04.08.2014 21:10:59
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu weniger Polizisten bei Fußballspielen
Bielefeld (ots) - Populismus ist populär, aber er ist selten
sachdienlich. Mit seinem schneidigen Vorschlag ist NRW-Innenminister
Ralf Jäger wieder einmal einsam vorgeprescht. Einer ernsthaften
Lösung eines ja in der Tat bestehenden Problems ist damit aber nicht
gedient. Den »Jäger 90« erneut auf einem Tiefflug zu sehen, wäre
allerdings auch eine populistische Replik auf den Vorschlag des
SPD-Mannes. Die Fakten sind klar. In dieser Saison wird die
NRW-Polizei bei 231 Spielen (2013/14 waren es 210) der ersten drei
Profiligen für Sicherheit sorgen müssen. Teilweise in den Stadien,
verstärkt auf den Anreisewegen. Die erweiterte Aufgabe muss
allerdings mit weniger Personal bestritten werden. Und das
NRW-Finanzsäckel ist nicht nur nicht prall gefüllt, es gibt eine
gnadenlose Haushaltssperre. Deutlich besser sieht da der Kassenstand
der Deutschen Fußball-Liga und des Deutschen Fußball-Bundes aus. Da
lagen die Ideen in Bremen (der Senat will sich Geld für
Polizeieinsätze zurückholen) und NRW (reduzieren, wo es sich
verantworten lässt) nahe, bedienen wir uns bei denen, die flüssig
sind. Mit dem Versuch, dem Milliardenunternehmen Profifußball in
Deutschland Geld abzunehmen, mag man beim Steuerzahler punkten, der
seine Abgaben in diesem Umfeld zweckentfremdet sieht. Doch eines muss
allen Beteiligten klar sein: Eine Reduzierung in und um die Stadien
herum ist ein Test mit einem nicht unerheblichen Restrisiko. Zwar
betonen Fans immer wieder, Randalierer wären in der Unterzahl, die
Polizei im Stadion würde eher für eine aggressive Stimmung sorgen. An
der Aussage will Ralf Jäger sie jetzt messen. Aber die Zahl der nicht
hinnehmbaren Entgleisungen bewegt sich immer noch auf einem
erschreckend hohen Level. Zwar ist es in dieser Drittliga-Saison
bisher noch nicht zu Ausschreitungen gekommen. Aber beim Spiel von
Dynamo Dresden in Cottbus »glänzten« die Dynamo-Fans erneut mit einem
geschmacklosen Transparent vor ihrem Block - wie in der vergangenen
Saison öfter. Aber nicht nur die Länder und die Polizei haben ihre
Hausaufgaben zu machen. Die Vereine müssen verstärkt dazu
aufgefordert werden, mehr in die Prävention zu stecken. Nun werden
die sagen: Das tun wir schon. Offensichtlich nicht genug. Demolierte
Züge, beschädigte Autos auf den Wegen zu den Stadien, verletzte
Polizisten, verletzte Fans, Ordnerdienste, die von Rechtsradikalen
unterwandert sind, belegen klar: Es gibt durchaus noch
Steigerungspotenzial. Bleibt inständig zu hoffen, dass nicht bei
einem der als nicht riskant eingestuften Partien Menschen
schwerstverletzt oder gar getötet werden. Dann würde vermutlich
erneut die Stunde der Populisten schlagen. Und auch da wäre es der
Sache noch viel weniger dienlich.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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