20.12.2016 23:33:56
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Berlin
Bielefeld (ots) - Wir wissen noch viel zu wenig über das
grauenvolle Geschehen in Berlin, und doch wissen wir genug, um uns
auf das in diesem Moment Wichtigste zu besinnen: auf die Trauer um
zwölf Menschen, die am Montagabend auf dem Weihnachtsmarkt am
Breitscheidplatz vollkommen sinnlos ihr Leben verloren haben. Und
auf die Hoffnung, dass die vielen Verletzten vollständig an Körper,
Geist und Seele genesen mögen. Wer beten kann, der sollte es tun. Wo
sonst soll neue Zuversicht herkommen? Die Wahrheit ist dramatisch:
Nachdem wir im schon so krisenreichen Jahr 2015 noch vornehmlich
solidarisch an der Seite unserer aufs Übelste vom Terror
heimgesuchten französischen Nachbarn standen, sehen wir zum Ende
dieses weltpolitisch keinen Deut besseren 2016 auch Deutschland
endgültig im Fadenkreuz der Fanatiker angekommen. Woraus zweierlei
folgen kann: Da ist zum einen die zur Gewissheit werdende Angst,
dass unser Leben auf unabsehbare Zeit vom Terror begleitet sein wird.
Jeden von uns kann es jederzeit treffen. Und da ist ein erster
zynischer Hauch von Abstumpfung. Wer kann sich wirklich frei
davon machen, die Schreckensnacht von Berlin nicht doch mit dem
nach gleichem Muster verlaufenen Attentat von Nizza zu vergleichen?
Beides beweist eindrücklich, dass alle Beschwörungen, nach dem wir
uns unser freiheitliches Leben von nichts und niemandem nehmen lassen
wollen und werden, hohl zu werden drohen. Sie sind gut gemeint - und
sie sind Worte gegen die eigene Ohnmacht. Aber schenken wir ihnen
auch Glauben? Ja, wir sind im Krieg gegen den Terror. Noch aber
wissen wir nicht, ob wir diesem Krieg gewachsen sind. Wo ein Lkw zum
Mordinstrument wird, müssen selbst modernste Sicherheits- und
Verteidigungsinstrumente an ihre Grenzen kommen. Wollen wir uns nicht
auch von blinder Wut und grenzenlosem Hass leiten lassen, so werden
wir weiter zum Reagieren gezwungen sein. Auf dem Berliner
Weihnachtsmarkt ist am Montag wieder ein Stück unserer
Unbeschwertheit verloren gegangen. Erneut war es ein Angriff von
großer Symbolkraft. Im Schatten der Gedächtniskirche, selbst Ikone
dunkelster Stunden der Menschheitsgeschichte, hat sich die
Menschenverachtung auf widerlichste Art und Weise Bahn gebrochen.
Zwölf Menschen, die nichts weiter als ihre Vorfreude auf die
Weihnachtsfeiertage genießen wollten, sind tot. Das Fest des
Friedens steht vor der Tür, aber der Frieden ist fern. Und der oder
die Täter sind noch nicht gefasst. Trotzdem jedoch und gerade
deshalb: Besonnen bleiben, wachsam sein und entschlossen handeln -
all das ist jetzt von uns allen gefragt. Es ist eine schwere Prüfung,
die mit jedem Anschlag, mit jeder Drohung und mit jedem Fehlalarm
größer wird. Doch wir müssen sie annehmen.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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