06.05.2015 23:17:51
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Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zum Kita-Streik
Bremen (ots) - Man kann wohl davon ausgehen, dass Eltern
grundsätzlich Verständnis für die Forderungen der Erzieherinnen und
Erzieher haben. Schließlich muss ihnen viel daran liegen, dass ihre
Kinder nicht von demotiviertem, frustriertem Personal betreut werden.
Das Verständnis leidet jedoch meist, wenn persönliche
Unannehmlichkeiten entstehen. Aber allein das macht manche
Berufsgruppen mächtig, nicht nur Lokführer und Flugpiloten, sondern
eben auch Erzieher und Pflegekräfte. Legen sie die Arbeit nieder,
kommt es zu erheblichen Verwerfungen im Alltag. Wie so oft im Leben,
weiß man erst zu schätzen, wie gut etwas grundsätzlich funktioniert,
wenn es nicht mehr funktioniert. Die Erzieherinnen und Erzieher sowie
Mitarbeiter aus mehreren Dutzend anderer Sozialberufen streiken indes
nicht, damit ihre tägliche Leistung mit warmen Worten bedacht wird.
Es geht ihnen um finanzielle Anerkennung, und tatsächlich wird die
Arbeit in Kindertagesstätten im Vergleich zu anderen Tätigkeiten
bestürzend schlecht bezahlt. Das liegt auch an der Ausbildung: In
anderen europäischen Ländern qualifizieren sich Erzieher mit einem
Hochschulstudium, in Deutschland ist das möglich, aber nicht
Standard. Dabei steigen die Anforderungen, der Alltag einer
sogenannten Kindergärtnerin, so die Gewerkschaft GEW, bestehe eben
nicht aus "Backe, backe, Kuchen" und Bastelarbeiten; schon gar nicht
in Einrichtungen in sogenannten sozialen Brennpunkten. Der Befund ist
nicht neu, getan hat sich nichts. Der Streik erhöht den Druck auf die
Arbeitgeber. In den nächsten Jahren wird er ohnehin weiter wachsen:
Schon heute fehlen Hunderte von pädagogischen Fachkräften, weil der
Beruf nicht attraktiv genug ist. Der Rechtsanspruch auf einen
Betreuungsplatz wird eine grundlegende Reform erzwingen.
Erfahrungsgemäß ist es besser, sich selbst in Bewegung zu setzen
statt geschubst zu werden.
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