05.07.2015 22:34:45

UPDATE/Griechen stärken Tsipras mit klarem "Nein" den Rücken

   (NEU: aktualisierte Ergebnisse, Kundgebungen in Athen, Reaktionen von Gabriel und Podemos)

   ATHEN (AFP)--Die Griechen haben in ihrem mit Spannung erwarteten Referendum Nein zu den Sparvorschlägen der Gläubiger gesagt - und ihrer Regierung damit klar den Rücken gestärkt. Mehr als 61 Prozent der Wähler wiesen die Forderungen der Geldgeber am Sonntag zurück, wie das Innenministerium nach Auszählung der Hälfte der Stimmen mitteilte. Während in Athen Tausende zu spontanen Freudenkundgebungen zusammen kamen, wurden europaweit Krisensitzungen anberaumt.

   Den aktualisierten Ergebnissen zufolge lag das Nein-Lager mit 61,2 Prozent der Stimmen vor dem Ja-Lager, das auf nur 38,8 Prozent kam. Die Wahlbeteiligung lag bei über 50 Prozent.

   Das Ergebnis des Referendums ist ein Schlag für eine Reihe von EU-Spitzenpolitikern, die bis zuletzt für eine Annahme der Gläubigervorschläge geworben und das Referendum zu einer Abstimmung über die europäische Währung erklärt hatten. Für die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras bedeutet es hingegen einen Sieg auf ganzer Linie - Athen hatte eine Nein-Kampagne gefahren und argumentiert, damit würde die Regierung gestärkt in neue Verhandlungen mit den Geldgebern gehen.

   Folglich erklärte die Regierung in Athen am Sonntagabend ihre Absicht, schnellstmöglich eine neue Initiative zur Suche nach einer Lösung mit den Geldgebern zu starten. Es sei schon viel Arbeit in die Vorbereitung eines Abkommens gesteckt worden, sagte Regierungssprecher Gavriil Sakellaridis dem Sender ANT1. Mit dem Ergebnis des Referendums habe Tsipras nun ein "klares Mandat vom griechischen Volk".

   Die griechische Notenbank werde außerdem noch am Abend einen Antrag bei der Europäischen Zentralbank (EZB) stellen, damit diese das Volumen der Notkredite für die angeschlagenen griechischen Banken anhebe, sagte der Regierungssprecher weiter. Dafür gebe es "solide Argumente". Die EZB hatte die sogenannten ELA-Kredite vor einer Woche gedeckelt. Ohne Anhebung des Limits drohen die schon seit einer Woche geschlossenen Banken des Landes rasch auszutrocknen.

   Tsipras telefonierte nach griechischen Regierungsangaben rund eine Stunde nach Veröffentlichung der Teilergebnisse mit Frankreichs Präsident François Hollande. Inhalt des Gesprächs sei die Wiederbelebung der Gespräche Athens mit den Geldgebern gewesen, hieß es. Am Montag will Hollande in Paris mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über den Ausgang des Griechenland-Referendums beraten. Auch die Finanz-Staatssekretäre der Euroländer setzten für Montag in Brüssel eine weitere Krisensitzung an, wie aus EU-Quellen verlautete.

   Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte unterdessen dem "Tagesspiegel" vom Montag, Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm seien für ihn "kaum noch vorstellbar". Tsipras habe seinem Volk eingeredet, mit einem Nein werde Griechenlands Verhandlungsposition gestärkt. Tatsächlich habe der Regierungschef aber "letzte Brücken eingerissen, über die Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zubewegen konnten", sagte Gabriel.

   In Griechenland selbst war die Freude über den Ausgang des Referendums hingegen bei vielen groß. Nach Angaben der Polizei versammelten sich rund 5.000 Menschen auf dem Syntagma-Platz im Stadtzentrum. Sie schwenkten griechische Flaggen und hielten Schilder mit Sprüchen wie "Banken ins Gefängnis" in den Händen. Verteidigungsminister Panos Kammenos erklärte, die Griechen hätten "gezeigt, dass sie sich nicht Erpressung, Terror und Drohungen beugen". Die Demokratie habe gewonnen.

   Die mit der Syriza verbündete spanische Protestpartei Podemos begrüßte das Ergebnis der Volksabstimmung ebenfalls als "Sieg der Demokratie". Sie hatte zuvor die Griechen zu einem Nein aufgerufen.

   Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   July 05, 2015 16:04 ET (20:04 GMT)- - 04 04 PM EDT 07-05-15

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