15.03.2018 10:32:45
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UPDATE/Unilever wendet sich von London ab
--Unilever gibt Doppelzentrale London/Rotterdam auf
--Zwei Sparten verbleiben an der Themse
--Weggang hat angeblich nichts mit dem Brexit zu tun
(NEU: Durchgehend neu)
Von Saabira Chaudhuri, Costas Paris und Ian Walker
LONDON (Dow Jones)--Beim Konsumgüterkonzern Unilever endet eine seit 1929 bestehende Ära. Der Traditionskonzern gibt seine Struktur mit einer Doppelzentrale sowohl in London als auch in Rotterdam auf und verlagert seinen Sitz ganz in die Niederlande. Den Konzern konnte nicht einmal intensive Lobbyarbeit aus der Downing Street 10 von seinem Entschluss abbringen. Laut einem Insider gab es noch in der Nacht Anrufe von der britischen Regierung. Der Mischkonzern will sich zudem komplett neu aufstellen und für drei Sparten jeweils separate Zentralen formen. Das Kosmetik- und Körperpflegegeschäft wird ebenso in London angesiedelt wie das Reinigungs- und Putzmittelportfolio. Dagegen verbleibt das Nahrungsmittelsegment in Rotterdam.
Doppelstruktur war seit Langem in der Kritik
Der Hersteller von Dove-Seife und Langnese-Eis beteuert, dass sich für die 7.300 britischen Mitarbeiter und die 3.100 in den Niederlanden nichts ändert. Auch RBC-Analyst James Edwardes Jones hält den Entscheid für nicht sonderlich bedeutend. Für die Anleger werde sich kaum etwas ändern. Es gehe mehr um das politische Signal als den Ausblick für die Aktie.
Unilever erhofft sich von der vereinfachten Struktur mehr Flexibilität, um das eigene Produktportfolio besser zu verwalten. Kritiker von Unilevers bestehender Struktur monierten die Trägheit des Konzerns. So sei es auch schwierig gewesen, mit eigenen Aktien für Zukäufe zu zahlen. Aktien der britischen und der niederländischen Unilever sind nicht konvertierbar und der Wert beider Anteilsschein muss sich immer gleich bewegen. Das erschwert Kapitalerhöhungen, um eine Transaktion zu finanzieren.
Briten bangen um Verbleib von Großkonzernen auf der Insel
Unilever hat sich die Entscheidung nicht einfach gemacht. Die Doppelstruktur stammte noch aus einer Zeit, in der es zwei separat operierende Firmen gab, die eigene Aktien hatten. Nach einem feindlichen Übernahmeversuch im Vorjahr durch Kraft Heinz überprüfte Unilever seine Doppelstruktur und kam zu dem Ergebnis, dass es für das Unternehmen sowie die Aktionäre das Beste ist, diese zu beenden. Unilever begründete den Entscheid für Rotterdam, damit dass die niederländische Firma für 55 Prozent der Stammaktien stehe und diese über eine höher Liquidität als die der Briten verfügten.
Für das brexitgeschädigte Großbritannien geht es aber um viel mehr. Brexit-Kritiker hatten stets vor einem Exodus der Großkonzerne gewarnt, die im Gemeinsamen Markt vertreten bleiben wollen, auch gerade um von der bei den Briten so verhassten Freizügigkeit der Arbeitnehmer zu profitieren. Von daher betont die Regierung jetzt, dass Unilever ein langfristiges Bekenntnis zum britischen Standort abgegeben habe. Einen Bezug zum Brexit will die Downing Street 10 nicht erkennen. Die Aktionäre sollen dem Vorhaben Unilevers gegen Ende des dritten Quartals zustimmen. Den Schritt will das Management bis zum Jahresende abgeschlossen haben.
Kontakt zu den Autoren: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/axw/cbr
(END) Dow Jones Newswires
March 15, 2018 05:33 ET (09:33 GMT)
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