06.12.2013 19:54:58

Thüringische Landeszeitung: Kommentar zum Tod Nelson Mandelas

Weimar (ots) - Versöhnung statt Rache. Lächeln statt Hasstiraden. Geduld statt Gewalt. All das machte Nelson Mandela unbesiegbar für den südafrikanischen Apartheid-Staat. Dabei hatte Mandela nach 27 Jahren im Gefängnis einen langen Weg der Erkenntnis hinter sich: Von der Gewaltbereitschaft junger Jahre zu einem weltweit bewunderten Gefangenen, der eingesperrt mehr Macht ausübte, als er es in Freiheit jemals hätte tun können. Außer Lech Walesa, der maßgeblich zum Sturz der sowjetischen Herrschaft beitrug, hat niemand so sehr den Friedensnobelpreis verdient wie Mandela.

Beide schrieben ohne Rücksicht auf ihr persönliches Schicksal Weltgeschichte von unten gegen unüberwindlich erscheinende diktatorische Systeme. Beide, Walesa und Mandela, wollten keine Revolution, sondern den demokratischen Wandel. Mandelas größte historische Leistung aber war nicht der Sturz der Apartheid, sondern der friedliche Übergang zu einem demokratischen Südafrika, in dem auch die Weißen noch einen Platz hatten. So lange er lebte, mahnte er allein durch seine Existenz zu Mäßigung und Ausgleich. Ob seine Nachfolger langfristig sein Erbe bewahren können oder wollen, ist noch längst nicht entschieden.

Dass sich Mandela nach nur einer Wahlperiode als Präsident aus der Politik zurückzog, war keine Schwäche, sondern sein letzter genialer Schachzug. Mandela war größer als jedes denkbare Amt. In Südafrikas Nachbarland Simbabwe lässt sich am Beispiel Robert Mugabes besichtigen, wie ein einst bewunderter Freiheitskämpfer zu einem finsteren Tyrannen werden kann. Mugabe ist das erschreckende Gegenbeispiel zu Mandela. Leider gibt es in dieser Welt mehr Mugabes als Mandelas.

Von Bernd Hilder

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