24.07.2016 11:24:45
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UPDATE/G20-Finanzminister besorgt über Folgen durch Brexit-Unsicherheit
--G20 will "proaktiv soziale und wirtschaftliche Folgen" des Brexits angehen
--Globales Wachstum soll durch alle Politikinstrumente gestützt werden
--Sorgenfokus verschiebt sich von China Richtung Europa
(NEU: PK Chinas Finanzminister, Aussagen Abschlusserklärung, Hintergrund)
Von Ian Talley, Mark Magnier und Lingling Wei
CHENGDU (Dow Jones)--Die Finanzminister der G20 haben sich besorgt über die Konsequenzen des Ausscheidens der Briten aus der Europäischen Union gezeigt. Dies erzeuge zusätzliche Unsicherheit für die weltwirtschaftliche Entwicklung, heißt es in der Abschlusserklärung der Finanzminister der Gruppe von 20 wichtigen Industrie- und Schwellenländern (G20) im chinesischen Chengdu, die am Wochenende zusammengekommen waren.
Die G20 wollen daher "proaktiv die sozialen und wirtschaftlichen Folgen" des Brexits angehen, wie der chinesische Finanzminister Lou Jiwei am Sonntag sagte, der als Vertreter des Gastgebers die Beratungen leitete.
Zuvor war bereits nach den Gesprächen und in den Aussagen der Teilnehmer die Forderung an Großbritannien und die EU-Länder deutlich geworden, den Brexit zügig und freundschaftlich zu verhandeln. Neben der Sorge, dass ein von Streit geprägter Austrittsprozess die ohnehin verwundbare Weltwirtschaft ausbremsen könnte, wurde auf ein mögliches Anheizen der Volatilität an den Finanzmärkten verwiesen. Das wiederum könnte das Vertrauen von Investoren und Verbraucher beeinträchtigen.
"Großbritanniens Ausscheiden aus der EU hat der Welt zusätzliche Komplexität gebracht", hatte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang bereits am Freitag gesagt. "Die Entwicklung der Weltwirtschaft ist an einem kritischen Punkt."
Fokus verschiebt sich von China nach Europa Die britischen EU-Ausstiegspläne, der versuchte Militärputsch in der Türkei, die Serie von Terrorangriffen in Europa, die Angst vor einer Bankenkrise in Italien und die Flaute der Weltwirtschaft hatten die Schwerpunkte bei dem G20-Treffen deutlich anders gesetzt als bei den Gesprächen im Februar in Schanghai. Inzwischen hat sich der Fokus nach Europa verlagert, während damals China durch die Abschwächung des dortigen Wachstums und Sorgen über einen durch Peking ausgelösten Währungskrieg und Abwertungswettlauf in der Defensive war.
Mittlerweile sieht sich China als "Stabilitätsanker" für die Weltwirtschaft, wie Ministerpräsident Li Keqiang sagte. Prognosen über eine harte Landung der chinesischen Konjunktur seien "kaum noch zu hören".
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte vor dem Treffen in Chengdu gewarnt, langwierige und feindselige Verhandlungen um den Brexit könnten die globalen Wachstumsaussichten belasten. Die G20 müsste angesichts der Risiken eines Abschwungs einen Notfallplan für ein gemeinsames Stimulierungsprogramm vorbereiten.
In der zurückliegenden Woche hatte der IWF seine Prognosen zum globalen Wachstum in diesem und nächsten Jahr um jeweils 0,1 Prozentpunkte gesenkt, da der Brexit-Beschluss die Verbraucher- und Investorenstimmung spürbar belastet.
Für 2016 wird jetzt ein Wachstum von 3,1 Prozent erwartet, die geringste Rate seit der Finanzkrise. Im Jahr 2017 erwartet der IWF dann eine etwas höhere Dynamik mit 3,4 Prozent.
"Das britische Referendum erzeugt zusätzlichen Abwärtsdruck in der Weltwirtschaft zu einer Zeit, in der das globale Wachstum bereits verlangsamt ist", hatte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld in seinen Erläuterungen gesagt. Zudem warnten die Experten des IWF davor, dass eine Reihe von Risiken - geopolitische Turbulenzen, steigender Protektionismus und terroristische Attacken - das Wachstum noch stärker drücken könnte. Zugleich drohten den Zentralbanken der Welt die geldpolitischen Optionen auszugehen, was sich zum Teil an den weltweit rekordtiefen Anleiherenditen ablesen lasse.
Unsicherheit ist "das Letzte, was wir brauchen" Angel Gurría, Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatte in Chengdu betont: "Das Letzte, was wir jetzt brauchen können, ist mehr Unsicherheit." Unglücklicherweise sei diese aber jetzt durch das Brexit-Votum gekommen. Das verschärfe die ohnehin schwierige Lage.
"Das beste Ergebnis wäre eines mit einer maximalen Integration und Kooperation von Großbritannien und der EU", sagte US-Finanzminister Jacob Lew am Samstag. Und da der Prozess Jahre dauern könnte, sollten die Gespräche freundschaftlich und pragmatisch geführt werden.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/smh
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July 24, 2016 04:53 ET (08:53 GMT)
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