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10.09.2015 21:57:38

Schwäbische Zeitung: "Russland kann in Syrien helfen" - Leitartikel

Ravensburg (ots) - Russland mischt in Syrien wieder aktiv mit. Zwar gibt es keinen Grund zur Annahme, dass Moskaus Bodentruppen bereits in Kämpfe gegen die Erzfeinde des geschwächten Diktators Baschar al-Assad - den islamischen Staat (IS) und die al-Nusra-Rebellen - verwickelt sind. Zweifellos jedoch verstärkt Präsident Wladimir Putin seine Militärhilfe für den arabischen Verbündeten in Not. Der Kremlchef tut dies natürlich nicht aus Nächstenliebe.

Putin geht es erstens darum, seine militärische Präsenz in einem der wichtigsten geostrategischen Brennpunkte zu erhalten. Der kleine Marinestützpunkt Tartus ist sein Garant dafür, im Wettkampf mit den Großmächten um Ressouncen und Einfluss im Nahen Osten politisch mitspielen zu können. Russlands Führung ist nicht daran interessiert, die IS-Kämpfer vor den Toren ihrer Basis zu sehen. Im Gegenteil: Genau wie Assad und die westlichen Staaten fürchtet Moskau den Vormarsch der Terrormiliz, die ein Riesenkalifat vom Persischen Golf bis zur Mittelmeerregion aufbauen will. Das hätte sicher Folgen für die instabile Kaukasusregion, in der Russland bereits Kriege gegen Islamisten geführt hat.

Und genau darum ist die US-Kritik an Russlands "Einmischung" in Syrien bestenfalls halbherzig. Ja, Putin verlängert durch die Aufrüstung Syriens wahrscheinlich Assads Zeit an der Macht. Doch Russland könnte neben Iran ein wichtiger Faktor werden, der den IS daran hindert, in Damaskus einzumarschieren, während Frankreich, Großbritannien und andere Staaten den Luftkrieg gegen den Dschihadisten ausweiten.

Moskau hat früher in der Region eine konstruktive Rolle gespielt
bei der Vernichtung der chemischen Waffen Assads oder dem Atomdeal mit dem Iran. Es wäre einen Versuch wert, Putin in eine internationale militärische Koalition gegen den IS einzubeziehen, auch wenn das derzeit unwahrscheinlich klingt. Wenn Russland und der Westen einander mehr vertrauen und sich auf gemeinsame Interessen besinnen, könnten sie die Entfremdung verhindern, die seit Beginn des Ukraine-Krieges ihre Beziehungen zunehmend lähmt.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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