Studie |
19.11.2022 22:48:00
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So viel Geld muss Deutschland in die Hand nehmen, um Inflation und Energiekrise in den Griff zu bekommen
• Paket könnte sich vollständig finanziell selbst tragen
• Maßnahmenpaket mit Dreifachwirkung
Die Denkfabrik Agora Energiewende hat einen Vorschlag für ein Inflationsbekämpfungspaket auf den Tisch gelegt, mit dem Deutschland zwei Probleme zeitgleich in den Griff bekommen könnte: Die fossile Energiekrise und mangelnden Klimaschutz. Die Kosten für das Programm liegen zwar im Mehrmilliarden-Bereich, das Maßnahmenpaket könnte sich aber selbst tragen.
92 Milliarden Euro zur Eindämmung der Energiekrise
Insgesamt sollte die Regierung 92 Milliarden Euro für ein Inflationsbekämpfungspaket in die Hand nehmen, so der Vorschlag von Agora Energiewende. Mit dem Geld sollen einerseits Herstellungs- und Umsetzungskapazitäten für klimaneutrale Technologien deutlich ausweitet und bürokratische Hürden abgebaut werden, zeitgleich sollen mit den Milliarden "sozialgerechte Förderung sowie die Absicherung von Investitionen finanziert" werden.
Den Milliardenausgaben stehen über einen Zeitraum von 15 Jahren gesehen aber massive potenzielle Einsparungen bei Öl- und Gasimporten gegenüber, so der Thinktank weiter. Auf 160 Milliarden Euro beziffern die Experten das Einsparpotenzial in diesem Bereich. Vor diesem Hintergrund würde sich "ein solches Maßnahmenpaket durch die eingesparten Ausgaben für fossile Energieimporte vollständig selbst tragen".
Aktuelle Maßnahmen greifen zu kurz
Die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen sind den Experten zufolge eher darauf ausgerichtet, schnelle Entlastungen für Haushalte und Industrie zu bringen. Dies sei angesichts der drastischen Preissteigerungen auch "richtig und wichtig". Doch um die Energiekrise zu überwinden, seien darüber hinaus die geforderten Investitionen nötig, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden.
"Mit Energieeffizienz, Erneuerbaren Energien und dem konsequenten Einstieg in die Kreislaufwirtschaft können wir fossile Energieimporte dauerhaft ersetzen und bezahlbare Energiepreise sichern. Unser Maßnahmenpaket hat eine dreifache Wirkung - für Klimaschutz und Energiesicherheit und gegen die Inflation", sagt Simon Müller, Direktor Deutschland von Agora Energiewende.
So sollen die Investitionen verteilt werden
15 der 92 Milliarden Euro werden Agora zufolge für die Energiewende benötigt. Zwei Drittel des Geldes solle allein in den Aufbau von Fertigungskapazitäten gehen, das restliche Drittel sei dann für die Stärkung der Fachkräfte sowie Planungs- und Genehmigungsbehörden vorgesehen.
Ein zweiter großer Batzen in Höhe von 20 Milliarden Euro soll in die Energiewirtschaft fließen. Mit dem Geld sollen den Experten zufolge Investitionen in Erneuerbare Energien abgesichert, das Strom- und Wasserstoffnetz ausgebaut, die Offshore-Industrie unterstützt und ein intelligenter Netzbetrieb sowie Flexibilitäten geschaffen werden. Auch will man langfristige Stromlieferverträge absichern.
Mit 30 Milliarden Euro der größte Teil des Inflationsbekämpfungspaket ist unterdessen dafür vorgesehen, den Ausbau CO₂-freier Wärme in Häusern sozial gerecht voranzubringen, heißt es im Rahmen der Studie weiter. Konkret will man die Mittel einsetzen, um Sanierung und Heizungstausch, insbesondere für einkommensschwache Haushalte, zu fördern.
Auch die Industrie soll einen Teil des Milliardenpakets erhalten. 15 Milliarden Euro sollen für ein Sonderförderprogramm für Investitionen in Wärmepumpen, Elektrodenkessel und Energieeffizienztechnologien, etwa zur Abwärmenutzung oder fortschrittliche Sortier- und Recyclingtechnologien bereitgestellt werden, schlägt Agora vor. Zudem würden weitere Mittel zur Finanzierung von Klimaschutzverträgen für die Stahl-, Chemie und Zementindustrie veranschlagt.
Die übrigen 12 Milliarden Euro seien dann schlussendlich für die "Sicherung von Energieimporten und die Unterstützung der globalen Transformation" vorgesehen. Auf diesem Weg könnte der schnelle Hochlauf von grünen Wasserstoff-Importen finanziert werden, zeitgleich könnten internationale Klima- und Energiepartnerschaften gestärkt werden.
"Wir brauchen jetzt eine strategische Neuaufstellung für den Hochlauf von Zukunftstechnologien. Nur so sichern wir unseren Wirtschaftsstandort und führen das Land gestärkt in die neue Energiezukunft", betont Müller. "Jedes Windrad, jede PV-Anlage und jede Wärmepumpe bringt uns einen Schritt näher an die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und stellt sicher, dass sich Deutschland und Europa als zentraler Markt für Zukunftstechnologien etablieren."
Redaktion finanzen.at
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