27.09.2017 11:39:46

UPDATE/Siemens und Alstom planen europäischen Eisenbahngiganten

--Siemens wird etwas mehr als 50 Prozent halten

--Ende 2018 soll Siemens Alstom starten

--Synergien von 470 Millionen Euro in vier Jahren

(NEU: Details, Reaktionen der Konzernchefs)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens und Alstom wollen ihre Eisenbahngeschäfte auf ein gemeinsames Gleis bringen, um einen schlagkräftigen europäischen Champion gegen die staatlich unterstützte Konkurrenz aus China zu bilden. Ende 2018 soll der Bahntechnikriese Siemens Alstom stehen, ein Unternehmen mit gut 15 Milliarden Euro Jahresumsatz und 62.000 Mitarbeitern weltweit.

Die Alstom-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem Kurssprung von 6,4 Prozent, das Papier von Siemens legte 2 Prozent zu. Siemens wird im Rahmen der in den Grundzügen vereinbarten Transaktion sein komplettes Bahngeschäft ausgliedern und bei Alstom einbringen. Im Gegenzug erhält Siemens eine Beteiligung von etwas mehr als 50 Prozent an Alstom, wie Manager beider Seiten erklärten. Die Alstom-Aktionäre bekommen zwei Sonderdividenden im Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Euro. Eine Hälfte von 4 Euro pro Aktie ist eine Prämie für den Verlust der Kontrolle an dem Unternehmen.

Die Fusion, die noch die wettbewerbsrechtlichen Hürden nehmen muss, ist im Hinblick auf nationale Rivalitäten von Schlüsselindustrien ein Test. Entstehen würde ein europäischer Eisenbahnkonzern nach dem Vorbild von Airbus. Das Vorhaben hat die Rückendeckung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der damit argumentiert, dass Europa angesichts der weltweiten politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit enger zusammenarbeiten muss.

Allerdings gilt Alstom mit dem Schnellzug TGV in Frankreich als nationales Symbol. Schon der Verkauf des Alstom-Energiegeschäfts an den US-Konzern General Electric vor wenigen Jahren hatte wütende Proteste hervorgerufen.

"Dieser deutsch-französische Zusammenschluss unter Gleichen sendet in vielerlei Hinsicht ein starkes Signal", erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser. "Wir setzen die europäische Idee in die Tat um und schaffen gemeinsam mit unseren Freunden bei Alstom auf lange Sicht einen neuen europäischen Champion der Eisenbahnindustrie."

Siemens und Alstom äußerten sich am Mittwoch zuversichtlich, dass die Fusion nicht an den EU-Wettbewerbshütern scheitern wird, denn bezogen auf Europa entsteht ein dominierendes Unternehmen. "Dies ist ein großes Vorhaben. Deshalb ist es keine Überraschung, wenn sich die EU-Kommission dies genau ansieht. Wir sind aber zuversichtlich", sagte Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge am Mittwoch bei einer Analystenkonferenz.

Kaeser fordert von Kommission globale Perspektive

Siemens-Chef Kaeser rief die Wettbewerbshüter auf, eine globale Perspektive einzunehmen: Im Bahngeschäft gebe es einen globalen Markt, der globalen Regeln folge. "Wir sehen in globaler Perspektive keine wesentlichen Probleme", sagte Kaeser. Er hoffe, dass diese Sicht auch weltweit von den Aufsehern geteilt werde. "Dann werden wir keine Probleme haben."

Um etwaige französische Bedenken von einer Vormacht der Deutschen zu zerstreuen, wird Alstom-CEO Henri Poupart-Lafarge auch das fusionierte Geschäft führen. Dies sei die beste mögliche Wahl, sagte Kaeser. Der Sitz des Unternehmens wird Paris sein, hier wird auch die Aktie notiert. Von Frankreich aus wird auch das Geschäft mit Schienenfahrzeugen geführt, lediglich die Zentrale für Mobilitätslösungen soll in Deutschland liegen. Siemens darf zumindest in den ersten vier Jahren seine Beteiligung nicht auf über 50,5 Prozent erhöhen.

Mit der Fusion ihrer Eisenbahngeschäfte reagieren die beiden Konzerne darauf, dass in China mit staatlicher Unterstützung vor zwei Jahren aus den beiden größten Zugfabrikanten CNR und CSR ein Riese entstanden ist, der größer ist als drei großen europäischen Platzhirsche zusammen und auf ausländische Märkte drängt. CRRC soll vor einer Übernahme des tschechischen Herstellers Skoda Transportation stehen. Einen ersten Auftrag verbuchte eine CRRC-Tochter im vergangenen Dezember: Sie verkaufte drei Schnellzüge nach Tschechien.

Leer geht mit der jetzt beschlossenen Fusion Bombardier aus, der dritte große Player in Europa. Über Monate hatte Siemens mit dem kanadischen Konzern gesprochen. Im Sommer hieß es, Siemens und Bombardier hätten einen unterschriftsreifen Plan für einen zweigleisigen Zusammenschluss erarbeitet. Umgesetzt wurde er nicht.

Siemens und Alstom wollen bei ihrem Zusammenschluss Synergien im Volumen von 470 Millionen Euro jährlich heben. Je zu einem Drittel sollen sie in der Beschaffung, bei den Vertriebs- und Gemeinkosten sowie durch Skaleneffekte erzielt werden. Schon binnen zwei Jahren sollen sie zur Hälfte realisiert sein. Ab dem Geschäftsjahr 2020 will Siemens Alstom zweistellige EBIT-Margen liefern.

Mitarbeit: Matthew Dalton

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/ros/kla

(END) Dow Jones Newswires

September 27, 2017 05:40 ET (09:40 GMT)

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