29.07.2018 23:33:42

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Judenhass

Bielefeld (ots) - Die Situation ist nicht vergleichbar mit den 1920er und 1930er Jahren, aber die Alarmsignale mehren sich: In Deutschland brennen bei Pro-Palästina-Demonstrationen israelische Fahnen. Kinder werden als »Juden« gemobbt oder mit dem Tod bedroht, Rapper für ein judenfeindliches Album ausgezeichnet. In Berlin schlägt ein palästinensischer Flüchtling einen Kippa-tragenden Studenten mit einem Gürtel. In Bonn wird ein Kippa-tragender jüdischer Professor attackiert, antisemitisch beschimpft und von einen Polizisten geschlagen, weil er mit dem Angreifer verwechselt wird. Es ist kein neuer Antisemitismus, der das Land erfasst. Er war schon vor der Flüchtlingskrise da, hat sich dadurch aber deutlich verschärft. Das Schlimme ist: Nur wenige Deutsche beunruhigt das. Auch wenn keine Zahlen zu antisemitischem Mobbing bekannt sind - der Zentralrat der Juden spricht von einer bedrohlichen Lage. Immer häufiger würden antisemitische Vorfälle bekannt, die von muslimischen Schülern ausgehen, sagt der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster. »Wenn jüdische Schüler nicht in die Schule gehen können, ohne antisemitische Anfeindungen oder Angriffe fürchten zu müssen, läuft etwas falsch in diesem Land.« Es ist eine Schande, dass der Ausdruck »Jude« auf Schulhöfen als Schimpfwort gilt. Und es ist beschämend und besorgniserregend zugleich, wenn der Präsident des Zentralrats der Juden dazu raten muss, sich in Städten nicht mit einer Kippa zu zeigen, wenn Juden auf der Straße Angst haben müssen und wenn Synagogen Polizeischutz benötigen. Genauso besorgniserregend ist jedoch auch der rechtsextreme Judenhass. In Dresden wurden Vorfälle bekannt, bei denen Schüler den Hitlergruß zeigten und antisemitische Witze erzählten. Antisemitismus und Antizionismus beschränken sich aber nicht nur auf Schulen. Judenhass scheint wieder gesellschaftsfähig geworden zu sein. Es hat sich eine unheilvolle Allianz gebildet aus alten völkischen und neuen muslimischen Antisemiten. Was oft vergessen wird: Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten. Was nicht bedeutet, dass man Israels Regierung nicht kritisieren kann, zum Beispiel wegen ihrer Siedlungspolitik. Das entbindet uns aber nicht davon, Antisemitismus entschiedener entgegenzutreten. Denn er betrifft uns alle, nicht allein die jüdische Gemeinschaft. In der Schule muss das Thema Nationalsozialmus stärker Berücksichtigung finden. Und wir müssen uns ehrlich machen und definieren, welche Auslegung des Islam mit unserer demokratischen Grundordnung vereinbar ist. In Integrationskursen muss nicht nur über Gesetze, sondern auch über Israel gesprochen werden. Und wir brauchen einen islamischen Religionsunterricht unter deutscher Schulaufsicht.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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