24.02.2015 23:02:58
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NSU-Prozess
Zschäpe könnte noch am ehesten eine Beteiligung an dem 22-fachen Mordversuch beim Nagelbombenanschlag 2004 in Köln nachgewiesen werden. Aber noch hat der Vorsitzende Richter Manfred Götzl nicht erkennen lassen, ob er Zschäpe als vollwertiges Mitglied der Terrorzelle einschätzt oder doch als stilles Mäuschen neben zwei marodierenden Outlaws. Als entlastend könnte sich erweisen, dass die Wohnung in Zwickau einen entschieden zu niedrigen Wasserverbrauch aufweist - selbst für eine einzige Person.
Gab es also noch andere Wohnungen, ein noch viel größeres Netzwerk in der Szene, das den beiden Haupttätern Unterschlupf gar bei anderen Nazi-Bräuten bot? Die Bundesanwaltschaft hält an den Version Kleinzelle fest. Opferanwälte und auch Stimmen vor allem aus dem linken Spektrum sehen ein weit größeres rechtsradikales Netzwerk, dessen Aufdeckung dem Staat angeblich nicht wichtig ist.
Tatsächlich dürfte auch nach Prozessende das Schattenreich deutscher Rechtsterroristen immer noch nicht ausgeleuchtet sein. Der Legendenbildung sind Tür und Tor geöffnet.
Der NSU-Prozess leistet strafrechtlich genau das, was das Gesetz verlangt. Er liefert aber keine politischen Erklärungen. Er ist auch nicht eine Form von Wahrheitskommission, die zu einer wie auch immer gearteten Läuterung führt. Der Prozess wird Fragen offen lassen, weil Gerichte nicht weiterkommen, wenn Zeugen mauern, lügen und das Verfahren ad absurdum führen. Der aktuelle Streit um die Zulassung bestimmter Nebenkläger ist nichts gegen die Frage, wieso die NSU-Mordserie erst erkannt wurde, als Zschäpe 2011 ihre Wohnung anzündete und Selbstbezichtigungen in Form zynischer Trickfilmchen verschickte.
Mehr noch: Die nach 34 Jahren erschütterte Einzeltäterthese zum Anschlag auf das Münchner Oktoberfest von 1980 eröffnete vor wenigen Tagen eine ganz andere Dimension. Gibt es eine durchgehende braune Linie von Altnazis über die Wehrsportgruppe Hoffmann, den Thüringer Heimatschutz zum NSU und darüber hinaus?
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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