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23.11.2013 17:46:30

UPDATE: Seehofer stark wie nie - doch schwächer als Strauß und Stoiber

   MüNCHEN (AFP)--Sie haben ihn größer gemacht, als er je in der CSU war. Aber sie haben ihn kleiner gehalten als Franz Josef Strauß oder Edmund Stoiber: Mit ihren 95,3 Prozent für CSU-Chef Horst Seehofer schafften die gut 730 Delegierten des CSU-Parteitags die Quadratur des Kreises. Seehofer geht gestärkt in die Endphase der Koalitionsverhandlungen. Aber für den Größten hält ihn seine Partei nicht.

   Als das Wahlergebnis für Seehofer kommt, jubeln seine engsten Mitstreiter. Generalsekretär Alexander Dobrindt gratuliert seinem Chef, auch dessen Stellvertreterin Dorothee Bär. Von 732 Delegierten stimmten 685 für Seehofer. Das heißt, die einst große Zahl der dem Ingolstädter skeptisch gegenüber stehenden Christsozialen ist auf 47 eingedampft.

   Es ist ein unbestreitbar hervorragendes Ergebnis - und dennoch gewährten die Delegierten Seehofer nicht den Aufstieg in die Sphären eines Stoiber oder Strauß. Stoiber bekam vor zehn Jahren 97 Prozent, Strauß vor 24 Jahren sogar einmal 99 Prozent.

   Dies ist der Vergleichsmaßstab, den der seit der Rückeroberung der absoluten Mehrheit auf Wolke 7 schwebende Seehofer für sich selbst hat. Dies entlarvte einer seiner engen Vertrauten: Das Ergebnis sei herausragend, es müsse doch die Verwandtenaffäre oder die Personalie Gauweiler mit berücksichtigt werden, sagte dieser ungefragt bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Diese vorauseilende Äußerung klang so, als ob jemand die 95,3 Prozent bemängelt hätte.

   Nachdem es Seehofer gelungen ist, die Scharte von 2008 auszuwetzen, verlangt er inzwischen offensiv Dankbarkeit von seiner Partei. Seine ganze Rede auf dem Parteitag war darauf angelegt, die Weisheit seines Handelns und Tuns in den vergangenen Jahren zu betonen.

   Vor fünf Jahren habe er schon in Berlin gesagt, dass seine Partei eine unglaubliche Substanz und unglaubliche Kraft habe. "Dieser Satz ist in Erfüllung gegangen." Und dann sei er dennoch nach dem Wahlerfolg vom September als "Horst im Glück" bezeichnet worden. "Ich weiß nicht, ob es Glück war."

   Es fiel auf, wie intensiv sich Seehofer an seinen Kritikern abarbeitete. In seiner "Ich habe alles richtig gemacht"-Rede griff er sogar zu dem Tabu, aus einem persönlichen Gespräch mit SPD-Chef Sigmar Gabriel zu zitieren. Der habe ihn am Rande der Koalitionsverhandlungen gelobt, er habe "einen genialen Wahlkampf" geführt und mit der Mütterrente "eine geniale Idee" entwickelt.

   Die Gründe, weshalb Seehofer nicht darauf vertraut, dass seine Partei seine Stärke von selbst erkennt, liegen auf der Hand. Je näher sein für 2018 angekündigter Abschied kommt, je größer wird für ihn die Gefahr, abgesägt zu werden. In den vergangenen Jahrzehnten stürzten die Christsozialen mit Ausnahme des im Amt gestorbenen Strauß noch jeden ihrer Ministerpräsidenten.

   Seehofers erklärtes Ziel ist eine geordnete Übergabe. Ein wichtiger Schritt dorthin soll ein Erfolg bei der Europawahl im kommenden Jahr sein. Den soll ihm nun Peter Gauweiler garantieren. Der Euro-Skeptiker, der mehrfach gegen die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor das Bundesverfassungsgericht zog, wurde auf Seehofers ausdrücklichen Wunsch hin zum CSU-Vize gewählt.

   Doch Gauweiler bekam mit 79,1 Prozent ein eher mäßiges Ergebnis, mehr als ein Fünftel der Delegierten stimmte gegen ihn. Das dürfte die ehrliche Skepsis der Christsozialen über die vom Parteichef aufgedrückte Personalie ausdrücken. Neben dem immer für Überraschungen guten Eigenbrötler Seehofer haben sie mit Gauweiler nun einen zweiten unberechenbaren Mann in der Parteispitze.

   DJG/sha

   (END) Dow Jones Newswires

   November 23, 2013 09:53 ET (14:53 GMT)- - 09 53 AM EST 11-23-13

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