19.09.2015 16:50:45
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Tausende Flüchtlinge stecken auf der Balkan-Route fest
HARMICA (AFP) -- Ungarn abgeschottet - Kroatien und Slowenien überfordert: Mehrere tausend Flüchtlinge haben am Samstag auf der Balkan-Route Richtung Westeuropa festgesessen. Ungarn stellte in der Nacht einen Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Kroatien fertig, nachdem das Land zuvor schon die Übergänge zu Serbien dicht gemacht hatte. Kroatien bekräftigte allerdings, auch weiterhin Flüchtlinge zur ungarischen Grenze bringen zu wollen, weil es sich mit dem Ansturm überfordert sieht.
Hunderte ungarische Soldaten hatten am Freitag damit begonnen, einen 41 Kilometer langen Zaun zu bauen. Zwar ist die Grenze zwischen Ungarn und Kroatien insgesamt 330 Kilometer lang, sie verläuft aber nur zu einem kleinen Teil über Land. Auf dem restlichen Abschnitt wird sie vom Fluss Drau gebildet, der ohnehin schwer zu überqueren ist.
Die kroatische Regierung lässt sich durch die Maßnahmen aber nicht davon abbringen, die Flüchtlinge weiterhin zu Hunderten nach Ungarn zu bringen. Seit Budapest vor einigen Tagen seine Grenze zu Serbien dicht gemacht hatte, versuchten mehr als 17.000 Menschen, eine alternative Route über Kroatien zu nehmen - das bringt das Land nach eigenen Angaben an den Rand seiner Kräfte.
Der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic sagte am Samstag bei einem Besuch in Beli Manastir nahe der Grenze zu Ungarn, sein Land habe Ungarn "in gewisser Weise genötigt", Flüchtlinge zu übernehmen. Obwohl es mit der Regierung in Budapest "keine Vereinbarung" darüber gebe, sollen die Flüchtlinge weiterhin nach Ungarn gebracht werden, sagte Milanovic. "Kroatien wird nicht zum Zentrum der Flüchtlinge in Europa werden."
Allein am Freitag brachte Kroatien mit Bussen und Zügen 4400 Menschen nach Ungarn. Bis zum Samstagmittag konnten außerdem am Grenzposten Beremend und in der Umgebung etwa 1200 Menschen ohne Vorfälle die kroatisch-ungarische Grenze überqueren. Dort wurde eine funktionierende Transitzone eingerichtet. In Kroatien saßen aber am Samstag auch weiterhin tausende Schutzsuchende fest.
Auf der alternativen Route wurde mittlerweile auch Slowenien zum Transitland. Allein in Bregana verbrachten etwa tausend Schutzsuchende die Nacht im Freien und warteten auf eine Möglichkeit der Weiterreise. An dem kleinen Grenzposten in Harmica forderten Dutzende Menschen auf der Grenzbrücke Einlass ins Land. Am Freitag hatten an dem Übergang hunderte Flüchtlinge mit Aktivisten aus Kroatien und Slowenien dafür demonstriert, aus Kroatien nach Slowenien einreisen zu dürfen. Die slowenische Polizei setzte schließlich Tränengas gegen die Flüchtlinge ein, die versuchten, die am Grenzübergang postierten Polizisten zurückzudrängen.
Nach den Worten seiner Botschafterin in Deutschland ist Slowenien zur Aufnahme von bis zu 10.000 Flüchtlingen bereit. "Wenn die Flüchtlinge bei uns Asyl beantragen, nehmen wir sie auf und schützen sie", sagte Marta Kos Marko der "Rheinischen Post" vom Samstag. Slowenien habe Kapazitäten für "bis zu 10.000 Flüchtlinge". Für die Aufnahme von mehr Menschen seien aber europäische Hilfen nötig.
Auch direkt über das Mittelmeer versuchten wieder tausende Menschen, Europa zu erreichen. Bei acht Einsätzen vor der libyschen Küste wurden am Samstag mehr als 2200 Menschen gerettet, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Auf einem in Not geratenen Schlauchboot wurde dabei die Leiche einer Frau entdeckt. Weitere zehn Einsätze liefen noch. Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen war an den Rettungen beteiligt.
Bei der Flucht von der Türkei nach Griechenland ertrank erneut ein kleines syrisches Mädchen. Die Fünfjährige wurde am Samstag von der griechischen Küstenwache geborgen, wie die Nachrichtenagentur ANA berichtete. An Bord des gesunkenen Schiffes waren über 20 Menschen, von denen einige zunächst noch vermisst wurden.
DJG/AFP/hru
(END) Dow Jones Newswires
September 19, 2015 08:23 ET (12:23 GMT)- - 08 23 AM EDT 09-19-15
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