10.07.2008 18:57:00

UPDATE2: Längster Tarifkonflikt im Einzelhandel wohl beendet

(NEU: Hintergrund, Details) GERLINGEN (AFP)--Der bislang längste Tarifkonflikt im deutschen Einzelhandel dürfte beendet sein. Arbeitgeber und Gewerkschaften im Pilotbezirk Baden-Württemberg einigten sich am Donnerstag auf einen neuen Tarifvertrag, wie ein Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Abend sagte. Die Arbeitnehmer erhalten demnach eine Einmalzahlung für das vergangene Tarifjahr sowie eine prozentuale Erhöhung für das laufende Jahr.

   Im Gegenzug verzichten sie auf einen Teil ihrer Zuschläge für Spätarbeit. Die Arbeitgeber hatten in dem seit über einem Jahr andauernden Tarifstreit deutlich härtere Einschnitte gefordert. Der Abschluss hat Pilotcharakter für das gesamte Bundesgebiet.

   Für das in diesem März abgelaufene Geschäftsjahr erhalten die Arbeitnehmer im baden-württembergischen Einzelhandel laut ver.di eine Einmalzahlung von 400 EUR. Rückwirkend zum 1. April 2008 steigen zudem ihre Löhne um 3%. Die Spätzulage von 20% gilt weiterhin ab 18.30 Uhr, diese Regelung wurde nun aber auf den Samstag ausgeweitet. Bislang galt sie samstags schon ab 14.30 Uhr. Ab 20.00 Uhr zahlten die Einzelhändler ihren Angestellten und Arbeitern weiterhin eine Zulage von 50%.

   Als Ausgleich für die spätere Samstagszulage erhalten die Beschäftigten künftig zudem jährlich 150 EUR. Diese werden als erhöhter Arbeitgeberzuschuss zur Altersvorsorge oder als Warengutschein ausgezahlt. Insbesondere die Zulagen für die Arbeit am Abend waren bis zuletzt umstritten gewesen. Die Arbeitgeber hatten montags bis samstags zwischen erst ab 20.00 Uhr und bis 22.00 Uhr einen Spätzuschlag von 20% zahlen wollen. Der Nachtzuschlag sollte dann erst ab 22.00 Uhr gelten.

   Die Gewerkschaften hatten bundesweit immer wieder zu Warnstreiks aufgerufen, insbesondere in der Vorweihnachtszeit 2007. Sie hatten sich dabei allerdings als wenig schlagkräftig erwiesen, da die betroffenen Geschäfte schnell auf nicht gewerkschaftlich organisierte Zeitarbeitskräfte ausweichen konnten.

   Die Front der Arbeitgeber war allerdings gebröckelt, als der Lebensmittelkonzern Rewe im April einen sogenannten Vorschalttarifvertrag mit ver.di vereinbarte. Dieser sollte bis zum Abschluss eines Flächentarifvertrages gelten. Die 90.000 Beschäftigten erhielten damit bereits rückwirkend zum 1. Januar 3% mehr Lohn. Auch ihnen wurden die Zuschläge am Samstagnachmittag gestrichen.

   Mit der Einigung, die auch im restlichen Bundesgebiet übernommen werden soll, geht nach Angaben von ver.di der längste Tarifkonflikt in der Geschichte des deutschen Einzelhandels sowie der längste Tarifstreit für einen Flächentarifvertrag überhaupt seit dem Zweiten Weltkrieg zu Ende.

Webseite: http://www.verdi.de

DJG/kth (END) Dow Jones Newswires

   July 10, 2008 12:55 ET (16:55 GMT)

   Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 55 PM EDT 07-10-08

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!