Zukunftsbranche |
31.07.2021 22:03:00
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Space-Aktien im Visier: Anleger können von SpaceX, Blue Origin und Virgin Galactic profitieren
• Börsennotierte Unternehmen decken verschiedene Bereiche der Raumfahrt ab
• Investition in Branche auch über ETFs möglich
Der Weltraumtourismus sorgte in den vergangenen Wochen für einige Schlagzeilen: Zuerst startete Virgin Galactic-CEO Richard Branson im Juli zu einem Kurztrip ins All, dann absolvierte nur wenige Tage später Jeff Bezos an Bord eines Raumschiffes seiner Firma Blue Origin einen nur wenige Minuten dauernden Weltraumflug. Auch SpaceX-Gründer Elon Musk macht bereits seit Jahren immer wieder mit einer geplanten Mars-Mission von sich reden. Doch wer nun glaubt, der Weltraum sei den Superreichen vorbehalten, der irrt sich. Zwar dürften Weltraumflüge aufgrund der immensen Preise für Normalsterbliche noch lange unerschwinglich bleiben, doch mit einer Investition in die Raumfahrtbranche kann jeder zumindest metaphorisch bei der Reise zu den Sternen dabei sein. Zwar sind mit Blue Origin und SpaceX zwei der wohl bekanntesten Weltraumfirmen nicht an der Börse notiert, doch es gibt zahlreiche andere börsengelistete Firmen, die sich auf den Bereich der Raumfahrt spezialisiert haben und viele weitere, die zumindest mit einem Geschäftsbereich im Weltall mitmischen. Der Weltraumtourismus macht dabei nur den kleinsten Teil aus, denn vor allem andere Bereich der Raumfahrt sind aktuell gefragt und lukrativ.
Weltraum-Aktien: Viel mehr als nur Virgin Galactic
Als Sieger im Wettrennen der Milliardäre ins All kann sich Richard Branson über einiges an Publicity für sein Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic freuen. Das Unternehmen ging 2019 mit Hilfe einer SPAC an die New Yorker Börse, ist bislang jedoch nicht profitabel. Die Anleger scheint das kaum zu stören: Seit Jahresbeginn konnte das Papier um mehr als 26 Prozent zulegen (Stand: 30. Juli 2021). Zuletzt sorgten jedoch die Nachricht, dass Virgin Galactic wegen falscher Bilanzierung verklagt wird, sowie eine angekündigte Kapitalerhöhung für deutliche Rücksetzer. Börsenkenner zeigen sich mit Blick auf die Virgin-Galactic-Aktie ebenfalls skeptisch: "Die Aktie ist schon stolz bepreist und nur bedingt als spekulatives Liebhaberobjekt geeignet", sagte der für seine Wirtschaftsbücher bekannte Autor Marc Friedrich gegenüber "Business Insider". Auch Kapitalmarktexperte Christian W. Röhl winkte im Gespräch mit dem Nachrichtenportal bei der Aktie ab. "Ich glaube auch nicht dran, dass es für Weltraumtourismus auf diesem Niveau einen ausreichend skalierbaren Markt gibt. Insofern ist die Aktie kein Investment für mich", lautete seine Einschätzung.
Doch Anlegern, die über börsennotierte Unternehmen in die Raumfahrt investieren wollen, bieten sich noch einige weitere Aktien als interessante Option. Laut "Capital" seien etwa Satellitenhersteller ein weniger spekulatives Space-Investment. Laut dem Wirtschaftsmagazin sehen Analysten mittelfristig Aufwärtspotenzial für Satelliten-Firmen, da immer mehr Kommunikationsequipment im Weltraum benötigt wird und es zudem günstiger werden dürfte, Satelliten ins All zu schießen. Steigende Margen bei den Satellitenherstellen sollten die Folge sein.
In diesem Bereich mischt auch eine deutsche Firma bei den ganz Großen mit. Das familiengeführte Unternehmen OHB aus Bremen gehört laut "Capital" zu den Top-Drei Auftragnehmern für die europäische Weltraumagentur ESA. Der Konzern befasst sich mit Satellitenentwicklung, -bau und -betrieb, Datenübertragung und -verarbeitung sowie der Entwicklung und dem Bau von wissenschaftlichen Nutzlasten und Luft- und Raumfahrt-Strukturen. Die OHB-Tochter MT Aerospace hat zudem kürzlich einen Auftrag für die Entwicklung eines Prototyps für eine optimierte Oberstufe der europäischen Trägerrakete Ariane 6 erhalten. OHB erwirtschaftete im Jahr 2020 einen Konzernüberschuss von 20,9 Millionen Euro, ist also profitabel. Zudem kann das Unternehmen prall gefüllte Auftragsbücher vorweisen, obwohl es bei der Ausschreibung für die neue Generation der Galileo-Navigationssatelliten leer ausging. Die Aktie von OHB ist bislang jedoch kein Überflieger: Sie tendiert seit mehreren Jahren im Großen und Ganzen seitwärts.
Ein weiterer Satellitenhersteller ist der US-Konzern Maxar Technologies, dessen Aktienkurs jedoch seit Jahresbeginn unter Druck steht und an der NYSE um 6,2 Prozent nachgegeben hat (Stand: 30. Juli 2021). Maxar Technologies fährt bislang Verluste ein, erhielt jedoch von der NASA einen Auftrag für die Entwicklung des Antriebssystems für die Raumstation Lunar Gateway, die in Zukunft als eine Art Umsteigebahnhof für Astronauten dienen soll. Laut "Business Insider" sehen Analysten der Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs Wachstumspotenzial bei Maxar Technologies und empfehlen die Aktie zum Kauf.
Auch etablierte Firmen mischen im Weltall mit
Neben Unternehmen, deren Geschäft sich auf das Weltall konzentriert, gibt es auch mehrere andere Unternehmen, die zumindest über eine Weltraumsparte verfügen und somit für Anleger, die ein Space-Investment suchen, ebenfalls interessant sein könnten. Einer dieser großen Konzerne ist das Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus, das neben Flugzeugen unter anderem auch Satelliten, Antriebssysteme, Raumfahrtausrüstung und Elektronik für Raumfahrtplattformen baut. Daneben hat Airbus zusammen mit der italienisch-französischen Firma Thales Alenia Space, die zum Teil der Thales Group und zum Teil Leonardo gehört, den Zuschlag für die neue Generation der Galileo-Satelliten erhalten, der OHB entgangen war. Airbus ist zudem am Bau der Trägerrakete Ariane 6 beteiligt. Die Analysten sind für die Airbus-Aktie ebenfalls positiv gestimmt: Von 14 bei finanzen.net erfassten Analysten empfehlen zehn den Titel zum Kauf, die restlichen vier votieren mit "Hold". Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 126,23 Euro, die Airbus-Aktie kostete auf XETRA zuletzt 115,72 Euro (Stand: Schlusskurs vom 30. Juli 2021).
Auch Boeing und Lockheed Martin verdienen am Weltraumhype mit. Laut "ETF Nachrichten" erwirtschaftet Lockheed Martin bereits jetzt ein Fünftel seiner Umsätze mit der Space-Sparte und baut das Geschäft noch weiter aus. Boeing arbeitet daneben unter anderem am CST-100 Starliner, einem bemannten und wiederverwendbaren Raumschiff.
Auch ETFs bieten Zugang zum Weltall
Neben Einzelaktien mit Weltraumbezug bieten auch ETFs eine Möglichkeit, in die Zukunftsbranche zu investieren. Autor Marc Friedrich bezeichnete ein breit gestreutes Investment über einen ETF gegenüber "Business Insider" sogar als die bessere Wahl. Infrage kommen dafür etwa der ARK Space Exploration & Innovation ETF von Cathie Woods ARK Invest. Dieser enthält neben Aktien der bereits genannten Unternehmen Boeing, Thales und Lockheed Martin allerdings auch Technologiewerte wie Amazon, Alphabet oder Netflix, die eigentlich nichts mit dem Weltraum zu tun haben. Dafür wurde der ETF auch bereits scharf vom bekannten US-Moderator Jim Cramer kritisiert. "Es ist lächerlich, aber es gibt nicht genug echte weltraumbezogene Aktien, um einen anständigen ETF zu machen", sagte Cramer bei "CNBC". Er empfahl Cathie Wood, keinen Weltraum-ETF aufzulegen, "wenn man ihn mit Netflix und Deere aufpolstern muss".
Seit Kurzem ist mit dem Procure Space ETF jedoch auch der erste Raumfahrt-ETF an der Deutschen Börse gelistet. Der ETF investiert in 30 Unternehmen aus den Bereichen Satellitenbau und -betrieb, Raketenbau und -betrieb, satellitengestützte Telekommunikation sowie weltraumgestützte Bild- und Nachrichtendienste. Zudem will der ETF einen frühen Zugang zu Unternehmen bieten, die vom Weltraumtourismus profitieren. Der zugrundeliegende Index darf dabei nur zu einem Fünftel aus Firmen bestehen, die weniger als die Hälfte ihrer Einnahmen aus der Raumfahrt erzielen. Er dürfte somit ein etwas pureres Investment in die Raumfahrtbranche bieten als der ETF von Cathie Wood. Ob sich das an der Börse langfristig auszahlt, lässt sich momentan jedoch noch nicht sagen, da der Procure Space ETF erst seit wenigen Wochen gehandelt werden kann. Anleger sollten jedoch bei allen Investitionen in die Raumfahrtbranche einen langen Atem mitbringen, sagte Jürgen Brückner von der FV Frankfurter Vermögen gegenüber "Citywire": "Raumfahrt ist ein Langfristthema, und der Zeithorizont sollte mindestens drei bis fünf Jahre betragen."
Redaktion finanzen.at
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