14.11.2016 21:07:38
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Südwest Presse: Kommentar zur Kandidatur Steinmeiers
Ulm (ots) - In diesen unruhigen Zeiten wird vieles in Frage
gestellt. Vor allem dann, wenn politische Prozesse nach Absprache
statt nach Demokratie riechen. Die Personalie Frank-Walter Steinmeier
steht unter diesem Verdacht. Zu unrecht. Fasst man die nackten
Tatsachen zusammen, kann über die Bestellung Steinmeiers zum
designierten Bundespräsidenten eigentlich nur Jubel - oder zumindest
Zufriedenheit - ausbrechen. Der SPD-Außenminister zählt zu den
profiliertesten Politikern dieses Landes. Er hat 2500 Tage im Amt
hinter sich. Nur Hans-Dietrich Genscher und Joschka Fischer
übertreffen Steinmeier noch. Er ist im Ausland anerkannt, besitzt
aber auch innenpolitische Erfahrung. Kein glänzender Redner, aber
einer, der den richtigen Ton trifft, der Menschen mitnehmen kann. Und
ganz nebenbei laut Umfragen der beliebteste Politiker dieses Landes.
Nein, rufen Kritiker laut, die Politik habe gekungelt und geklüngelt.
Die Chance auf einen Wahlkampf sei verpasst worden, die
Bundesversammlung, die am 12. Februar 2017, könne nur noch abnicken.
Mit einem Blick auf die bundesrepublikanische Geschichte muss man
sagen: Ja, das war bei den meisten Wahlen zum Bundespräsidenten so.
Nur, dass die Wahl nicht immer auf die Besten fiel. Weil im Vorfeld
zu lange gestritten und politisch taktiert wurde, bis man sich
irgendwann nur noch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen
konnte. Frank-Walter Steinmeier ist nicht der kleinste gemeinsame
Nenner. Mit ihm haben die demokratischen Kräfte bewiesen, dass sie
fähig sind, sich zu einigen, wenn es notwendig ist. So, wie es die
Wähler von ihnen erwarten dürfen. Steinmeier ist die deutsche Antwort
auf den Dampfplauderer aus Washington, der wenige Wochen vor der
Bundesversammlung als 45. Präsident der Vereinigen Staaten vereidigt
wird. Pflege internationaler Beziehungen, Gespräch statt Geschrei,
Verhandlungen statt Konfrontation - Frank-Walter Steinmeier wirkt wie
das personifizierte Gegenprogramm zu Donald Trump. Diese Überlegungen
werden nicht allein den Ausschlag gegeben haben zu der Entscheidung
für Steinmeier. Doch für Angela Merkel, die den gebürtigen Detmolder
Tischlersohn überaus schätzt, haben sie mit Sicherheit eine Rolle
gespielt. Auf diesem Hintergrund kann sie den parteipolitischen
Triumph für Sigmar Gabriel - vermutlich zähneknirschend - hinnehmen.
Das riskante Manöver des SPD-Chefs, den Parteigenossen Steinmeier
früh ins Rennen zu werfen und damit die CDU unter Druck zu setzen,
ist zwar aufgegangen. Die Wahl in den USA und die Absage des
CDU-Favoriten Norbert Lammerts spielten Gabriel in die Karten. Ein
SPD-Kanzlerkandidat Gabriel wird so immer wahrscheinlicher. Doch was
für die SPD-Granden jetzt noch nach Sieg aussieht, könnte zum
Bumerang werden. Ob ein unabhängig agierender Präsident Steinmeier
nach der Pfeife der SPD tanzt, ist mehr als fraglich. Er wird auch
dort seine Meinung sagen. So, wie er es meist tut: Leise, aber
bestimmt. Das ist nicht immer gut für die Partei - aber gut für
dieses Land
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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218
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