19.10.2007 16:24:00

Viele Brauer heben Bierpreis 2008 an - Kasten bis 1 Euro teurer

        DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Bier wird deutlich teurer. Gleich eine ganze Reihe von Braukonzernen und großen Privatbrauereien hebt die Preise in den ersten Monaten des kommenden Jahres spürbar an. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa am Freitag. Nach Einschätzung des Deutschen Brauer-Bundes müssen Verbraucher durch die Preiserhöhungen letztlich vermutlich zwischen 50 Cent und einem Euro mehr pro Kasten mit 20 Halbliter-Flaschen im Einzelhandel bezahlen. Als Gründe für die Preiserhöhung führen Brauereien vor allem höhere Rohstoff- und Energiekosten an.

 

    Die Privatbrauerei Krombacher plant zum 4. Februar 2008 eine Preiserhöhung. Ein Sprecher des Siegerländer Familienunternehmens bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der "Lebensmittel Zeitung". Eine zunehmende Internationalisierung des Biermarktes sei mitverantwortlich für die Kostenexplosion bei den Bier-Rohstoffen. "Wenn 2,8 Milliarden Menschen in China und Indien pro Jahr einen halben Liter Bier mehr trinken, wirkt sich dies auf die Gersten- Nachfrage aus", sagte der Unternehmenssprecher Franz-Josef Weihrauch.

 

    Bereits zum 1. Januar 2008 hebt Carlsberg Deutschland die Preise für den Einzelhandel und die Gastronomie an. Betroffen seien alle Marken der deutschen Tochter des dänischen Braukonzerns, allerdings in einer unterschiedlichen Höhe, sagte Sprecherin Annett Oeding. Zu Carlsberg Deutschland gehört unter anderem die Marke Holsten.

 

    Die Privatbrauerei Warsteiner will voraussichtlich zum 1. Februar den Preis erhöhen. "Es ist ein ganzer Strauß an Faktoren, die uns dazu zwingen", sagte Sprecher Christoph Hermes. Neben Braugerste und Energie seien auch Glas, Etiketten und Kronkorken teurer geworden.

 

    Am 13. Januar 2008 will die Privatbrauerei Veltins an der Preisschraube drehen. Nach sechs stabilen Jahren werde der Preis für die Kunden um rund einen Euro pro Kasten steigen, sagte Unternehmenssprecher Ulrich Biene. Das betreffe nicht nur Pils, sondern auch die Mischgetränke der Brauerei. Biene sieht die Brauer vor allem wegen des Wettbewerbs in der Landwirtschaft unter Druck. "Während die Landwirte aufatmen, holen wir tief Luft."

 

    Energiepflanzen wie Raps oder Mais verdrängten Braugerste von den Feldern. Dies habe im vergangenen Jahr zu einer Preissteigerung von 84 Prozent beim Gerstenmalz geführt. Hopfen sei sogar um 200 Prozent teurer geworden. "Der Kostendruck ist überall in der Branche enorm", unterstrich der Sprecher von Veltins. "Wir haben an allen Schrauben gedreht, nun gibt es keine Luft mehr."

 

    In diesem Zusammenhang kritisiert der Brauer-Bund die Politik: "Die Bioenergie-Pflanzen-Beihilfe von 45 Euro pro Hektar verfälscht den Wettbewerb." Die Landwirte seien aber nicht verantwortlich für die Preiserhöhung, die sich durch die ganze Branche ziehen werde. Auch die Billig-Bier-Brauer stünden in Warteposition. "Das Preiseinstiegs-Segment steht unter dem gleichen Kostendruck und wartet darauf, dass die Preise steigen, um dann gegebenenfalls nachzuziehen", sagte Verbands-Hauptgeschäftsführer Peter Hahn.

 

    Der Marktführer auf dem deutschen Biermarkt, die Oetker-Tochter Radeberger Gruppe, hielt sich noch bedeckt. Sprecherin Birte Kleppin wollte zu einer bevorstehenden Preiserhöhung nichts sagen, weil die Kunden noch nicht informiert seien. Aber es sei ein Punkt erreicht, am dem die Kostensteigerungen intern nicht mehr aufgefangen werden könnten. "Ein Euro pro Kasten ist eine realistische Größenordnung."

 

    Auch Bitburger reiht sich ein. "Das kommt nach den Diskussionen der vergangenen Monate für niemanden mehr überraschend", sagte Sprecherin Kerstin Flötner. Für Flaschenbier werde der Preis pro Kasten je nach Marke um einen halben bis zu einem Euro steigen, sagte sie. Fassbier werde zwar auch teurer, wie sich dies an der Theke auswirke, sei aber unklar. "Der Preis wird letztlich vom Wirt gemacht", meinte sie.

 

    Der zweitgrößte Bieranbieter in Deutschland, InBev (unter anderem Becks), plant aktuell keine Preiserhöhungen, wie ein Sprecher sagte. InBev Deutschland habe im Frühjahr 2007 die Preise moderat erhöht./tar/vd/DP/stw

 

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!