12.09.2016 11:48:46
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UPDATE/Zusammenschluss von Linde und Praxair ist vom Tisch
-- Uneinigkeit über Konzernzentrale und Sitz wichtiger Funktionen- Kreise
-- Linde-Aktie gibt nach Absage der Fusion nach
(NEU: weitere Einzelheiten, Analystenstimme, Marktreaktion)
Von Christine Benders-Rüger und Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Gespräche der beiden Gasekonzerne Linde und Praxair über einen möglichen Zusammenschluss sind gescheitert. Wie der DAX-Konzern Linde am Montagmorgen bekannt gab, haben die Anteilseignervertreter im Aufsichtsrat empfohlen, die vorläufigen Gespräche mit dem US-Wettbewerber Praxair über eine mögliche Fusion zu beenden. Sie stimmten damit inhaltlich mit dem Vorsitzenden des Vorstands, dem Linde-Vorstand und dem Aufsichtsrat überein. Zwar sei die strategische Sinnhaftigkeit einer Fusion grundsätzlich bestätigt worden. Die Gespräche seien jedoch beendet worden, weil es bei der Erörterung von Detailfragen, insbesondere der Governance, zu keiner Einigung gekommen sei, erklärte Linde.
In Unternehmenskreisen war zu hören, dass es vor allem Unstimmigkeiten über den Sitz der Konzernzentrale, sowie die Verteilung von Positionen und Personal gegeben habe. So sollen die Amerikaner darauf bestanden haben, dass der Konzern zentral von den USA aus geleitet wird. Dort sollten zudem auch wichtigen Funktionen angesiedelt sein. Die Vorstellung von Linde sei dagegen eine Fusion auf Augenhöhe gewesen mit zwei Konzernzentralen, in denen in etwa hierarchisch und personell eine gleiche Ausstattung herrschen sollte, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person.
Linde ist viel größer als Praxair, der US-Konkurrent ist aber deutlich profitabler. Eine Fusion der beiden Konzerne hätte einen Branchenprimus geschaffen. Linde und Praxair sind an der Börse derzeit rund 30 Milliarden US-Dollar wert. Ein Zusammenschluss wäre in diesem Jahr dann mit einem Wert von rund 60 Milliarden Dollar eine der größten Transaktionen gewesen. Ein Deal hätte Synergien von deutlich mehr als 600 Millionen Dollar ermöglichen können.
Die französische Air Liquide hatte Linde im Frühjahr mit der Übernahme des US-Wettbewerbers Airgas an der Branchenspitze verdrängt. Airgas ist einer der größten Lieferanten von Industrie-, Medizin- und Spezialgasen in den USA und einer der größten Hersteller atmosphärischer Gase wie Sauerstoff, Stickstoff und Argon. Die Franzosen hatten für Airgas tief in die Tasche gegriffen und rund 10 Milliarden Dollar bezahlt. Mit der Übernahme baut Air Liquide nicht nur ihr US-Geschäft deutlich aus, sondern wurde gemessen am Jahresumsatz von mehr als 23 Milliarden Dollar wieder zum größten Industriegasehersteller der Welt.
Mit dem Abbruch der Praxair-Gespräche gerät die Linde-Aktie unter Druck. "Das mögliche Zusammengehen hatte zu Kursaufschlägen geführt", so ein Händler. Nun werde es wieder ausgepreist. Der Kurs könnte das Gap aus der Ankündigung der Kooperationsgespräche schließen. Es liegt bei etwa 140 Euro. Gegen 11 Uhr lag der Kurs der Linde-Papiere knapp 7,7 Prozent im Minus und notierte bei 137,40 Euro.
Analysten der DZ Bank begrüßten die Entscheidung des Linde-Aufsichtsrats, die Gespräche mit Praxair zu beenden. Die Bankanalysten sehen keine Notwendigkeit für eine groß angelegte Fusion der beiden Gasekonzerne.
(Mitarbeit: Herbert Rude)
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com
DJG/hoa/sha
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September 12, 2016 05:18 ET (09:18 GMT)
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