26.12.2013 20:04:58
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Weser-Kurier: Zum 14-Stunden-Interview Edward Snowdens
Bremen (ots) - Dieses Jahr gibt es nicht nur eine "Person des
Jahres". So verdient der von "Time"-Magazin vergebene Titel für Papst
Franziskus auch ist, so sehr steht er auch Edward Snowden zu. Beide
Männer haben die Welt verändert. Das Oberhaupt der Katholiken rüttelt
eine Kirche wach, die den Blick für das Wesentliche zu verlieren
drohte. Franziskus rückte den Dienst am Nächsten wieder ins Zentrum
und setzte mit seiner Bescheidenheit ein Beispiel, das viele in der
Hierarchie um ihre Pfründe bangen lässt. Der Geheimnisverräter
Snowden zog den Vorhang weg vor einer Architektur der Überwachung,
die Freiheitsrechte bedroht. Mit der Enthüllung der Kontrolle des
Internets und des Telefonverkehrs durch die NSA trat der
"Whistleblower" eine Diskussion über das richtige Verhältnis von
Sicherheit und Privatsphäre los. Der Unterschied zwischen dem
Gottesmann und dem Ex-Geheimdienstler besteht darin, wie sie in
eigenen Reihen wahrgenommen werden. Die Katholiken sehen in
Franziskus einen Hoffnungsträger, der die Kirche wieder attraktiv
macht. Für die meisten Amerikaner bleibt Snowden ein Saboteur, der
sein Land verraten hat. Nur außerhalb der USA wird ihm Bewunderung
für seinen Mut gezollt. Während Franziskus bisher vor allem Akzente
gesetzt hat, schuf der "Whistleblower" Fakten, hinter die es kein
zurück mehr gibt. Ein halbes Jahr nach Beginn der Enthüllungen haben
wir eine ziemlich gute Idee davon, was die 40<ET>000 NSA-Mitarbeiter
treiben. Ein Bundesgericht adelte Snowdens Handeln, als es die
enthüllte Überwachungs-Architektur "fast orwellisch" nannte. Und eine
Expertenkommission legte Barack Obama im Dezember einen Katalog mit
Reformen ans Herz. Dass der US-Präsident seinen Diensten Anfang des
Jahres Selbstbeschränkungen auferlegen will, wäre ohne den
Ex-NSA-Mann niemals passiert. Ob sich die Geheimdienste noch in ihre
Schranken weisen lassen, bleibt dabei so ungewiss wie der Erfolg der
Reformen im Vatikan. Anderes als auf Franziskus wartet auf Snowden
garantiert nicht die Heiligsprechung. Zweifelsohne verdient er aber,
den Titel "Person des Jahres" mit dem Papst zu teilen.
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