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11.02.2013 16:20:00

Telekom-Prozess - Angeklagter Colombo: "Es war in die Luft"

In oft schwer verständlichem Deutsch hat der gebürtige Italiener und ehemalige Finanzvorstand der Telekom Austria, Stefano Colombo, heute seine Sicht der angeklagten Kursaffäre des Telekom-Marktführers geschildert. Vom mitangeklagten Brokers Johann Wanovits und einem allfälligen Gegengeschäft mit der Telekom Austria, als Entlohnung dafür, dass Wanovits den Kurs der Telekom-Aktie angehoben hatte, wisse er nichts. Als der Telekom-Aktienkurs im Februar 2004 in letzter Minute gestiegen sei und damit das Mitarbeiteroptionenprogramm ausgelöst habe, habe er sich eigentlich nichts dabei gedacht.

Der nun als potenzieller Kronzeuge agierende Gernot Schieszler sei zwar im Vorfeld zu ihm gekommen und habe gesagt, es gebe eine "Lösung" für die Probleme der Telekom. Er habe aber gar nicht wissen wollen, was Schieszler da als "Lösung" anböte, meinte Colombo heute. Tatsächlich habe er damals wohl angenommen, ein Investor könnte "in Erwartung" auf ein Geschäft mit der Telekom Aktien gekauft haben. "Es war in die Luft", meinte er.

Zuvor gab es längere Ausführungen des Angeklagten, was er unter rechtmäßiger Kurspflege verstünde. So halte er es für kein Problem, Investoren zu suchen, die in den entscheidenden Tagen für die TA dann Aktienkäufe durchführten - ohne konkret vereinbarte Gegenleistung, aber mit gewissen "Erwartungen". Eine dieser Erwartungen könnte sein, dass der Telekom-Kurs steigt, weil gute Ergebnisse bevorstehen und der Vorstand diese den Investoren andeutet. Richter Michael Tolstiuk hakte nach: "Ist das nicht Insiderwissen?" "Nein", konterte Colombo, man verrate ja nicht die konkreten Ergebnisse. Eine andere "Erwartung" könnte sein, dass der jeweilige Investor später ein Geschäft mit der Telekom machen könnte - "aber natürlich zu Marktkonditionen", fügte Colombo schnell hinzu. Etwas unrechtmäßiges sehe er darin nicht.

In Italien habe er auch schon beobachtet, dass ein Investor für einen Aktienkauf vom betreffenden Unternehmen bezahlt worden sei, schilderte Colombo. Bei der Telekom Austria sei ihm dies aber nicht untergekommen.

Auch bedingt durch seine ausschweifenden Erklärungsversuche verwickelte sich der Angeklagte oft in Widersprüche. Staatsanwalt Hannes Wandl hielt ihm sein Vernehmungsprotokoll vor, wonach er damals im entscheidenden Kurszeitraum kein Drücken des Kurses gegen Börsenschluss beobachtet habe. Heute sagte Colombo genau das Gegenteil aus. Er sei bei der Einvernahme eben zum ersten Mal beim Staatsanwalt gewesen, versuchte er den Widerspruch zu seiner damaligen Aussage mit Nervosität zu erklären.

Die US-Investmentbank Merrill Lynch habe damals aber kein Interesse gehabt, den Kurs zu drücken, weil sie sich für die Option der Telekom ja bereits abgesichert hatte, sagte Colombo.

Der österreichisch-italienische Doppelstaatsbürger geriet bei seiner Aussage oft ins Fabulieren. Er beschrieb auch, wie sich der damalige Telekom-Vorstand über ein Interview des damaligen ÖIAG-Chefs Peter Michaelis geärgert habe, weil dieses den Kurs der Aktie gedrückt habe. An eine Absicht von Michaelis, den Kurs zu drücken, glaube er aber nicht: "Ich habe meine persönliche Theorie über Österreich, über die Kommunikation: Die Leute reden viel", sagte er zur Belustigung der Zuhörer.

(Schluss) gru/stf

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