10.02.2017 17:29:45

UPDATE/Solarworld plant nach höherem Verlust Konzernumbau

   --Solaranlagenhersteller tief in der Verlustzone

   --Asbeck kämpferisch, Aktie bricht ein

   --Keine Hoffnung auf höhere Preise für Solarmodule

   (NEU: Einschätzung Analyst, Hintergrund zu Schutzzöllen, Aktie)

   Von Christian Grimm

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die SolarWorld AG ist im vergangenen Geschäftsjahr wegen des Preisdrucks operativ tiefer in die roten Zahlen gerutscht und kündigte einen Umbau der Geschäftsaktivitäten an. Diese sollen sich zukünftig auf monokristalline Hochleistungsprodukte konzentrieren, teilte der Photovoltaikkonzern mit. Weil sich der Aufwand in Produktion, Vertrieb und Verwaltung dadurch deutlich verringert, will Solarworld bis 2019 rund 400 Stellen abbauen. Trotzdem werde die Modulabsatzmenge im gleichen Zeitraum auf rund 2 Gigawatt steigen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen bisher 3.300 Mitarbeiter.

   "Wer Solarworld kauft, soll Hochleistung bekommen - immer", gab sich der Vorstandschef Frank Asbeck kämpferisch. "Im Wettbewerb bestehen wir, wenn wir uns ausschließlich auf innovative Solartechnologie höchster Qualität, Langlebigkeit und Leistung konzentrieren."

   An der Börse geht die Aktie um 5,7 Prozent in die Knie. Im Handel war von "schlechten Zahlen" die Rede. Neben der schwierigen Lage des operativen Geschäfts schwebt über dem Bonner Unternehmen das Damoklesschwert eines Rechtsstreits mit dem US-Siliziumlieferanten Hemlock. Wie es in einer Studie von Independent Research vom Januar heißt, ist das Verfahren mit einem Streitwert von 793 Millionen Dollar existenzbedrohend für Solarworld.

Operatives Ergebnis rauscht ab Nach vorläufigen Zahlen brach das Ergebnis für 2016 vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf minus 99 Millionen Euro ein, im Vorjahr hatte Solarworld einen EBIT-Verlust von 4 Millionen Euro geschrieben. Darin enthalten seien nicht cash-relevante Sondereffekte aus Wertberichtigungen auf das Anlagevermögen in Höhe von minus 25 Millionen Euro, teilte das Unternehmen weiter mit. Der Konzernumsatz stieg um 5 Prozent auf 803 Millionen Euro und damit sehr viel langsamer als das Unternehmen sich noch zur Jahresmitte erhofft hatte.

   Mit dem Konzernumbau will Asbeck die Wertschöpfungsstufen an einzelnen Produktionsstandorten bündeln. Statt wie bisher an den beiden deutschen Standorten im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt sowohl Solarmodule als auch Solarzellen herzustellen, sollen sich die Fabriken auf die Herstellung jeweils nur eines dieser Produkte konzentrieren.

   Im Oktober musste Solarworld die Jahresprognose kappen, weil die Binnennachfrage im dritten Quartal wegen der Kürzung der Einspeisetarife eingebrochen war. In der Folge hätten chinesische Hersteller ihre Lagerbestände zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt geworfen. Dies habe zu einem globalen Preisverfall geführt hieß es zur Begründung.

   Die Absatzmenge entwickelte sich dagegen wie erwartet: sie legte im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent zu, Solarworld hatte eine Steigerung um ein Fünftel in Aussicht gestellt.

   Schwer dezimiert haben die Verwerfungen auf dem Markt die liquiden Mittel des Unternehmens. Ende 2016 verfügte es über Liquidität in Höhe von 88 Millionen Euro und damit 101 Millionen weniger als ein Jahr davor.

Keine Hoffnung auf anziehende Modulpreise

Analyst Götz Fischbeck von Smart Solar Consulting kann den Bonnern keine Hoffnung machen, dass sich die Preise erholen. "Es ist davon auszugehen, dass der ruinöse Preiskampf weitergeht. Steigende Preise sind überhaupt nicht am Horizont", sagte Fischbeck zu Dow Jones Newswires. Er sieht in China auch künftig keine Überkapazitäten vom Markt gehen, indem Fabriken geschlossen werden.

   Belastend kommt hinzu, dass die EU-Kommission die Strafzölle auf chinesische Solarmodule nur um 18 statt 24 Monate verlängern will. Die Schutzmaßnahmen würden dann nur bis September 2018 verlängert und bis zum Auslaufen schrittweise abgesenkt. Die EU hatte die Strafzölle Ende 2013 eingeführt und Peking damit massiv verärgert. Nichtsdestotrotz ist die Schutzwirkung nicht so stark, als dass die europäischen Hersteller die Konkurrenz aus dem Reich der Mitte nicht fürchten müssten.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/chg/mgo

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   February 10, 2017 10:59 ET (15:59 GMT)

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