06.12.2013 15:46:30

Update: Orkan "Xaver" hält Deutschland weiter in Atem

   -- Dritte schwere Sturmflut am Abend erwartet

   -- Auswirkungen schwächen sich aber langsam ab

   -- Versicherer sehen weniger Schäden als bei Sturm "Christian"

   (NEU: Ausblick, Details)

   Von Kirsten Bienk

   Das Orkantief "Xaver" behindert auch am Freitagnachmittag noch den Verkehr in einigen Teilen Deutschlands. Das Ausmaß schwächt sich aber im Vergleich zum Vormittag langsam ab. Im Norden starten wieder mehr Flugzeuge und auch die Züge fahren wieder öfter als in den vergangenen Stunden. Gleichwohl bereiten sich die Küstenländer auf die dritte Sturmflut in Folge vor. Das Hochwasser am Abend dürfte aber die Höchststände des Morgens nicht mehr erreichen. Anderen Teilen Deutschlands bringt das Tief viel Regen, Hagel und Schnee. In der Nacht auf Samstag wird "Xaver" deutsches Terrain verlassen. Er zieht weiter Richtung Balkan.

   Am Hamburger Flughafen wurden bis zum frühen Nachmittag 97 von 400 An- und Abflügen gestrichen. In der ersten Tageshälfte hatten noch starke Windböen das Starten und Landen sehr vieler Maschinen verhindert. Airlines strichen den Großteil der geplanten Verbindungen. Der Flughafen rechnet bis 18 Uhr noch mit der ein oder anderen Annullierung und diversen Verspätungen.

   Bereits am Donnerstag war es dort zu spürbaren Einschränkungen gekommen. Mit Eintreffen des Sturms fielen ab 13 Uhr rund 120 Starts und Landungen aus. Eigentlich waren an diesem Tag 377 Verbindungen geplant.

   Wesentlich geringer waren am Donnerstag und am Freitag die großen Flughäfen Frankfurt und München betroffen. Dort fehlten vor allem die Flugzeuge, die im Norden feststeckten. In Frankfurt fielen lediglich 57 von rund 1.300 Verbindungen aus.

   Ruhiger ist es am Nachmittag auch im Hamburger Hafen. Zwar wird am Abend das dritte Hochwasser erwartet. Experten gehen aber davon aus, dass es nicht mehr die Höchststände des Morgens erreicht. Gegen 7 Uhr hatte eine schwere Sturmflut den Schiffsverkehr fast vollständig zum Erliegen gebracht. Hamburg meldete eine der schwersten Sturmfluten der vergangenen Jahre. Das Wasser stieg wesentlich höher als bei der Flutkatastrophe 1962. Allerdings hielten die Deiche aufgrund milliardenschwerer Investitionen besser als damals. Die Stadt sperrte Teile des Hafens und forderte Menschen auf, die tiefliegenden Gebiete des Hafens zu verlassen. Personen wurden nicht verletzt.

   Bei der Deutschen Bahn gibt es ebenfalls Entwarnung. Es fallen weniger Verbindungen als am Vormittag aus. In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern sowie Berlin und Brandenburg gibt es gegenwärtig keine Störungen mehr.

   Nur in Schleswig-Holstein ist die Lage noch angespannt. Der Fernverkehr von und nach Schleswig-Holstein sowie nach Dänemark ist weiterhin eingestellt. Auch der Sylt-Shuttle zwischen Niebüll und Westerland fällt bis Betriebsschluss aus. Regionalverkehrszüge fahren wegen des Sturms langsamer und kommen teils deutlich später ans Ziel. In allen anderen Bundesländern läuft der Verkehr reibungslos. Zwar gibt es heftige Schneefälle. Wegen der hohen Temperaturen bleibt die weiße Pracht aber nicht liegen und sorgt für Chaos.

   Im Norden blieben auch am Freitag viele Schulen geschlossen. Weihnachtsmärkte öffneten allerdings wieder. Selbst das Hamburger Volksfest "Dom" lockt wieder mit Karussellfahrten und Autoscooter.

   "Xaver" wütet nicht nur in Deutschland, deckte Dächer ab und ließ Bäume umfallen. Auch Skandinavien und Großbritannien hatten große Probleme mit den Orkanböen. Dort sorgte der Sturm bereits am Donnerstagmorgen für Behinderungen. Am Vormittag erreichte die Schlechtwetterfront dann die norddeutsche Küste und wenige Stunden später auch das Binnenland.

   Die schweren Orkanböen trafen die Menschen nicht unerwartet. Bereits seit Tagen hatten Wetterdienste vor starken Winden, Hochwasser und Schneefällen gewarnt. Gemeinden und Unternehmen waren auf die vorhergesagte Schlechtwetterfront mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern gut vorbereitet. Bundesweit waren mehr als 10.000 Feuerwehrmänner und Kräfte des Technischen Hilfswerkes im Einsatz.

   Sie haben offenbar aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Erst vor zwei Monaten hatte Sturmtief "Christian" großes Chaos in Westeuropa angerichtet und den Verkehr vielerorts für viele Stunden extrem behindert. Damals erreichte der Wind Geschwindigkeiten von bis zu 190 Stundenkilometern. Rund 20 Menschen starben.

   Die gute Vorbereitung freut auch die Versicherer. Sie rechnen damit, dass "Xaver" nicht so hohe Schäden wie sein Vorgänger "Christian" nach sich zieht. Der hatte beispielsweise bei der Versicherung Provinzial in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu 55.000 Schäden im Volumen von 80 Millionen Euro geführt.

   Kontakt zur Autorin: kirsten.bienk@wsj.com

   DJG/kib

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   December 06, 2013 09:14 ET (14:14 GMT)

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