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24.07.2016 16:21:47

UPDATE2/G20 dringt auf rasche Brexit-Klärung und Konjunkturanstrengungen

   --G20 will "proaktiv soziale und wirtschaftliche Folgen" des Brexits angehen

   --Globales Wachstum soll durch alle Politikinstrumente gestützt werden

   --Kritik an Überkapazitäten

   --Sorgenfokus verschiebt sich von China Richtung Europa

   (NEU: Weitere Aussagen, mehr Details der Abschlusserklärung)

   Von Ian Talley und Mark Magnier

   CHENGDU (Dow Jones)--Die Finanzminister der G20 wollen die Anstrengungen ihrer Länder verstärken und alle verfügbaren Instrumente für einen Anschub der globalen Wirtschaft einsetzen. Einer der vielen Belastungsfaktoren sei die Unsicherheit um den Brexit, heißt es in der Abschlusserklärung des Treffens der Finanzminister und Zentralbank-Gouverneure der Gruppe von 20 wichtigen Industrie- und Schwellenländern (G20) im chinesischen Chengdu.

   Dies müsse schnell und in freundschaftliche Atmosphäre bereinigt werden. "Für die Zukunft hoffen wir darauf, Großbritannien als einen engen Partner der EU zu sehen", heißt es wörtlich.

   Zugleich betonten die G20-Teilnehmer, dass Geldpolitik alleine nicht zu einem ausgewogenen Wachstum führen könne. In einer Phase der Volatilität an den Devisenmärkten unterstrichen sie auch ihren Willen, sich eng über die Wechselkurspolitik abzustimmen und nicht zu versuchen, sich über die Währung Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.

   Außerdem sieht die Gruppe übermäßige Produktionskapazitäten als Bedrohung für die Weltwirtschaft. Beobachter werten dies als Schuss gegen die Überkapazitäten Chinas bei Stahl und anderen Exportgütern.

Differenzen um Brexit-Zeitplan Die Delegationen von EU und aus London stimmten zwar überein, die Unsicherheiten um den Brexit zu reduzieren. Allerdings offenbarten sich erneut Differenzen beim Zeitplan. Während EU-Vertreter London drängten, keine Zeit zu verlieren, um die offenen Fragen zu klären, präferiert der britische Finanzminister Philip Hammond eine abwartende Haltung. Sein Land wolle mit dem förmlichen Austrittsantrag solange warten, bis es vollständig auf die komplexen Austrittsverhandlungen vorbereitet sei.

   Doch selbst dann dürfte die globale Unsicherheit anhalten, sagte Hammond. Diese werde erst mit der abschließenden Einigung enden. In der Zwischenzeit werde die Bank of England alle notwendigen geldpolitischen Schritte unternehmen, sollte dies zur Stabilisierung der Finanzmärkte angezeigt sein.

   Der chinesische Finanzminister Lou Jiwei, der als Vertreter des Gastgebers die Beratungen leitete, sagte, die G20 wolle "proaktiv die sozialen und wirtschaftlichen Folgen" des Brexits angehen.

   Bereits zuvor waren nach den Gesprächen und in den Aussagen der Teilnehmer die Forderung an Großbritannien und die EU-Länder deutlich geworden, den Brexit zügig und freundschaftlich zu verhandeln. Neben der Sorge, dass ein von Streit geprägter Austrittsprozess die ohnehin verwundbare Weltwirtschaft ausbremsen könnte, wurde auf ein mögliches Anheizen der Volatilität an den Finanzmärkten verwiesen. Das wiederum könnte das Vertrauen von Investoren und Verbraucher beeinträchtigen.

   Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sah die Entwicklung laut einem Bericht der Tagesschau nicht ganz so pessimistisch. Bislang gebe es keine Anzeichen, dass sich das Konjunkturbild durch das Votum grundlegend geändert habe. Bei aller Unsicherheit habe Einigkeit darüber bestanden, dass die Weltwirtschaft ihre Erholungsfahrt fortsetzen dürfte.

Fokus verschiebt sich von China nach Europa Die britischen EU-Ausstiegspläne, der versuchte Militärputsch in der Türkei, die Serie von Terrorangriffen in Europa, die Angst vor einer Bankenkrise in Italien und die Flaute der Weltwirtschaft hatten die Schwerpunkte bei dem G20-Treffen deutlich anders gesetzt als bei den Gesprächen im Februar in Schanghai. Inzwischen hat sich der Fokus nach Europa verlagert, während damals China durch die Abschwächung des dortigen Wachstums und Sorgen über einen durch Peking ausgelösten Währungskrieg und Abwertungswettlauf in der Defensive war.

   Mittlerweile sieht sich China als "Stabilitätsanker" für die Weltwirtschaft, wie Ministerpräsident Li Keqiang sagte. Prognosen über eine harte Landung der chinesischen Konjunktur seien "kaum noch zu hören".

   Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte vor dem Treffen in Chengdu seine Prognosen zum globalen Wachstum in diesem und nächsten Jahr um jeweils 0,1 Prozentpunkte gesenkt, da der Brexit-Beschluss die Verbraucher- und Investorenstimmung spürbar belastet.

   Für 2016 wird jetzt ein Wachstum von 3,1 Prozent erwartet, die geringste Rate seit der Finanzkrise. Im Jahr 2017 erwartet der IWF dann eine etwas höhere Dynamik mit 3,4 Prozent.

   "Das britische Referendum erzeugt zusätzlichen Abwärtsdruck in der Weltwirtschaft zu einer Zeit, in der das globale Wachstum bereits verlangsamt ist", hatte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld in seinen Erläuterungen gesagt. Zudem warnten die Experten des IWF davor, dass eine Reihe von Risiken - geopolitische Turbulenzen, steigender Protektionismus und terroristische Attacken - das Wachstum noch stärker drücken könnte. Zugleich drohten den Zentralbanken der Welt die geldpolitischen Optionen auszugehen, was sich zum Teil an den weltweit rekordtiefen Anleiherenditen ablesen lasse.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/DJN/smh

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   July 24, 2016 09:51 ET (13:51 GMT)

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