30.05.2022 18:59:41

ÜBERBLICK am Abend/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Deutsche HVPI-Inflation steigt im Mai auf 8,7 Prozent

Der Inflationsdruck in Deutschland hat im Mai deutlicher als erwartet zugenommen. Laut Mitteilung von Eurostat stieg der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vormonat um 1,1 Prozent und lag um 8,7 (April: 7,8) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg von nur 0,4 Prozent und eine Jahresteuerung von 8,1 Prozent prognostiziert. Der nationale Verbraucherpreisindex erhöhte sich um 0,9 Prozent auf Monats- und 7,9 (7,4) Prozent auf Jahressicht. Erwartet worden waren Raten von nur 0,5 und 7,5 Prozent.

Union Investment: Deutsche Inflation noch nicht auf Höhepunkt

Die Inflation in Deutschland wird nach Einschätzung von Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, trotz des unerwartet deutlichen Anstiegs im Mai weiter steigen. "Ein Ende der Fahnenstange ist nicht abzusehen", schreibt Zeuner in einem Kommentar. Zeuner weist darauf hin, dass die Preissteigerungen bei Rohstoffen und anderen Vorleistungsgütern von den Produzenten meist verzögert an die Konsumenten weitergegeben würden. "Erst Monate später finden sie Niederschlag in den Preisen für nachgelagerte Güter und Dienstleistungen wie Flugtickets", sagte Zeuner. Das verhindere einen schnellen Rückgang der Inflation. "Entsprechend wird das laufende Jahr noch länger von hohen Inflationsraten geprägt sein."

KfW: EZB muss Inflationserwartungen unter Kontrolle halten

Die Europäische Zentralbank (EZB) muss die Inflationserwartungen angesichts der sehr hohen Teuerung nach Aussage von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib unter Kontrolle halten. "Wie wichtig ein Gegensteuern der EZB ist, zeigen die seit Kriegsbeginn deutlich über 2 Prozent angestiegenen Inflationserwartungen, die das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale erhöhen", schreibt sie in einem Kommentar zum unerwartet deutlichen Anstieg der Inflation in Deutschland. Käme eine Lohn-Preis-Spirale in Gang, würde es der EZB dann schwerer fallen die Inflation wieder auf ihr 2-Prozent-Ziel zu drücken."

Commerzbank: Euroraum-Teuerung steigt auf 8,0 Prozent

Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner sieht nach dem unerwartet starken Anstieg der deutschen Verbraucherpreise im Mai die Erwartung seines Hauses bestätigt, dass die Inflation im Euroraum auf 8,0 (April: 7,5) Prozent zugelegt hat. Die deutsche Kernteuerung hat Wagner zufolge auf 3,7 (3,8) nachgelassen. Gleichwohl prognostiziert er für den Euroraum einen Anstieg auf 3,8 (3,5) Prozent. Die von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen erwarten eine Gesamtteuerung von 7,6 Prozent und eine Kernrate von 3,5 Prozent.

Lindner: Bekämpfung der Inflation muss oberste Priorität haben

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat die Bekämpfung der Inflation als "oberstes Gebot" für die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung bezeichnet und die Absicht unterstrichen, im Haushalt für kommendes Jahr wieder die Schuldenbremse des Grundgesetzes einzuhalten. "Wir müssen die Inflationsspirale durchbrechen, das hat nun oberste wirtschafts- und finanzpolitische Priorität", sagte Lindner bei einer Pressekonferenz. "Die Inflation ist ein enormes wirtschaftliches Risiko, und wir müssen diese Inflation bekämpfen, dass daraus keine Wirtschaftskrise erwächst, keine Spirale entsteht, durch die die Inflation sich selbst nährt."

Lindner: Energiesteuersenkung kommt mit Verzögerung an Zapfsäule an

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat Hoffnungen auf einen schlagartigen Rückgang der Spritpreise mit der Senkung der Energiesteuer am 1. Juni gedämpft. "Es wird einen Moment dauern, bis die gesenkte Energiesteuer an der Zapfsäule ankommt", sagte Lindner bei einer Pressekonferenz in Berlin. Die Besteuerung erfolge "immer ab dem so genannten Steuerlager" und nicht bei den Tankstellen. Die Reserven bei den Tankstellen unterlägen auch nach dem 1. Juni noch dem alten Steuersatz und das, was dann hinzukomme, dem neuen. "Insofern gibt es einen zeitlichen Verzug, der ist technisch begründet", machte der Finanzminister klar.

Bund-Länder-Gruppe berät über Lösungen für Ölraffinerie PKC in Schwedt

Zur Zukunft der Ölraffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt hat am Montag erstmals eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe getagt. Sie soll "zukunftsfähige Lösungen" für den Standort und die Beschäftigten erarbeiten, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Die Gruppe diskutiere zugleich mit Blick auf die Umstellung weg von russischem Öl Fragen rund um den Weiterbestand und die Versorgungssicherheit.

Scholz zuversichtlich für Einigung auf EU-Ölembargo gegen Russland

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) bald einen Kompromiss beim geplanten Embargo gegen russisches Öl finden. Bei seiner Ankunft zum EU-Sondergipfel in Brüssel sagte Scholz, dass für die EU ein einiges Handeln wichtig sei. Er sehe den Willen zur Verständigung.

Gazprom stoppt Lieferungen an niederländisches Energieunternehmen

Der russische Energiekonzern Gazprom stoppt nach Angaben des niederländischen Energieversorgers Gasterra seine Gaslieferungen an das Unternehmen. Grund dafür sei die Weigerung von Gasterra, Lieferungen in Rubel zu zahlen, teilte das niederländische Unternehmen am Montag in Groningen mit. Als Reaktion darauf habe Gazprom erklärt, "die Lieferung mit Wirkung zum 31. Mai 2022 einzustellen".

Russland zu Kooperation mit Türkei bei Warenverkehr im Schwarzen Meer bereit

Russland ist nach den Worten von Präsident Wladimir Putin zu einer Zusammenarbeit mit der Türkei bereit, um den freien Warenverkehr im Schwarzen Meer zu ermöglichen. Bei einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan betonte Putin nach Angaben eines Kreml-Sprechers am Montag die Bereitschaft "mit den türkischen Partnern den Schiffsverkehr ohne Beschränkungen zu erleichtern". Dies beziehe auch "den Export von Getreide aus ukrainischen Häfen" mit ein.

Frankfurter Landgericht eröffnet Hauptverfahren gegen Oberbürgermeister Feldmann

Das Landgericht Frankfurt am Main hat das Hauptverfahren gegen den umstrittenen Oberbürgermeister der Mainmetropole, Peter Feldmann (SPD), wegen Korruption eröffnet. Die Anklage der Staatsanwaltschaft mit dem Vorwurf der Vorteilsnahme wurde zugelassen, wie das Gericht am Montag mitteilte. Termine wurden allerdings noch nicht bestimmt.

London zieht längeren Betrieb von Kohlekraftwerken in Betracht

Angesichts einer befürchteten Energieknappheit im kommenden Winter zieht die Regierung in London einen längeren Betrieb von drei Kohlekraftwerken und eines Atomkraftwerks in Betracht. "Es ist normal, dass wir eine große Bandbreite von Möglichkeiten prüfen, um unsere Energie- und Versorgungssicherheit zu gewährleisten", verlautete am Montag aus Regierungskreisen in London.

IAEA: Irans Uran-Bestände übersteigen zulässigen Wert

Die Bestände des Iran an angereichertem Uran übersteigen nach Angaben der Internationalen Atomenergebiebehörde (IAEA) den im internationalen Abkommen von 2015 vereinbarten Höchstwert um mehr als das 18-Fache. Laut dem jüngsten IAEA-Bericht, den AFP am Montag einsehen konnte, befanden sich Mitte Mai schätzungsweise 3.809,3 Kilogramm in den Beständen. In dem Abkommen, das 2018 von den USA einseitig aufgekündigt worden war, hatte sich der Iran zu einer Grenze von 202,8 Kilogramm verpflichtet.

Fed/Waller für Zinserhöhungen um 50 Basispunkte

Fed-Gouverneur Christopher Waller hat sich zur Bekämpfung der Inflation für Zinserhöhungen in großen Schritten bei den nächsten Sitzungen des geldpolitischen Rats der US-Notenbank ausgesprochen. "Ich unterstütze eine Straffung der Geldpolitik um jeweils 50 Basispunkte für mehrere Sitzungen", sagte er in einer Rede in Frankfurt laut Manuskript. Die Fed hat die Zinsen Anfang Mai um 50 Basispunkte angehoben, der erste Schritt in dieser Größenordnung seit 2000. Zudem haben Notenbanker signalisiert, dass zwei weitere Schritte in dieser Größenordnung im Juni und Juli folgen würden.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/DJN/AFP/apo/mgo

(END) Dow Jones Newswires

May 30, 2022 13:00 ET (17:00 GMT)

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