06.01.2015 17:23:47

STICHWORT: Schuldenschnitt oder Athen-Pleite kosten Deutschland Milliarden

BERLIN (dpa-AFX) - Ein weiterer Schuldenschnitt Griechenlands würde Deutschlands Staatskasse belasten - nicht akut, sondern erst in einigen Jahren. Denn die Kredite sollen erst in zehn Jahren und später zurückgezahlt werden. Würde Athen eine Senkung seiner Schuldenquote von 175 auf 90 Prozent der Wirtschaftsleistung aushandeln, könnte dies Deutschland nach Berechnungen des Kieler Finanzökonomen Jens Boysen-Hogrefe bis zu 40 Milliarden Euro kosten.

Bei einem Austritt Griechenlands ("Grexit") aus der Euro-Zone und einer Staatspleite drohen weitere Verluste. Das Risiko Deutschlands beläuft sich auf 70 bis 80 Milliarden Euro. Wieviel verloren ginge, kann niemand sagen. Genauso wenig sind die Folgekosten insgesamt abzuschätzen, wenn die Euro-Zone in starke Turbulenzen geriete:

PRIVATBANKEN: Fast alle Schulden Griechenlands entfallen inzwischen auf öffentliche Kreditgeber. Die Forderungen der deutschen Banken einschließlich der Staatsbank KfW gegenüber Griechenland beliefen sich im September 2014 noch auf 23,468 Milliarden Euro.

KfW/1. HILFSPROGRAMM: Von diesen Banken-Forderungen entfallen allein 15,17 Milliarden Euro auf die staatliche KfW, über die Kredite Deutschlands aus dem ersten Hilfspakets abgewickelt wurden. Aus diesen Krediten kassierte der Bund aber auch Zinsen.

2. HILFSPAKET: Aus dem Rettungsfonds EFSF wurden 144,6 Milliarden zugesagt, wovon bis Ende November 141,9 Milliarden ausgezahlt wurden. Bei einem Ausfall kämen Gewährleistungen zum Tragen.

EZB: Die Europäische Zentralbank hat griechische Staatsanleihen erworben. Viele Papiere hat Athen zurückgezahlt. Zins- und Bewertungsgewinne wurden an Athen gegeben. Für den Rest von schätzungsweise mehr als 20 Milliarden Euro müsste - würden sie nicht bedient - Deutschland anteilig (wohl 28 Prozent) einspringen. Dies würde sich sofort bemerkbar machen, da der Bund der Bundesbank trotz Risikorückstellungen wohl unter die Arme greifen müsste.

TARGET: Verluste drohen im europäischen Zahlungsverkehrs-System "Target 2". Hier geht es um Verbindlichkeiten der griechischen Zentralbank - im Oktober 2014 waren das gut 38 Milliarden Euro./sl/DP/jsl

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