31.07.2014 11:08:30
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UPDATE: Adidas schockiert Anleger mit Gewinnwarnung
--Golfsparte soll saniert werden
--Expansion in Russland wird gedrosselt
--Ziele 2015 kassiert
--Aktie bricht ein
(NEU: weitere Details)
Von Natali Schwab
Der Sportartikelkonzern adidas hat seine Prognose für das laufende Jahr überraschend gesenkt. Die Nummer zwei in der Branche hinter Nike begründete die Gewinnwarnung mit einem zunehmenden Geschäftsrisiko in Russland, einer anhaltenden Schwäche im Golfmarkt sowie höheren Investitionen. Die positiven Effekte aus der erfolgreichen Fußballweltmeisterschaft reichen dabei nicht aus, um dies auszugleichen. Zudem wird der Konzern - wie bereits angedeutet - seine für 2015 ausgegebenen Ziel erst später als erwartet erreichen. An der Börse kommt die Adidas-Aktie unter die Räder.
Die Probleme hatten sich bereits in den vergangenen Quartalen angedeutet. War es in Russland bislang lediglich der schwache Rubel, der Adidas unter Druck gesetzt hat, so zieht das Unternehmen nun aus dem steigenden politischen Risiko seine Konsequenzen. USA und Europäische Union hatten im Zuge der Krise in der Ukraine Wirtschaftssanktionen gegen das Land beschlossen. Damit steigen auch die Risiken, dass die bislang noch gute Konsumentenstimmung kippt.
Der Sportartikelhersteller hat sich daher entschlossen, in diesem und im nächsten Jahr nicht nur die Eröffnung eigener Läden in dem Land zu reduzieren, sondern auch, mehr Filialen als geplant zu schließen. Das schmerzt umso mehr, da Russland zu den wichtigsten Märkten von Adidas gehört. Etwa eine Milliarde Euro Umsatz oder weniger als 10 Prozent der Gesamterlöse macht das Unternehmen dort und ist Marktführer. 1.000 Läden werden betrieben, für dieses Jahr waren eigentlich 100 Neueröffnungen geplant. Wie hoch die Streichliste ausfallen wird, konnte Adidas noch nicht sagen.
Auch die Golfsparte TailorMade-Adidas schwächelt schon seit längerem. Eigentlich war Adidas von einer Erholung im zweiten Halbjahr ausgegangen. Neue Produkte, die im dritten Quartal auf den Markt kommen, sollten diese Entwicklung antreiben. Doch das zweite Halbjahr dürfte sich schwieriger gestalten als erwartet. Adidas will nun zügig ein Restrukturierungsprogramm auflegen, wobei erste Details kommende Woche zu erwarten sind.
Die Golfsparte von Adidas war dabei die letzten zehn Jahre sehr erfolgreich und wuchs im Gegensatz zu einem insgesamt eher stagnierenden Gesamtmarkt stark. Knapp 1,3 Milliarden Euro Umsatz erzielte der Bereich im vergangenen Jahr. Das ist zwar weniger als zehn Prozent des Gesamtumsatzes, doch war die Golfsparte genauso wie der russische Markt ein wichtiger Baustein der Mittelfristplanung für 2015. Adidas hat sich bis 2015 ein Umsatzziel von 17 Milliarden Euro gesetzt. Analysten hatten dies zuletzt als ambitioniert bezeichnet, auch Vorstandschef Herbert Hainer hatte dies bereits unter Vorbehalt gestellt.
Für das laufende Jahr geht Adidas von einem deutlich niedrigeren Nettoergebnis aus als geplant - 650 Millionen Euro sollen am Ende erreicht werden, prognostiziert waren bislang 830 bis 930 Millionen Euro. Belasten wird das Ergebnis dabei auch höhere Kosten: Das Unternehmen hat sich mit dem Rückenwind durch die erfolgreiche Fußballweltmeisterschaft entschlossen, in den kommenden 18 Monaten mehr als geplant in seine Marken Adidas und Reebok zu investieren, vor allem in Nordamerika und Europa. Damit will das Unternehmen das Wachstum ankurbeln. Etwa im Fußball: So hat Adidas etwa vor kurzem einen hoch dotierten Ausrüstervertrag mit Manchester United abgeschlossen und auch Juventus Turin unter Vertrag genommen.
Auch die Umsatzprognose für 2014 nahm Adidas zurück, allerdings nicht ganz so deutlich. Der Sportartikelkonzern erwartet nun ein währungsbereinigtes Umsatzplus im mittleren bis hohen einstelligen Bereich. Bislang war ein hohes einstelliges Prozentwachstum anvisiert worden.
Im zweiten Quartal verbesserte sich dank der Fußballweltmeisterschaft und einer guten Entwicklung bei der US-Marke Reebok der Umsatz deutlich. Währungsbereinigt stand ein Plus von zehn Prozent zu Buche. Allerdings machten negative Währungseffekte diesen Erfolg zunichte und schmälerten das Wachstum um mehr als sieben Prozentpunkte. Adidas wuchs währungsbereinigt um 14 Prozent, Reebok um neun Prozent. Dagegen brach der Umsatz der Golfsparte um 18 Prozent ein.
Die hohen Marketingkosten für die WM wirkten sich negativ auf das Ergebnis aus. Das Betriebsergebnis betrug 220 Millionen Euro, das Nettoergebnis 144 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte Adidas ein Betriebsergebnis von 252 Millionen und ein Nettoergebnis von 172 Millionen ausgewiesen.
Analysten hatten zwar angesichts Währungsrisiken, dem schwachen Golfmarkt sowie den hohen WM-Kosten im Vorfeld mit einem mauen Quartal und einem Ergebnisrückgang gerechnet. Auf die Gewinnwarnung reagierten Investoren jedoch massiv enttäuscht und flohen aus der Aktie. Zum Börsenstart verlor das Papier 9 Prozent, der Abschwung beschleunigte sich im Verlauf auf knapp 12 Prozent auf 61,87 Euro und ist damit der mit Abstand schwächste Wert im Dax.
"Gerade nach einer gewonnenen WM fragt man sich, wann es denn eigentlich gut laufen soll, wenn nicht jetzt", sagt ein Händler. Die von adidas angeführten Probleme im Golf-Bereich seien zwar bekannt, hätten aber angesichts der Fokussierung auf die WM im Hintergrund gestanden.
Mitarbeit: Michael Otto Denzin
Kontakt zum Autor: natali.schwab@wsj.com
DJG/nas/kla
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July 31, 2014 04:38 ET (08:38 GMT)
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