeld (ots) - Wertvolles möchte man halten und vermehren. Die
Europäische Zentralbank aber tut im Gegenteil alles, um den Wert des
Euro zu vermindern. Die Wirkung ist fatal - sowohl auf Regierungen
als auch auf Privatleute. Vor der Einführung des Euro gehörten
Manipulationen an der Währung und an den Zinsen zum
Standardrepertoire der italienischen und einiger anderer
Zentralbanken. Doch selbst die Hüter der Lira sind nie so weit
gegangen, dass sie Bankeinlagen mit einem Strafzins belegt haben.
Diese Grenze zu durchbrechen ist dem europäischen Zentralbank-Chef
italienischer Herkunft, Mario Draghi, vorbehalten. Er sieht sich gern
und ewig als Krisenmanager. Nur ist die Krise längst in ein Stadium
getreten, wo statt der Akutmedizin dringend strukturelle
Veränderungen umgesetzt werden müssten. Draghis Therapie aber ist
schon deshalb fehl am Platz, weil seine Diagnose falsch ist. Die
europäische Wirtschaft entwickelt sich vorwärts, wenn auch noch zu
langsam. Wie anders ist der Höhenflug der Aktienmärkte zu verstehen?
Die anhaltende Verzinsung von Geldanlagen unter dem Inflationsniveau
hat den Aktienboom bis hin zum gestrigen Überspringen der 10
000-Punkte-Grenze im Dax zwar beschleunigt, aber nicht allein
verursacht. Auch der zweite Teil von Draghis Diagnose ist falsch.
Europa erlebt keine Deflation. Dass die Preise aktuell nicht stärker
steigen, liegt allein an der jüngsten Entwicklung der Energiekosten.
Wie schnell sie auch wieder steigen und damit die Teuerungsrate
treiben können, weiß jeder aus der jüngsten Vergangenheit. Allein die
EZB verfährt nach dem Motto: Hilft meine Therapie nicht, dann
verstärke ich sie eben. Dabei wird die neuerliche homöopathische
Leitzinssenkung verrauchen wie ihre Vorgängerinnen. Niemand
investiert eher oder mehr, weil der Zins um ein oder zwei Zehntel
niedriger ausfällt: kein Privatmann und kaum ein Unternehmen. Allein
manche europäischen Regierungen könnten sich verleitet sehen, die
nochmalige ganz leichte Entspannung an der Zinsfront zu nutzen, um
den eingeleiteten Schuldenabbau schleifen zu lassen. Damit jedoch
verschärft die EZB den Reformstau in einigen Mitgliedsstaaten der
Währungsunion. Je später aber Strukturen angepasst werden, desto
höher sind die Kosten. Das Geld, das jetzt dank der EZB so billig wie
noch nie zu haben ist, wird dann richtig teuer. Ebenso fatal wie die
vermutliche Reaktion europäischer Haushaltspolitiker ist die Wirkung,
die die Politik des billigen Geldes auf den privaten Anleger hat.
Jeder, der jetzt noch spart, wird doch von anderen für dumm erklärt.
Dabei braucht das staatliche Rentensystem dringend die Ergänzung
durch private Vorsorge, damit nicht große Teile der immer älter
werdenden Bevölkerung irgendwann in die Altersarmut abdriften. Seit
einiger Zeit ist das System der Lebensversicherung an seiner Grenze
angelangt. Bleibt die Investition in Betongold. Doch sind auch dem
Immobilienmarkt bei abnehmender Bevölkerungszahl Grenzen gesetzt.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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