26.01.2014 19:45:33

WDH/DAVOS: Optimismus überwiegt beim Weltwirtschaftsforum 2014 - Zweifel bleiben

    DAVOS (dpa-AFX) - Finanzpolitiker und Notenbanker erwarten in diesem Jahr in Europa eine weitere Konjunkturerholung. Die existenzielle Bedrohung des Euro sei abgewendet und der Prozess der Erholung habe begonnen, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn am Samstag zum Finale des diesjährigen Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Ähnlich hatte sich zuvor auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso geäußert.

    Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, bekräftigte die Entschlossenheit, "sämtliche vertraglich erlaubten Mittel" zum Schutz des Euro einzusetzen. Alle Augen sind nun auf die Banken-Stresstests gerichtet, denen sich in diesem Jahr 132 Finanzinstitute unterziehen müssen.

    "Ich hoffe, dass es dabei auch schlechte Nachrichten geben wird", sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem. Nur dann könne man sicher sein, dass die Überprüfung der Krisenfestigkeit europäischer Banken wirklich zuverlässig sei. Es gelte, sämtliche versteckten Risiken aufzudecken.

    Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, Banken müssten notfalls untergehen können, wenn sie Stresstests nicht bestünden. Die wirtschaftliche Erholung Europas hänge allerdings nicht allein vom Bankensektor ab. "Wir müssen die Probleme durch finanzielle Disziplin bei gleichzeitigen Strukturreformen lösen." Die Schaffung der europäischen Bankenunion sei der richtige Weg.

    Auf noch bestehende Risiken wies Christine Lagarde hin, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die niedrige Inflation in der Eurozone berge die Gefahr einer Deflation - also eines Teufelskreises aus verfallenden Preisen für Waren und Dienstleistungen und dadurch verursachtem Schrumpfen der Wirtschaft.

    Draghi erwiderte, die geringe Inflation sei auch durch das Sinken der Erdölpreise zu erklären. Zudem seien Phasen niedriger Inflation nach Finanzkrisen normal. Die Inflationsrate im Euro-Raum werde längere Zeit sehr gering bleiben, dann aber auf etwa zwei Prozent anwachsen.

    Während beim WEF 2014 der Optimismus überwog, waren auch warnende Stimmen zu vernehmen. Ungeachtet guter Wachstumsprognosen der Weltbank und des IWF habe Europa die Folgen der Finanzkrise von 2008 keineswegs überwunden, sagte der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS, der frühere Bundesbankpräsident Axel Weber.

    Das Wachstum in Europa sei mit lediglich einem Prozent zu kraftlos, um Arbeitsplätze zu schaffen. Der Ökonomie-Professor Kenneth Rogoff meinte, Europa könne die bedrohlich hohe Verschuldigung einiger Staaten kaum ohne einen Schuldenschnitt überwinden. Der Amerikaner forderte - wie auch andere Teilnehmer - größere Schritte in Richtung einer europäischen Fiskalunion.

    Die WEF-Jahrestagung stand unter dem Motto "Die Neugestaltung der Welt: Konsequenzen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft". An dem Treffen beteiligten sich mehr als 2500 Politiker, Manager und Wissenschaftler. Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs reisten zum WEF nach Davos.

    Fast unbemerkt blieben im Gegensatz zu früheren Jahre die Protestaktionen von Globalisierungsgegnern. In Davos, das von 3000 Soldaten und Polizisten bewacht wurde, gab es drei kleinere Demonstrationen. Eine war als "Zombie Walk" angekündigt. Dabei habe man am Samstag weit mehr Sicherheitskräfte als Zombies auf der Straße gesehen, konstatierte die Schweizer Nachrichtenagentur sda./bur/enl/edh

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