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06.12.2014 07:33:00

Thüringische Landeszeitung: Ohne Bodo-Mörder - Auf Rot-Rot-Grün wartet jetzt die Realität / Leitartikel von Bernd Hilder zur Ministerpräsidenten-Wahl im Thüringer Landtag

Weimar (ots) - Es war der Tag und der Triumph des Bodo Ramelow. Mit viel Verhandlungsgeschick und Konflikte zukleisternder Rhetorik hat er trotz DDR-Unrechtsdebatte und knapper Einstimmen-Mehrheit ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis geschmiedet, dass viele für unmöglich hielten. Was die Union lange nicht wahrhaben wollte: Linke, SPD und Grüne brachten ihre knappe Mehrheit ziemlich souverän durch, ohne einem Bodo-Mörder zum Opfer zu fallen. Kritiker der SED-Enkel wurden mit Posten versorgt oder beugten sich der Parteidisziplin. Der Groll selbst auf die nach links gerückte CDU war größer als der Makel, ein Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall einen Linken zu krönen.

Macht schweißt zusammen. Deswegen ist es nicht wahrscheinlich, dass die Linksregierung schnell scheitert. Allein durch ihre Existenz hat sie besonders für SPD und Linke einen strategischen Wert. Dass die Linke diese Chance auch als bundespolitisches Signal und als Vorbild für andere östliche Bundesländer wie beispielsweise Sachsen-Anhalt nutzt, liegt auf der Hand.

Für die SPD taugt das Erfurter Linksbündnis als Testlauf für die Bundespolitik - und kann zum Bumerang werden: In den ostdeutschen Bundesländern könnte die SPD nun weiter Wähler an die salonfähig gemachte und hofierte Linke verlieren.

Nach Jubel und Schampus kommt die Ernüchterung. Das wird auch Rot-Rot-Grün nicht erspart bleiben. Angesichts knapper Kassen dürfte es schwer werden, alle Wahlversprechen einzuhalten und die dem einen mächtigen Staat propagierenden Bündnis eigene Gebermentalität auszuleben. Das frustriert schnell die eigenen Anhänger.

Ramelow selbst hat mit seinem Versprechen, den Dialog mit seinen Kritikern zu suchen und Stellenbesetzungen nicht nach Parteizugehörigkeit vorzunehmen, positive Signale ausgesendet. Die muss er nun mit Leben füllen.

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Pressekontakt: Thüringische Landeszeitung Chef vom Dienst Norbert Block Telefon: 03643 206 420 Fax: 03643 206 422 cvd@tlz.de

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