18.11.2016 16:59:49

UPDATE/Volkswagen streicht 30.000 Stellen

   -- Auf Deutschland entfallen 23.000 Stellen

   -- Rendite soll in Kernmarke steigen

   -- VW will 9.000 Stellen in zukunftsträchtigen Felder wie Elektromobilität schaffen

   -- Analysten begrüßen Maßnahmen, rechnen aber auch mit weiteren Einschnitten

   (NEU: Weitere Details, Dudenhöffer, Analysten)

   Von Natali Schwab und Markus Klausen

   FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagen hat unter dem Druck des Dieselskandals einschneidende Maßnahmen ergriffen, um die schwächelnde Kernmarke des Automobilkonzerns auf Profitabilität zu trimmen. Bis zum Jahr 2025 sollen hier 30.000 Arbeitsplätze wegfallen. Gleichzeitig kündigte der DAX-Konzern einen Schwenk in Richtung Elektrofahrzeuge und digitale Mobilitätsdienste an. Hier sollen wiederum 9.000 Stellen geschaffen werden.

   Seit einigen Monaten hat der Wolfsburger Konzern mit dem Betriebsrat über den Zukunftspakt, auf dessen Inhalte sich beide Seiten nun geeinigt haben, gerungen. Der VW-Konzern und insbesondere dessen Kernmarke stehen unter dem Druck der Umbrüche in der Automobilbranche. Die Marke leidet zudem seit Jahren unter einer geringen Marge. Im ersten Halbjahr blieben der Kernmarke nur rund 1,7 Prozent vom Umsatz als bereinigter operativer Gewinn.

Rendite soll steigen "Wir bauen hervorragende Autos, verdienen damit aber zuwenig Geld", brachte es der Vorsitzende der Marke VW, Herbert Diess, auf den Punkt. Im Rahmen des Paktes sollen bis 2020 nun in Zukunftsthemen 3,5 Milliarden Euro investiert werden. Ab 2020 sollen die Maßnahmen zu einem positiven Ergebniseffekt von 3,7 Milliarden Euro jährlich führen. Davon entfallen 3 Milliarden Euro auf die deutschen Standorte. Bis 2020 soll die operative Umsatzrendite auf 4 Prozent steigen.

   Zudem sollen die Investitions- und die Entwicklungskostenquote in den kommenden Jahren auf eine "wettbewerbsfähiges Niveau" sinken. Beide Quoten sollen bis 2020 auf je rund 6,0 Prozent sinken. Im vergangenen Jahr hatte die Invesitionsquote im Bereich Automobile noch 6,9 Prozent betragen.

23.000 Stellen fallen in Deutschland weg Um die Rendite zu steigern, setzt Volkswagen den Rotstift an: Bis 2020 sollen bei der Kernmarke 30.000 Jobs wegfallen. Davon entfallen 23.000 Stellen auf Deutschland, sagte Diess auf einer Pressekonferenz. VW beschäftigt in Deutschland derzeit 120.000 Mitarbeiter. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Der Abbau solle möglichst über Fluktuation sowie Altersteilzeit erfolgen. Zudem würde die Leiharbeit reduziert.

   Volkswagen hatte früher bereits angekündigt, bis zu 25.000 Stellen abbauen zu wollen. Weltweit beschäftigt der Konzern 624.000 Mitarbeiter. VW-Chef Matthias Müller hatte betriebsbedingte Kündigungen schon im Vorfeld ausgeschlossen.

Elektromotoren aus Kassel Im Gegenzug will sich Volkswagen in den kommenden Jahren auf zukunftsträchtige Felder wie die Elektromobilität ausrichten. Hier sollen 9.000 Stellen geschaffen werden. Zwei der neuen Elektroautos sollen in Deutschland gefertigt werden: Eines in Zwickau und eines in Wolfsburg, kündigte Diess an. Das Werk Emden erhalte zur besseren Auslastung ein weiteres Modell. Elektromotoren sollen aus dem Werk in Kassel bezogen, in Salzgitter soll unter anderem eine Pilotanlage für Batteriezellen und Zellmodule aufgebaut werden. Auch Braunschweig werde weiterhin Batteriesysteme fertigen.

   An der Börse reagierten die VW-Aktien mit leichten Kursgewinnen auf die Maßnahmen. "Bei VW wurde schon immer kritisiert, dass das Unternehmen zuviel 'Speck' angesetzt hat", sagte ein Händler: "Toyota hat letztes Jahr mehr als dreimal soviel pro verkauftem Auto wie VW verdient, daher wird jede Maßnahme zur Steigerung der Produktivität begrüßt."

Zunehmende Abhängigkeit von China Die NordLB-Analysten weisen unterdessen daraufhin, dass die Maßnahmen der Auftakt für Kosteneinsparungen auch bei den anderen Automarken des Konzerns sein dürften. VW müsse einerseits aufgrund der geringen Profitabilität sparen, aber auch insbesondere wegen der Kosten des Diesel-Skandals. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Toyota würde "Volkswagen auch nach dem Stellenabbau" noch immer zu viel Personal beschäftigen, meint Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Daher dürfte es hier weitere Anpassungen geben."

   Mit dem "Zukunftspakt" werde auch der schwindenden Bedeutung des deutschen Marktes für den Konzern Rechnung getragen, denn Absatzwachstum komme vor allem aus Asien, so NordLB. Die Abhängigkeit VW's von China werde immer größer. Sollten die Steuererleichterungen für Autos in China Ende 2016 auslaufen - eine Entscheidung hierüber könnte möglicherweise erst im Dezember fallen - dürfte sich 2017 für den Konzern im Reich der Mitte eine neue Baustelle auftun.

   (Mitarbeit: Steffen Gosenheimer)

   Kontakt zum Autor: natali.schwab@wsj.com

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   November 18, 2016 10:29 ET (15:29 GMT)

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