29.12.2015 12:22:51
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UPDATE/Mittelstand will 2016 bis zu 200.000 neue Jobs schaffen
-- Unternehmen planen kräftige Investitionen und Neueinstellungen
-- Bundesregierung soll Investitionen fördern
-- Mittelstand sieht Beitrag der Flüchtlinge skeptisch
(NEU: weitere Details, Aussagen von Pressekonferenz)
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der deutsche Mittelstand will im Jahr 2016 nach einer Umfrage deutlich mehr investieren und zusätzliche Mitarbeiter einstellen. "Wenn die Große Koalition die politischen Rahmenbedingungen zumindest nicht weiter verschlechtert, erwarten wir bis zu 200.000 neue Jobs im Mittelstand und somit eine weitere verhaltene Wachstumsbelebung", sagte Mittelstands-Präsident Mario Ohoven. Nächstes Jahr seien 1,6 Prozent Wirtschaftswachstum realistisch.
Von den Klein- und Mittelbetrieben schätzten 94 Prozent ihre momentane Geschäftslage als befriedigend oder besser ein, und rund 62 Prozent rechneten mit einem anhaltenden Aufschwung in Deutschland, heißt es in der "Unternehmerumfrage Mittelstand 2016" des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), dem Ohoven vorsitzt. Rund 34 Prozent der Unternehmen wollten mehr investieren als in den vergangenen zwölf Monaten. Das ist mehr als bei der entsprechenden Umfrage des vergangenen Jahres, als 29 Prozent für 2015 mehr Investitionen angekündigt hatten. Die aktuelle Erhebung wurde laut dem Verband vom 14. bis zum 27. Dezember bei etwas über 2.400 Unternehmern durchgeführt.
Regierung soll Investitionen anschieben
"Der Mittelstand ist auch 2016 Garant für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland", sagte der BVMW-Präsident bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Die Unternehmer gehen mit Optimismus in das neue Jahr, trotz einer weltwirtschaftlich schwierigen Lage".
Die Bundesregierung müsse aber angesichts eines Investitionsstaus von 100 Milliarden Euro "jetzt Investitionen fördern", verlangte Ohoven. Nötig seien noch in dieser Legislaturperiode ein Wagniskapitalgesetz, eine steuerliche Forschungsförderung für kleine und mittlere Betriebe und eine Abschaffung der Erbschaftsteuer. Zudem müsse man einen Prozentpunkt der 19-prozentigen Mehrwertsteuer für digitale Bildung einsetzen. "Die Große Koalition muss handeln, und zwar vor dem Bundeswahljahr 2017", verlangte Ohoven, "sonst droht uns ein wirtschaftlicher Abschwung."
Mittelstand sieht Beitrag der Flüchtlinge skeptisch
Zusätzliche Mitarbeiter wollen nach der Erhebung rund 39 Prozent der Betriebe einstellen, nach 36 Prozent bei der Vorumfrage. Ohoven betonte, der Fachkräftemangel bereite den Unternehmen nach wie vor "allergrößte Sorgen". Über 87 Prozent der Mittelständler hätten Schwierigkeiten, offene Positionen zu besetzen. Dass die nach Deutschland strömenden Flüchtlinge zur Lösung dieses Problems beitrügen, hielten laut der repräsentativen Unternehmerumfrage aber fast 70 Prozent für "unwahrscheinlich bis ausgeschlossen".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse besonders beim Thema Flüchtlinge "ihre rosarote Brille absetzen", forderte Ohoven. Nötig seien unter anderem Ausnahmen vom Mindestlohn für Geringqualifizierte. Merkel müsse insgesamt "ein Machtwort am Kabinettstisch sprechen", um weitere Belastungen für die Wirtschaft zu vermeiden und "Fesseln" für die Unternehmen zu lösen."So, wie das momentan gemacht wird, schafft das Deutschland definitiv nicht," warnte der Präsident des BVMW.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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December 29, 2015 05:52 ET (10:52 GMT)
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