07.11.2015 09:02:40

Thüringische Landeszeitung: Angetastete Würde - Selbstbestimmter Tod wird schwieriger / Leitartikel von Matthias Benkenstein zum Sterbehilfe-Beschluss des Deutschen Bundestages

Weimar (ots) - Es war schon eine Überraschung, die jetzt im Bundestag zu erleben war. Bereits im ersten Wahlgang setzte sich das Verbot organisierter Hilfe beim Suizid durch. Das war nicht abzusehen, weil immerhin drei andere Entwürfe und die Gegner einer Neuregelung überstimmt werden mussten.

Die Botschaft des Bundestags an Sterbehilfe-Organisationen lautet damit: Ihr seid künftig verboten. Die Botschaft an das Wahlvolk lautet einmal mehr: Es ist uns herzlich egal, was ihr denkt, wir beschließen sowieso, was wir wollen. Denn regelmäßig sprechen sich die Bürger in Umfragen mit übergroßer Mehrheit für Sterbehilfe aus - auch für den sogenannten assistierten Suizid. Organisationen, die nur auf Profit aus sind, sind in der Tat problematisch. Wieso jedoch gemeinnützige Sterbehilfe-Vereine nicht erlaubt sein sollen, ist unverständlich.

Dann sind da noch solch schwammige Begriffe wie "geschäftsmäßig", wie jetzt die Thüringer Landesärztekammer kritisiert hat. Wann wird ein Geschäft zum Geschäft? Wenn ein Arzt zweimal oder fünfzigmal beim Sterben hilft? Es besteht die Gefahr, dass die Verunsicherung unter den Ärzten zunimmt. Um keine Risiken einzugehen, könnten sie Patienten mit Todeswunsch allein lassen.

Dabei sollte die Würde des Menschen doch unantastbar sein - auch am Lebensende. Niemand wünscht sich als unheilbar Kranker einen würdelosen, qualvollen Tod. Es sollte die Möglichkeit geben, über ein selbstbestimmtes Abtreten zu entscheiden, solange man noch in der körperlichen und geistigen Verfassung dazu ist und nach eingehenden Beratungen. Für all diejenigen, die das ähnlich sehen, ist die Lage nun leider schwieriger geworden.

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Pressekontakt: Thüringische Landeszeitung Chef vom Dienst Norbert Block Telefon: 03643 206 420 Fax: 03643 206 422 cvd@tlz.de

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