27.03.2013 19:51:32
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WDH/GESAMT-ROUNDUP/ Medien: Zyprische Banken machen Donnerstagmittag auf
Eine Sprecherin der Zentralbank kündigte Einschränkungen im Kapitalverkehr an, auf die sie aber zunächst nicht näher eingehen wollte. Spekulationen besagten zuvor, dass Bankkunden höchstens 1200 Euro pro Tag und Person werden abheben dürfen.
SICHERHEITSKRÄFTE IN BEREITSCHAFT
Die Sicherheitskräfte seien vor der Öffnung der Banken in Bereitschaft, auch um kriminelle Überfalle zu verhindern, sagte der zyprische Polizeisprecher Andreas Angelides. "Wir haben alle nötigen Maßnahmen getroffen, damit die Leute geschützt werden. Wir fordern alle Leute auf, auch selbst aufmerksamer zu sein, wenn sie die Bank verlassen", sagte Angelides. Ein Sprecher des Genossenschaftsbanken rief die Menschen am Abend zur Ruhe auf: "Ich sage den Leuten: Keine Panik, keine Panik. Jeder wird das bekommen, was ihm zusteht."
Zyperns Banken sind seit dem 16. März geschlossen. Seitdem können sich die Menschen in griechischen Teil der Insel nur noch aus Geldautomaten mit Bargeld versorgen. Für die Wiederöffnung der wegen der schweren Finanzkrise geschlossenen Geldinstitute waren bereits verschärfte Sicherheitsvorkehrungen angekündigt worden. Beschränkungen für Auszahlungen und internationale Überweisungen sollen zudem verhindern, dass Kapital in großem Umfang aus Zypern abgezogen wird.
UMFANGREICHE EINSCHRÄNKUNGEN IM KAPITALVERKEHR
Das zyprische Finanzministerium will mit umfangreichen Einschränkungen des Zahlungsverkehrs verhindern, dass Kapital massenhaft ins Ausland abfließt. Ein Entwurf für einen Erlass, der der Nachrichtenagentur dpa vorlag, sieht für Auslandsüberweisungen Grenzen vor. Außerdem gibt es demnach Auflagen für Immobilienverkäufe und die Abwicklung von Exportgeschäften.
Der Entwurf des Finanzministeriums sieht vor, dass Auslandsüberweisungen und Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland pro Person und Bank auf 5000 Euro beschränkt werden. Zyprer sollen pro Auslandsreise maximal 3000 Euro Bargeld mit sich führen dürfen. Bei Festgeldanlagen ist demnach keine vorzeitige Kündigung möglich.
ZYPERN SINGULÄRE FALL
In Berlin bezeichnete Regierungssprecher Steffen Seibert das Zypern-Rettungspaket als "singulären Fall". Es handele sich um eine maßgeschneiderte Lösung, um die individuellen Probleme Zyperns zu lösen. Er distanzierte sich damit von den umstrittenen Äußerungen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, ohne aber direkt darauf einzugehen. Dieser hatte erklärt, die Beteiligung von Kontoinhabern an der Bankenrettung Zyperns könnte auch als Modell für künftige Hilfsprogramme gelten, war dann aber zurückgerudert. Der Rettungsplan für Zypern sei zwar keine "Blaupause" für andere Länder. Doch künftig würden zunächst Banken selbst und Großanleger angesprochen, sagte Dijsselbloem in weiteren Interviews.
FITCH DROHTE MIT ABSTUFUNG
Wegen des angeschlagenen Bankensektors drohte die Ratingagentur Fitch Zypern abermals mit Abstufung. Fitch macht für die kritische Sicht auf die zyprische Bonität vor allem das gescheiterte Bankensystem verantwortlich.
Nach dem Rettungspaket sollen Einlagen oberhalb der EU-weiten Sicherungsgrenze von 100 000 Euro an der Banken-Sanierung beteiligt werden. Das zweitgrößte Geldhaus, die Laiki-Bank, wird abgewickelt. Ein Teil ihres Geschäfts wird von der Bank of Cyprus übernommen. Das kleine Euroland erhält im Gegenzug milliardenschwere Finanzhilfen seiner Europartner, die dem Staatshaushalt zugute kommen sollen.
ZYPERNS AUSSENMINISTER KRITISIERT EU
Zyperns Außenminister Ioannis Kasoulidis kritisierte die Eurozone wegen der Bedingungen für das Hilfspaket. "Um es ganz offen zu sagen: Wir haben dieses Vorgehen nicht als europäische Solidarität empfunden", sagte Kasoulidis der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ/Donnerstag). Er verwies auf den zyprischen Eigenbeitrag in Milliardenhöhe zur Abwendung eines Staatsbankrotts.
Zypern habe während der Verhandlungen in der vergangenen Woche sogar kurz vor der Entscheidung gestanden habe, aus der Eurozone auszuscheiden. "Das war eine Möglichkeit, die wir zeitweilig ernsthaft in Betracht ziehen mussten", sagte Kasoulidis der Zeitung./tt/cn/DP/jsl
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