10.04.2008 16:18:00

UPDATE: EZB sieht Aufwärtsrisiken für Preisstabilität

(NEU: Weitere Äußerungen Trichets aus der Pressekonferenz, Marktreaktionen) Von Hans Bentzien Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht nach den Worten ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet weiterhin Risiken für die mittelfristige Preisstabilität und räumt der Verankerung der Inflationserwartungen vor dem Hintergrund des zuletzt beschleunigten Verbraucherpreisauftriebs höchste Priorität ein.

   "Die jüngsten verfügbaren Informationen haben die Existenz eines starken kurzfristigen Aufwärtsdrucks auf die Inflation bestätigt", sagte Trichet am Donnerstag in Frankfurt in seinen "Einleitenden Bemerkungen" zur Erläuterung des jüngsten Zinsbeschlusses. Der Euroraum erlebe gegenwärtig eine "langwierige Periode vorübergehend erhöhter Jahresinflationsraten", was vor allem auf dem Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise beruhe.

   Zuvor hatte die EZB mitgeteilt, dass das Niveau der Leitzinsen im Euroraum unverändert bleibt. Der Mindestbietungssatz für einwöchige Refinanzierungsgeschäfte liegt demnach weiterhin bei 4,00%, wo er seit Juni 2007 steht. Trichet zufolge fiel die Entscheidung im EZB-Rat einstimmig.

   Der EZB-Präsident verwies darauf, dass die Unsicherheiten, die sich aus den gegenwärtigen Finanzmarktturbulenzen ergeben, ungewöhnlich hoch seien und dass diese Verspannungen länger anhalten könnten als bisher angenommen. Die ökonomischen Fundamente des Euroraums bezeichnete Trichet als gesund, und der beste Beitrag, den die EZB hierzu leisten könne, sei die Gewährleistung von mittelfristiger Preisstabilität.

   "Die Verankerung der mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen ist für den EZB-Rat von höchster Priorität", sagte Trichet, in dieser Hinsicht werde die EZB nicht nachlässig sein.

   Die Risiken für das Wirtschaftswachstum im Euroraum sind nach Einschätzung der EZB weiterhin nach unten gerichtet. Als wichtigstes Risiko führte Trichet erneut die Finanzmarktturbulenzen auf, die länger als bisher angenommen dauern könnten und deren Auswirkungen auf die Realwirtschaft stärker ausfallen könnten als bisher befürchtet. Er sagte zu, dass die EZB weiterhin alle verfügbaren Instrumente nutzen werde, um auf eine Entspannung am Geldmarkt hinzuwirken.

   Trichet zufolge geht der EZB-Rat gleichzeitig davon aus, dass die Jahreswachstumsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) in den kommenden Monaten deutlich über 2% bleiben und im weiteren Verlauf des Jahres 2008 nur graduell zurückgehen wird.

   Als Risiken für die mittelfristige Preisstabilität, die die EZB bei HVPI-Jahresraten von knapp 2% gegeben sieht, führte Trichet einen weiteren Auftrieb bei Energie- und Nahrungsmittelpreisen, unerwartete steigende administrierte Preise und indirekte Steuern, sowie Tarifabschlüsse und die Preissetzungsmacht von Unternehmen auf.

   Trichet sagte, alle beteiligten Parteien müssten ihrer Verantwortung gerecht werden, damit es nicht zu Zweitrundeneffekten wegen der erhöhten Energie- und Nahrungsmittelpreisen komme. Dies sei entscheidend. "Der EZB-Rat verfolgt die Tarifverhandlungen im Euroraum mit besonderer Aufmerksamkeit", betonte der EZB-Präsident. Auf die Frage, ob sich die Risikobeurteilung hinsichtlich Wachstum und Inflation geändert habe, antwortete er, die Stimmung im EZB-Rat sei diesbezüglich gegenüber März unverändert geblieben.

   Der Euro gab im Verlauf der Pressekonferenz leicht nach und notierte am späten Nachmittag bei 1,5830 USD, nachdem er zuvor bei 1,5889 USD gelegen hatte. In den Stunden vor der EZB-Ratssitzung hatten Dollar und Pfund neue Rekordtiefstände gegenüber dem Euro verzeichnet. Trichet äußerte sich in der Pressekonferenz "besorgt" über die jüngsten "exzessiven" Wechselkursbewegungen.

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 297 25 313, Hans.Bentzien@dowjones.com DJG/hab/ptt (END) Dow Jones Newswires

   April 10, 2008 10:12 ET (14:12 GMT)

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