22.01.2016 13:21:47
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UPDATE2/SAP ist optimistischer und die Aktie fährt Achterbahn
--SAP hebt Umsatzprognose 2017 an; will im Cloudgeschäft mehr erlösen
--SAP verengt untere Spanne bei der Prognose des Betriebsergebnisses
--Altes Margenziel von 35 Prozent rückt durch starkes Cloud-Geschäft in weite Ferne
--Aktie dreht nach anfänglichen Gewinnen ins Minus
--besserer Mittelfristausblick scheint schon eingepreist
(NEU: Aussagen des Managements, Kursreaktion)
Von Archibald Preuschat
WALLDORF (Dow Jones)--Der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoftware SAP gibt sich optimistischer für die Zukunft. Nach einem erfolgreichen Jahr 2015 hob der DAX-Konzern am Freitag die Mittelfristziele für 2017 an. Investoren war das offenbar nicht genug. Einige sehen den "besseren Ausblick" bereits eingepreist. Nach anfänglichen Gewinnen drehte die Aktie gegen den Markttrend ins Minus.
Noch vor einem Jahr enttäuschte SAP an dieser Stelle, als das Unternehmen den vorherigen Mittelfristausblick zurückschraubte, um mehr in das prosperierende Cloud-Geschäft investieren zu können. Die Rechnung könnte aufgehen. Jetzt erwartet SAP, dass das Cloud-Geschäft, bei dem Software nicht mehr fest auf den Servern der Kunden installiert wird, sondern in externen Rechenzentren gehostet wird, noch schneller wächst. Die Erlöse aus dem Geschäft sieht der Konzern nunmehr auf 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro im Jahr 2017 anwachsen. Ein Jahr zuvor lag das Ziel noch bei 3,5 bis 3,6 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Cloud-Subskriptionen und -Support sowie Softwaresupport soll im kommenden Jahr 63 bis 65 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Das erleichtert die Planbarkeit der Umsätze und gibt Investoren mehr Sicherheit.
Die Cloud-Subskriptions- und Supporterlöse sollen in absoluten Zahlen mit dem Umsatz aus dem bislang klassischen Softwarelizenzen-Geschäft fast gleich ziehen, ihn in 2018 gar übertreffen.
Den Gesamtumsatz 2017 sieht SAP jetzt in einer Spanne zwischen 23,0 und 23,5 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor lagen die Erwartungen hier bei 21 bis 22 Milliarden Euro. Weniger aggressiv gibt sich SAP beim 2017 erwarteten Betriebsergebnis. Hier wurde die Spanne auf 6,7 bis 7,0 Milliarden von zuvor 6,3 bis 7,0 Milliarden Euro lediglich verengt.
Analysten hatten im Vorfeld bereits erwartet, dass SAP seine Mittelfristziele zum Positiven verändert. Entsprechend war die Marktreaktion. Letztlich bilde der neue 2017-Ausblick nur die Marktwerwartungen ab, sagten einige Marktbobachter. Andere sprachen von Gewinnmitnahmen. SAP war im Abwärtstrend der Märkte in den vergangenen Wochen nicht so gebeutelt, wie andere Werte aus der Börsenbundesliga. Gegen Mittag notierte der Anteilsschein des Walldorfer Softwareunternehmens in einem sehr festen Gesamtmarkt bei 70,92 Euro, ein Minus von noch 1,1 Prozent.
An den Märkten sorgt man sich vor allem um China. SAP-Finanzvorstand Luka Mucic bleibt derweil gelassen. SAP sei für dass China-Geschäft weiterhin zuversichtlich. In das Land hat SAP 2 Milliarden investiert, beschäftigt dort mittlerweile 5.000 Mitarbeiter und zählt 13.000 Kunden, so Mucic. Im abgelaufenen Jahr konnte SAP in China zweistellig wachsen. Die Unternehmen dort hätten noch Investitionsbedarf, um auch global zu agieren, sagte der SAP-Finanzvorstand. Auch SAP-Chef Bill McDermott, der am Freitag beim World Economic Forum in Davos weilte und nur telefonisch zur Bilanzpressekonferenz ins badische Walldorf zugeschaltet wurde, zeigte sich von Chinas Wichtigkeit wie Potenz überzeugt.
In seinem Ausblick stellt das Unternehmen aus Walldorf auf Kennzahlen ab, die nicht nach IFRS-Standards errechnet werden. Sie unterscheiden sich von den IFRS-Zahlen im Wesentlichen dadurch, dass Aufwendungen aus Akquisitionen ebenso unberücksichtigt bleiben wie Kosten für Aktienkomponenten in Managergehältern, Rechtsstreitigkeiten und Restrukturierungsmaßnahmen.
"SAP ist stärker als jemals zuvor", sagte McDermott Journalisten am Morgen am Telefon.
Seine Ziele für 2020 passte SAP am Freitag indes nicht an. Hier geht das Unternehmen aus Walldorf unverändert von Umsätzen im Cloud-Geschäft von 7,5 bis 8,0 Milliarden Euro und einem Gesamtumsatz von 26 bis 28 Milliarden Euro aus. Dabei erwartet das Unternehmen 2020 ein Betriebsergebnis zwischen 8 und 9 Milliarden Euro, wobei der Anteil der planbaren Umsätze, also dem Cloud-Geschäft und dem Support des Softwaregeschäfts auf 70 bis 75 Prozent des Gesamtumsatzes steigen soll.
2012 hatte sich SAP noch vorgenommen, eine operative Marge von 35 Prozent zu erreichen. Dieses Ziel hatte der Konzern im vergangenen Jahr endgültig zu den Akten gelegt. Und trotz der angehobenen Ziele für 2017 bleibt die 35-Prozent-Marge Zukunftsmusik. Im Mittel der Prognosespanne könnte SAP 2017 knapp 30 Prozent Marge erreichen. Mucic verwies auf Anlaufkosten und Marketingaufwand für das Cloud-Geschäft. Die Marge sei momentan aber auch seine geringste Sorge, sagte er in einer Telefonkonferenz. Später relativierte Mucic im Gespräch mit dem Wall Street Journal. Er sorge sich sehr wohl noch um die Marge. "Angesichts des Wachstums im Cloud-Geschäft mache ein unternehmensweites Margenziel aber wenig Sinn."
Auch in der Cloud kann SAP gutes Geld verdienen. Durch die Aufteilung der Erlöse auf einen Vertragszeitraum braucht es im Schnitt aber vier Jahre, bis das Umsatzniveau erreicht ist, das mit klassischer Software sofort erzielt wird. Bei der Profitabilität dauert es im Schnitt sogar fünf Jahre, weil SAP auch erst in Rechenkapazitäten investieren muss.
Der DAX-Konzern verdiente im abgelaufenen Jahr nach IFRS-Standards 3,06 Milliarden Euro, ein Rückgang um 6 Prozent. Mucic sieht die Dividendenstärke des DAX-Konzerns durch diesen Rückgang nicht beeinträchtigt. "Wir werden die Dividende sicherlich nicht absenken", sagte er. Im vergangenen Jahr hatten die Aktionäre 1,10 Euro je Anteilssschein erhalten. Laut Mucic wurden 40 Prozent des Nettoergebnisses ausgeschüttet, mehr als die Mindestquote von 35 Prozent.
Die meisten Kennzahlen hatte SAP bereits Anfang der vergangenen Woche veröffentlicht und bei dieser Gelegenheit auch seine Ziele für das laufende Jahr gesetzt. Demnach hat das Unternehmen im vergangenen Jahr seine selbst gesteckten Ziele deutlich übertroffen und auch im wichtigen Schlussquartal bei den meisten relevanten Kennziffern überzeugt.
Im Cloud-Geschäft will SAP im laufenden Jahr 2,95 bis 3,05 Milliarden Euro erlösen. Wird das obere Ende der Prognosespanne erreicht, bedeutet das ein Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr, rechnet SAP vor. Bei den Cloud- und Softwareerlösen will SAP 2016 nur noch um 6 bis 8 Prozent wachsen und damit weniger stark als noch im Vorjahr. Auch das Betriebsergebnis soll mit 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro nur leicht über den 6,35 Milliarden Euro aus dem Jahr 2015 liegen.
Im vergangenen Jahr war SAP erfolgreicher als vom Unternehmen selbst in Aussicht gestellt. Mit dem Cloud-Geschäft wurden 2,3 Milliarden Euro erlöst, hier hatte das Ziel bei 1,95 bis 2,05 Milliarden Euro gelegen. Das Betriebsergebnis erreichte 6,35 Milliarden Euro und übertraf damit die Prognosespanne von 5,6 bis 5,9 Milliarden Euro. Die Cloud- und Softwareerlöse stiegen um 12 Prozent, hier lag das Ziel zuvor bei 8 bis 10 Prozent. SAP gibt seinen Ausblick stets auf Nicht-IFRS-Basis und auf Annahme konstanter Wechselkurse.
Ein Teil des Umsatzwachstums ist indes auf milliardenschwere Zukäufe zurückzuführen. So enthalten die Umsatz- und Ergebnis-Kennzahlen für den Berichtszeitraum die Umsätze und Ergebnisse der zugekauften Unternehmen Concur und Fieldglass. In den Vergleichszahlen des Vorjahres ist Concur ab dem 4. Dezember und Fieldglass ab dem 2. Mai enthalten.
SAP muss einen Balanceakt hinlegen: Zum einen will sich der Konzern Marktanteile im Cloud-Geschäft sichern, also mit Software, die auf externen Servern gespeichert werden. Der Konzern hat dafür 2014 auch Milliarden in Zukäufe gesteckt. Zum anderen generiert SAP mit Anwendungen auf den Servern der Kunden immer noch das Gros seiner Erlöse.
Im abgelaufenen Quartal gelang der Balanceakt: So schaffte das Cloud-Geschäft (Non-IFRS) ein Umsatzplus von währungsbereinigt 60 Prozent auf 630 Millionen Euro. Softwarelizenzen, also das Neugeschäft, legten beim Umsatz um währungsbereinigt 11 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro zu. Cloud und Software zusammen erlösten 5,38 Milliarden Euro, ein währungsbereinigtes Plus von 13 Prozent. Der Gesamtumsatz stieg derweil währungsbereinigt um 11 Prozent auf 6,35 Milliarden Euro.
Mucic schreibt die Stärke bei den Softwarelizenzen der neuen Plattform S/4Hana zu, will aber keine Prognose zur Umsatzentwicklung bei Softwarelizenzen abgeben. Nur so viel: "Wenn sie sich unseren Ausblick anschauen, ist es eine vernünftige Annahme, dass die Erlöse mit Softwarelizenzen mehr oder weniger stabil bleiben."
Der Erfolg des Cloud-Geschäfts drückt eben die Marge. Sie sank im Schlussquartal nach den üblichen Rechnungslegungsstandards um 5,3 Prozentpunkte auf 26,8 Prozent. Ohne Berücksichtigung von IFRS erreichte SAP eine Marge von 35,9 Prozent, im Vorjahresvergleich immer noch ein Minus von 2,6 Prozentpunkten.
Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com
DJG/apr/kla
(END) Dow Jones Newswires
January 22, 2016 06:50 ET (11:50 GMT)
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