Sparen vs. Investitionen 21.09.2024 23:20:00

VW-Rivian-Deal: Musk wundert sich über Geldquelle

VW-Rivian-Deal: Musk wundert sich über Geldquelle

• VW in finanziellen Schwierigkeiten
• Umfangreiche Sparmaßnahmen und mögliche Werkschließungen angekündigt
• Musk zweifelt Finanzierung des Rivian-Investments an

Die Lage bei Deutschlands größtem Automobilkonzern Volkswagen hat sich zuletzt deutlicher zugespitzt. Anfang September erklärte das Unternehmen, dass man im Rahmen der konzerneigenen Bemühungen, Kosten zu sparen, nun auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger ausschließen könne. Zeitgleich wurde die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung, in deren Rahmen betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausgeschlossen waren, aufgekündigt.

Die Führungsebene verwies auf eine notwendige umfassende Restrukturierung des Unternehmens, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen.

VWs Konzernchef sieht "ernste Lage"

Insbesondere die Kernmarke macht dem Autobauer dabei offenbar Sorgen, dort sei die Lage so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen könne wie bisher, sagte Konzernchef Oliver Blume der "Bild am Sonntag". Konkret verwies er dabei auf den Rückgang der Fahrzeugverkäufe in Europa und die zunehmende Konkurrenz durch neue Wettbewerber aus Asien, die zunehmend auf den VW-Markt drängten. "Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch", erklärte Blume.

Kostensparen aber Milliardeninvestitionen? Musk meldet Zweifel an

Vor dem Hintergrund der massiven Bemühungen von VW, den Gürtel enger zu schnallen und die Kostenbasis deutlich zu reduzieren, steht das angekündigte Milliardeninvestment in den US-Elektroautobauer Rivian besonders unter Beobachtung. Volkswagen hatte Ende Juni vom Kartellamt grünes Licht für seine Einstiegspläne bei den US-Amerikanern erhalten: Zunächst wolle man eine Kooperation in den Bereichen Software, Steuercomputer sowie Netzwerk-Architektur eingehen, bevor in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts dann neue VW-Fahrzeuge auf Basis von Rivians Technologie und Software auf den Markt kommen sollen. Das Projekt lässt sich Volkswagen bis zu fünf Milliarden Dollar kosten.

Während die Pläne für Rivian eine höchst willkommene Geldspritze bedeuten, stellt sich angesichts der jüngst bekannt gewordenen prekären wirtschaftlichen Lage von VW die Frage der Finanzierung. Diese Frage stellt sich auch Tesla-Chef Elon Musk. Auf der Plattform "X" antwortet der Automanager auf den Beitrag eines X-Users, der das VW-Investment in Rivian zum Thema macht und gleichzeitig auf die drohenden Werkschließungen in Deutschland verweist mit den Worten: "Wo wollen die das Geld hernehmen?"

Musk-Rivian-Rivalität schwelt schon länger

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Elon Musk zu hämischen Kommentaren über den heimischen Konkurrenten Rivian hinreißen lässt, aber das erste Mal, dass er so offensichtlich die Sparbemühungen von Volkswagen in Zweifel zieht.

Die beiden US-Autobauer haben eine bewegte Vergangenheit. So hatte Tesla im Jahr 2020 Klage gegen Rivian eingereicht, dabei ging es um den Vorwurf, Ex-Tesla-Mitarbeiter hätten geheime Informationen ihres vorherigen Arbeitgebers mit zu Rivian gebracht.

Im Februar 2024 kommentierte Musk dann die Quartalsbilanz von Rivian, die alles andere als überzeugend ausgefallen war. "Ihr Produktdesign ist nicht schlecht, aber die eigentliche Schwierigkeit, ein Autounternehmen zum Laufen zu bringen, besteht darin, eine Massenproduktion mit positivem Cashflow zu erreichen", so der Milliardär auf X. Zudem prophezeite er dem Mitwettbewerber schon in naher Zukunft die Insolvenz. "Bei der derzeitigen Entwicklung sind sie in rund 6 Quartalen bankrott. Vielleicht wird sich dieser Kurs ändern, aber bisher ist das nicht der Fall."

Durch die Kooperation mit Volkswagen könnte Rivian eines der von Musk angesprochenen Probleme, nämlich die Schwierigkeit, Massenmarktproduktion an den Start zu bringen, statt Geld zu verbrennen, angehen. Analysten haben den Deal bereits positiv bewertet, so äußerte sich unlängst Canaccord-Analyst George Gianarikas mit den Worten: Rivian verfüge jetzt wahrscheinlich über das Kapital, um "sich durchzusetzen, operative Spinnweben abzuschütteln und seiner Massenmarktpalette - dem R2/R3 - Leben einzuhauchen; und Größe zu erreichen."

VW unterdessen löst seinerseits sein Softwareproblem, denn die bislang für die Softwareentwicklung im Hause Volkswagen zuständige Tochter Cariad hat die Erwartungen nicht erfüllt und könnte durch den Deal nun vor dem Aus stehen.

Offen bleibt aber weiterhin die Frage, wie das Milliardeninvestment, von Volkswagen vor dem Hintergrund der massiven Sparbemühungen der Wolfsburger zu rechtfertigen ist.

Redaktion finanzen.at

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