05.10.2008 20:45:00
|
STICHWORT: Das geänderte US-Rettungspaket für die Finanzbranche
RETTUNGSFONDS: Herzstück des Hilfsplans ist weiterhin der 700- Milliarden-Dollar-Fonds. Er soll angeschlagenen Finanzhäusern faule Hypotheken-Kredite und darauf basierende "giftige" Wertpapiere abkaufen. Das soll die Banken massiv entlasten.
Neu im Paket sind vor allem drei Punkte:
BANKKONTEN: Beim Zusammenbruch ihrer Bank bekommen Kunden mehr Schutz. Einlagen sollen nun im Fall der Pleite bis 250 000 Dollar garantiert sein - bisher sind es 100 000 Dollar.
STEUERN: Geplant sind Steuersenkungen im Volumen von rund 150 Milliarden Dollar. Profitieren sollen vor allem Geringverdiener und Familien sowie bestimmte Firmen etwa mit hohen Forschungsausgaben.
ABSCHREIBUNGEN: Die Bilanzregeln zu Wertberichtigungen sollen weniger streng ausgelegt werden. Finanzhäuser müssten dann riskante Kredite und Wertpapiere nicht mehr ganz so stark abschreiben. Dadurch sollen sich ihre drohenden neuen Milliardenverluste verringern.
Bereits bisher geplant war:
PREIS: Beim Aufkauf der Altlasten soll der Rettungsfonds möglichst niedrige Preise zahlen. Bekommen die Banken jedoch zu wenig Geld, müssen sie wieder hohe Abschreibungen vornehmen. Dann drohen neue Milliardenlöcher, die Rettung könnte scheitern. Bei zu hohen Preisen zahlt umgekehrt der Steuerzahler drauf.
METHODE: Die Lösung des Dilemmas soll eine Art umgekehrte Auktion bringen. Die Banken müssten im Wettlauf miteinander so lange den Preis für ihre faulen Papiere senken, bis der Staat einwilligt. Die für alle hochriskante Versteigerung sollen erfahrene Wall-Street- Profis leiten. Sie werden sich voraussichtlich von einfacher gestrickten Papieren bis zu hochkomplexen Konstrukten vorarbeiten.
ENDABRECHNUNG: Wie viel die Aktion den US-Steuerzahler tatsächlich kosten wird, steht in den Sternen. Der Staat will die Papiere wieder verkaufen. Jeder erzielte Dollar verringert die Schlussrechnung. Am Ende könnte der Staat sogar mehr als die 700 Milliarden Dollar einnehmen und so einen Gewinn machen - das Risiko ist aber hoch.
ZEITPLAN: Die Gesamtsumme wird zur Sicherheit in drei Tranchen aufgeteilt. Das Finanzministerium bekommt zunächst 250 Milliarden Dollar, später 100 Milliarden und die letzten 350 Milliarden, wenn der Kongress kein Veto einlegt.
MACHT: US-Finanzminister Henry Paulson erhält zusätzlich zum großen Scheck auch eine bislang beispiellose Machtfülle. Bei vielen Details des Programms hat er freie Hand. Auch Notenbank-Chef Ben Bernanke spielt eine noch viel gewichtigere Rolle als bisher.
KONTROLLE: Der Kongress stellt ein eigenes Aufsichtsgremium, auch der Rechnungshof soll das Programm überwachen. Die laufende Arbeit kontrolliert ein weiteres Gremium mit Fed-Chef Bernanke.
MANAGERGEHÄLTER: "Goldene Fallschirme" als Millionen-Abfindungen für gescheiterte Wall-Street-Bosse soll es bei den teilnehmenden Banken nicht mehr geben. Top-Gehälter sollen zudem gedeckelt werden.
ANTEILE: Der Staat soll Anteile an den beteiligten Finanzhäusern erhalten. So könnte er profitieren, wenn es ihnen wieder bessergeht.
TEILNEHMER: Vom Finanzkonzern über Fonds und Versicherer bis zu Regionalbanken können so gut wie alle ihre Altlasten anbieten. Auch ausländische Firmen bekommen unter bestimmten Bedingungen Zugang.
HAUSBESITZER: Sie können auf gewisse Erleichterungen wie womöglich geänderte Kreditraten und niedrigere Zinsen hoffen. Der Fonds wird aber nicht unmittelbar etwa bei Zwangsversteigerungen von Häusern als Retter einspringen. /fd/DP/js
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!